PÖNIs: (4,5/5)
„BELFAST“ von Sir Kenneth Branagh (B + R; GB 2020; K: Haris Zambarloukos; M: VAN MORRISON; 99 Minuten);AUTHENTISCH. Titel = „BELFAST“. Von KENNETH BRANAGH (B + R; autobiographisch empathisiert; GB 2020; K: Haris Zambarloukos; M: VAN MORRISON; 99 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.2.2022). In Richtung „Oscar“ (am 27.3.2022): Der Film erhielt insgesamt sieben Nominierungen, darunter als „Bester Film“ und Kenneth Branagh für die „Beste Regie“ und für das „Beste Originaldrehbuch“. Sir KENNETH BRANAGH, der kürzlich erst mit der Agatha Christie-Adaption „Tod auf dem Nil“ Kinopremiere hatte (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs), wurde am 10. Dezember 1960 in Belfast/Nordirland geboren und erzählt in diesem Schwarz-Weiß-Werk von seiner Kindheit-dort. Die abrupt 1969 böse Lebensspuren abbekam. Wir befinden uns in einem Arbeiterviertel von Belfast. Wo die Menschen gut miteinander auskommen. Sie kommunizieren, haben Kontakt mit- bzw. untereinander; es spielt keine oder nur eine untergeordnete Rolle, ob sie sich als Katholiken oder Protestanten begegnen. Es ist der 15. August 1969, und die heimische Welt wird sich von jetzt auf gleich verändern. Zuvor aber erleben wir den neunjährigen Buddy (begeisternd: JUDE HILL), der hier zusammen mit seiner Familie, Eltern, Großeltern, lebt. Sein Spielplatz sind die Gassen des Viertels. Allerdings ist zu seinem Leidwesen sein Vater sehr viel aushäusig, pendelt zwischen Belfast und England, wo die Bezahlung besser ist. Daher ist Buddys Vater (JAMIE DORNAN) jeden Monat für zwei Wochen weg und überlässt den Großteil der Erziehung von Buddy und dessen älterem Bruder Will seiner Frau (CAITRIONA BALFE). Wir erleben das Geschehen aus privater Sicht und dabei konsequent aus der Sicht des neunjährigen Jungen. Doch seine unbeschwerte, abenteuerreiche geschützte Jugend endet jäh, als von jetzt auf gleich die sogenannten „Troubles“ beginnen. Die „religiösen“ Attacken. Ab Tag darauf bestimmen Aufräumbewegungen diese Region, gehören „Positionen“ fortan zum Alltag, Protestantenmilizen gegen pro-irische Katholikenverbände. Die „Buddy-Straße“ zeichnet beklemmende Spuren, während der regionale Nachwuchs bemüht ist, „Seins“ hier weiter durchzuziehen. Zu empfinden. Obwohl nun Stacheldraht, Bürgerkriegsgewalt und ähnliche Auswüchse dazugehören. Und die Buddy-Family nachzudenken beginnt, ob nicht ein Wegzug von hier, nach London, künftig die bessere Lebensalternative bilden könnte. Möglicherweise.
„BELFAST“ bezeichnet der Autoren-Regisseur selbst als „autofiktional“ und nennt ihn als seinen bislang persönlichsten Film, weil dieser autobiographisch geprägt ist und von der Kindheit Kenneth Branaghs handelt. Erzählt. Berichtet: „Wir hörten ausgiebig Radio, hörten ausgiebig Schallplatten und schauten uns ausgiebig Kinofilme an, zum Beispiel ‚Chitty Chitty Bang Bang‘, und wenn wir das nicht taten, besuchten wir uns gegenseitig“. „BELFAST“ blickt aufs Erinnern, auch musikalisch, verwendet überwiegend Musik des nordirischen Singer-Songwriters VAN MORRISON, der acht alte und einen neuen Song beisteuert. Das Ensemble, verblüffend atmosphärisch vom britischen Kinderdarsteller JUDE HILL angeführt, und u.a. mit JUDI DENCH besetzt, vermittelt die Atmosphäre, die Spannungen, die Gedanken jener Jahre. In denen nordirisches Kind-Sein sich in ein nun schnelleres Erwachsenwerden hin-bewegt mit dem Bemühen, „dennoch“ Lebensfreude, das Lachen und die Fantastereien von Kino und Fernsehen mit-einzubeziehen.
„BELFAST“, der Film, ist faszinierend wertvoll (= 4 1/2 PÖNIs).