BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL

PÖNIs: (3/5)

„BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL“ von Detlev Buck (Co-B + R; D 2020; Co-B: Daniel Kehlmann; nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann; K: Marc Achenbach; M: Keine Angaben; 114 oder 103 Minuten = da widersprechen die Angaben; deutscher Kino-Start: 2.9.2021);

Mmmmh. Titel = „BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL“. Verfilmung des gleichnamigen Romans von THOMAS MANN. Von Detlev Buck (Co-B + R); D 2020; Co-B: Daniel Kehlmann; 114 oder 103 Minuten, da widersprechen sich die Angaben.

Paul Thomas Mann, geboren am 6. Juni 1875 in Lübeck; deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts; wurde 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur  ausgezeichnet; gestorben am 12. August 1955 in Zürich/Schweiz.

Paris um 1900.

„So etwas Herrliches war selten im Schultheater zu sehen“ (ZEIT Online).

„Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ ist ein unvollendet gebliebener Roman von Thomas Mann. Das Werk entstand in den Jahren 1910 bis 1913 und in der Zeit vom 26. Dezember 1950 bis zum 16. April 1954. Thomas Mann hat die geplante Fortsetzung auf einem Notizblatt festgehalten: „Felix Krull wird mit 20 Jahren Kellner, lernt mit 21 den jungen Aristokraten kennen, an dessen Statt er reist. … Auf demselben Notizblatt wird auch die Einteilung des Romans festgehalten: „Erster Teil: Jugend  / Zweiter Teil: Kellner und Reise / Dritter Teil: Hoteldieb / Vierter Teil: Zuchthaus / Fünfter Teil: Ehe / Sechster Teil: Der Kleinen Tod. Flucht. Ende“. Der aktuelle Film umfasst die ersten Drei Teile zusammengefasst.

„Der Regisseur Detlev Buck bringt ‚Felix Krull‘ ins Kino, den letzten Roman. Warum er das getan hat, ist leider nicht zu erkennen“ (Der SPIEGEL / 28.8.2021).

Jannis Niewöhner als Krull macht seine Sache sehr achtbar, bleibt der schwer zu fassenden Figur irgendwo zwischen Halbgott (Hermes!) und Verbrecher aber doch einiges an Charisma und psychologischer Einfühlung schuldig. Hier hätte man sich vom Drehbuch etwas mehr deutende Unterstützung gewünscht, wenn Krull als moderner Held des Social-Media-Zeitalters und der zerfließenden sozialen wie geschlechtlichen Identitäten begriffen werden soll. Die Betonung seiner Gentleman-Rolle (ein ehedem emanzipatorischer Begriff zwischen Bürgertum und Adel) erscheint da nicht ganz up to date“ (Filmdienst 1.9.2021).

Es treten auf: Erste Garde deutscher Schauspieler wie JOACHIM KROLL als interessierter Professor Kuckuck; , MARTIN WUTTKE als habgieriger Juwelenhändler; LIV LISA FRIES als Prostituierte Zaza aus Frankfurt und „doppelte“ Geliebte; DAVID KROSS als in Zaza „heiß“ verliebter Marquis de Venosta; MARIA FURTWÄNGLER als übergeilte Madame Houplé, die hinter Felix falsch her ist.

DER gut aussehende, staffierte FELIX KRULL = JANNIS NIEWÖHNER bewegt viel Möchtegern-Charme. Beeindruckt durch geschicktes Reden und exzellente Kleidung. Wirkt mehr wie eine fidele Pseudo-Figur vom atmosphärischen Rummelplatz-Hotel als ein listiger Hungriger, der sich auffallend bemüht um einen gesellschaftlichen und vor allem seinen finanziellen Anteil. Die Raffinesse aber lebt arg gespielt. „Buck und Kehlmann sind keine Spielverderber, und sie wissen, das Publikum möchte nicht mehr einfach nur Sekt, auch keinen guten. Detlev Bucks ‚Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull‘ ist der Gin Tonic unter den Thomas Mann-Verfilmungen“ (SZ / 1.9.2021).

Es existieren zwei Felix Krull-Verfilmungen. Die erste entstand 1957 unter der Regie von Kurt Hoffmann, mit HORST BUCHHOLZ als Felix Krull und LISELOTTE PULVER als Zaza.  Die zweite ist soeben in den Kinos angelaufen. Über Jannis Niewöhner heißt es auf meinem zweiten Notizblatt: Er sieht gut aus (= hatten wir schon). Wie Thomas Mann ihn beschrieben hat. Er ist hübsch (= ja doch). Er ist listig (= genau). ER ist gerissen. Er ist ein aalglatter Lebens-Spieler; allerdings auch: von begrenzter Locker-Verführer-Ausstrahlung. Er dient, besser: ER be-dient.

DETLEV BUCK. Als würde er mitteilen: Ich spiele Regie. Zeige Glanz und Gloria. Im Laufen wie beim Lügen. Das Hotel, eine feudale Klitsche. Mit tückischen Gestalten. Jedoch: Eigentlich solchen, die wehtun sollen, aber hier meistens nur halb-kalt falsch-lächelnd pusten. Anstatt ihre draufgängerische, raffinierte Härte vorzustellen. Und viel Sprechen passiert ja auch.

Was nun? „Klassiker mit Zuckerguss“, wie vom SPIEGEL benannt? Beziehungsweise: „Der Film beschert den Zuschauern durchaus Momente des Fremdschämens“? Klar, wir blicken schon des Öfteren auf eine stattliche Anzahl oberflächlich chargierender (Neben-)Figuren. Und gewiss, hier nach einer „politischen Mann-Adaption“ zu hinterfragen von wegen mit dem starken 2021er Sozial-Motto: Die Reichen beuten immer mehr aus, Die Armen müssen darunter leiden, ist hier zu tief gedacht. Detlev Buck & Team sind Komödianten-Artisten. Nehmen wir es so: Diese filmische Adaption eines fragmentarischen Klassikers ist einfach anzuschauen (= 3 PÖNIs).

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