CLAUDE CHABROL, der inzwischen 65-jährige Apothekersohn aus Paris, hat in den meisten seiner bislang 46 Filme die Doppelmoral und die Gemeinheiten des französischen Großbürgertums genüsslich attackiert. Der Familie Lelievres geht es gut. Der Vater ist Fabrikant und liebt seine schöne Frau Catherin. Die Tochter studiert erfolgreich, der Sohn geht aufs Gymnasium. Man lebt in einem großen, komfortablen Haus auf dem Land, in der Nähe von Saint-Malo in der Bretagne. Und: Man schätzt die schönen Künste. Mit der jungen Sophie kommt anscheinend eine Perle ins Haus, Sophie ist ein fleißiges Dienstmädchen ohne Probleme und auch ohne große Ansprüche. “Biester“ lässt einmal mehr die beiden beliebten Chabrol-Welten, Bourgeoisie und Proletariat, aufeinanderprallen. Doch anders als früher, wo Chabrol die Schwachen in Schutz nahm und die Reichen lächerlich machte, ist es diesmal umgekehrt. Die Familie entpuppt sich als Hort der Friedlichkeit und Gutmütigkeit. Während die beiden jungen Prolo-Frauen als psychopathische Monster vorgeführt werden. Sandrine Bonnaire und Isabelle Huppert dürfen sich vehement austoben und wurden dafür beim Venedig-Festival preisgekrönt. “Biester“, der neueste Streich von Altmeister Claude Chabrol, ist gesellschaftspolitisch gesehen, missglückt. Ansonsten plätschert er leise vor sich hin…(= 2 ½ PÖNIs). |
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