Badland Kritik

BADLAND“ von Francesco Lucente (B+R; USA/D 2007; 165 Minuten; Start D: 08.05.2008); einem 48jährigen Kanadier, dessen erste beiden Spielfilme die Teenager-Komödie “The Virgin Queen Of St. Francis High“ (1987) und das Drama “The Inner Voice“ (1992) waren.

Hier nun blickt er auf das aktuelle Amerika, auf die traumatisierte Land USA. Wobei er in der Spur von Filmen wie “Im Tal von Elah“ (von Paul Haggis/mit Tommy Lee Jones). “Machtlos“ (von Gavin Hood/mit Jake Gyllenhaal), “Operation Kingdom“ (von Peter Berg/mit Jamie Foxx) von den fürchterlichen seelischen Qualfolgen von aktiven wie ehemaligen Irak-Soldaten erzählt. Der Krieg mag woanders stattfinden, doch seine Auswirkungen finden sich erst recht “danach“ bzw. Zuhause.

Jerry war Soldat, hat in Afghanistan und im Irak gekämpft, bevor er unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde. (Warum, erfahren wir nicht). Jerry haust in irgendeinem Wohnwagen in Wyoming. Der dreifache Familienvater lebt am Rande der Existenz, ist randvoll mit nicht bewältigten Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen. Er hat ständig Alpträume, kann seine (Dauer-)Wut kaum kontrollieren. Das Heim wirkt auf ihn wie ein Gefängnis, es ist ein schlimmes Leben. Weil Jerry gelernt hat, notfalls mit Gewalt “Probleme“ zu lösen, rastet er eines Tages aus. Löscht seine Familie – fast – aus, erschießt seine ständig nörgelnde, schimpfende Ehefrau und seine beiden Söhne. Mit der überlebenden Tochter Celina begibt er sich auf den Flucht-Weg.

Fortan konzentriert sich der Film auf das Innenleben dieses Mannes, der sowohl Täter wie auch Opfer zugleich ist. Ein Harter-Toback-Film, dieses ununterbrochen an die Birne klopfende/hauende Psychogramm eines verständlicherweise “abscheulichen Menschen“. Ebenso einfühlsam wie oftmals kaum nachvollziehbar – weil man ja den überraschenden, verblüffenden und sinn-ergebenden Schluss nicht kennt – geht es um einen “amtlich“ entmenschten Menschen, der nicht mehr weiter weiß und nur noch “schuldig zu reagieren weiß“. Ein Mensch zerfällt in seine seelischen Dunkelteile.

Schwer verdaulich dieser Film, aber notwendig mit all seinen schrecklichen wie erschreckenden Gedanken. “Badland“, der in den USA äußerst kontrovers bis ablehnend aufgenommen wurde, ist ein Film, den man erst demnächst “komplett“ werten, bewerten, auswerten, entdecken wird. Er benötigt viel (Nach)Denk- und Diskussions-Zeit, und die gibt es heute – noch – nicht (der Krieg ist ja noch in vollem Gange, wie da schon reflektieren…). Sein Ungehorsam, seine bohrenden, quälerischen Fragen aber heben ihn schon heute aus der Masse der kommenden lrak-&-Folgen-Filme
außerordentlich hervor.

Mit den ziemlich unbekannten Schauspielern JAMIE DRAVEN (der ältere Filmbruder von “Billy Elliot – I Will Dance“), der kleinen, bezaubernden GRACE FULTON sowie JOE MORTON (“Paycheck – Die Abrechnung“), Vanessa Shaw und Chandra West. Ein hochinteressant wie brandaktuell diskutabel aus dem Rahmen fallender “Kriegsfilm“. Mit Songs von BRUCE SPRINGSTEEN, Ray Lamontage und Joe Morton (= 3 ½ PÖNIs).

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