PÖNIs: (2,5/5)
„BENJAMIN BLÜMCHEN“ von Tim Trachte (D 2017; B: Bettina Börgerding, Elfie Donnelly; nach der gleichn. Jugendbuch- und Hörspielreihe; K: Fabian Rösler; M: Egon Riedel; 91 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.08.2019).
Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug
BENJAMIN BLÜMCHEN ist wohl der beliebteste Dickhäuter in Deutschland. Der Hörspiel- und Zeichentrickfigur wurde 1977 von ELFIE DONNELLY das Leben geschenkt. Die am 14. Januar 1950 in London geborene Kinderbuchautorin ist Trägerin des „Deutschen Jugendliteratur-“ sowie „Hans-im-Glück“-Preises von 1978. 1979 wurde sie dann ebenfalls mit dem renommierten „Adolf-Grimme-Preis“ geehrt. Neben dem beliebten Elefanten Benjamin ist sie auch die geistige Mutter der Hexe: BIBI BLOCKSBERG. Beide ihre „Kinder“ fanden damals schnell ein Vertriebszuhause in der „KIDDINX Media GmbH“ (ehemals: „Kiosk Audio Video Cassetten GmbH“), die alleine mit BENJAMIN BLÜMCHEN bis heute 97 Gold- und 122 Platinauszeichnungen ergattern konnte. Keine schlechte Ausbeute bei einer derzeitigen Auflage von 142 Ausgaben (plus diverser Spezialfolgen). Während in den ersten 80 Folgen noch der Berliner EDGAR OTT (*02.07.1929 – †13.02.1994) dem anthropomorphen Herrn Blümchen seine unvergleichliche Stimme lieh, übernahm nach seinem Tod, und somit ab Folge 81, der deutsche Schauspieler JÜRGEN KLUCKERT die Synchronarbeit. Bekannt wurde dieser unter anderem durch die Vertonung von anderen Größen wie „Brian Cox“, „Chuck Norris“, „Danny Glover“ oder „Morgan Freeman“. Nun, 40 Jahre später, und nach weiteren Ablegern wie einer gleichnamigen TV-Zeichentrickserie (3 Staffeln mit je 13-26 Folgen), einem Musical, diverser Magazine oder Marketingprodukten wie Süßigkeiten, folgt die erste Kino-Realverfilmung. Die Regie dazu übernahm der 43-jährige Münchner TIM TRACHTE, der bisher durch die Komödie „Abschussfahrt“ oder den dritten Teil der Jugendfilmreihe „Vampirschwestern“ mehr oder weniger auffiel.
Alles dreht sich um einen Zoo im fiktiven Neustadt. Unter der Leitung des Direktors Herrn Tierlieb (FRIEDRICH VON THUN) fühlen sich die felligen Bewohner dort sehr wohl. Inklusive des menschlich auftretenden Elefanten Benjamin „Bartholomäus“ Blümchen (wie im Hörspiel: JÜRGEN KLUCKERT). Es sind Sommerferien und diese will der große Graue eigentlich in Ruhe mit seinem kleinen Menschenfreund Otto (MANUEL SANOS GELKE) verbringen. Doch der zoologische Garten hat finanzielle Probleme und muss renoviert werden. Deswegen wird kurzerhand die mondäne Fachfrau Zora (HEIKE MAKATSCH) engagiert, die getreu ihrem Nachnamen alle und alles wieder auf Zack bringen soll. Die Folge: Modernisierung, Wegrationalisierung und üble Machenschaften einer geldgierigen Immobilientussi.
Die Geschichte ist einfach und für Kinder gut zu verstehen. Die Darstellung einiger Figuren gelungen. Zu erwähnen wären an dieser Stelle DIETER HALLERVORDEN als herrlich schrulliger Ruhestand-Spion Walter Weiß, UWE OCHSENKNECHT als korrupter Bürgermeister, LIANE FORESTIERI als rasende Reporterin KARLA KOLUMNA (auch wenn sie nicht ganz an die legendäre Hörspielstimme von GISELA FRITSCH heranreicht) sowie in erster Linie TIM OLIVER SCHULTZ als Wärter Karl. Der „Club der roten Bänder“-Anführer (s. Kino-KRITIK) sticht positiv aus dem Ensemble heraus und wird hoffentlich mit seinem Talent bald auch an anderer Stelle im Kino zu sehen sein. Die Gestaltung der Kulissen ist derweilen fantastisch und weicht von der sonst eher fantasielosen Umsetzung anderer Kinderklassiker ab. So viel zur „Habenseite“. Auf der anderen Seite existiert aber ein wortwörtlich riesiges Problem: der Protagonist.
BENJAMIN BLÜMCHENs Animation ist, kurz gesagt: voll daneben. Misslungen. Lieblos. Detaillos. Ohne Struktur. Er agiert wie eine schlecht animierte Knetfigur, die selbst in der märchenhaft-plakativen Umgebung noch verfehlt gekünstelt wirkt. Wie ein Fremdkörper im eigenen Film. Vor allem im Zusammenspiel mit seinem besten Freund Otto (überzeugend MANUEL SANTOS GELKE; und neulich noch mit der „TKKG“ unterwegs/s. Kino-KRITIK) oder mit der fiesen Blondine, die HEIKE MAKATSCH klischeehaft bedient, wird dies zu einem Mangel, den nur eine spannendere Erzählweise hätte auffangen können.
Fazit: BENJAMIN BLÜMCHENs Kinodebüt ist ein trauriger Totalausfall des Titelhelden, mit kleinen nostalgischen Highlights und teils guten Menschenakteuren in einer bunten, vom Green-Screen geprägten Welt. Bedingt empfehlenswert. (= 2 ½ „Carrie“-PÖNIs… Töröööö).