AZNAVOUR BY CHARLES

PÖNIs: (4/5)

„AZNAVOUR BY CHARLES“ von Charles Aznavour, in der Regie von Marc di Domenico, gesprochen von Romain Duris (Fr 2018/2019; Drehbuch: Marc di Domenico; Adaption des Voice-over: Marc di Domenico & Antoine Barraud; 75 Minuten; deutscher Kino-Start: 17.6.2021);

Als ich jünger war, half mir FRANCOIS TRUFFAUT (6. Februar 1932 – 21. Oktober 1984). Mit Filmen wie „Sie küßten und sie schlugen ihn“, vor allem: „Jules und Jim“ und „Fahrenheit 451“, aber auch: „Das Geheimnis der falschen Braut“ und vor allem: „Die amerikanische Nacht“ konnte er privaten Missmut „bessern“. Wenn ich aus einem Truffaut-Kino-Werk herauskam, ging es mir IMMER besser. 1959/60 spielte CHARLES AZNAVOUR die Titelfigur in dem schwarzweißen Truffaut-Meisterwerk „Schießen Sie auf den Pianisten“, der hierzulande nicht ins Lichtspielhaus kam, sondern erstmals 1966 in der ARD zu sehen war. War ER damals die faszinierende filmische Hauptfigur, ist er dies auch aktuell in dem Dokument, das für all jene ein Erlebnis und Vergnügen ist, die IHN mögen und verehren. Titel = „AZNAVOUR BY CHARLES“. Fr 2019, 83 Minuten: Ein Film von CHARLES AZNAVOUR, in der Regie des hauptsächlich als Musik- und Theater-Produzent bekannten MARC DI DOMENICO: „Wir besuchten Charles 2017 in der Provence, nicht nur aus beruflichen Gründen. Ich fing an, ihn zu filmen, einfach so. … Eines Tages zeigte er mir in einer Ecke des Hauses ein Zimmer, das voller Archivmaterial war. Da gab es auch eine Kiste voller Filmrollen. Charles sagte: ‚Sieh nur, das ist alles, was ich im Laufe meines Lebens gefilmt habe, vielleicht kannst Du damit was anfangen‘. Um das Material – Super 8, auf 16mm – ansehen zu können, digitalisierten wir es erst mal ohne großen technischen Aufwand“.

So entstand ein ungewöhnlicher Lebens-Eindruck dieses großartigen armenisch-französischer Chansonniers, Liedtexters, Komponist und Filmschauspielers CHARLES AZNAVOURIAN, der seinen Familiennamen 1982 in AZNAVOUR änderte. Geboren am 22. Mai 1924 in Paris, gestorben am 1. Oktober 2018 in Mouriès. 1948 schenkte EDITH PIAF Charles eine Paillard-Bolex-Kamera, eine Schmalfilmkamera, die er sein Leben lang behielt. Bis 1982 drehte er unzählige Stunden von Bildmaterial als persönliches Tagebuch. Das jetzt für eine filmische Echtzeit abläuft. Und mit folgender Einleitung, gesprochen von Romain Duris, startet: Was wir im Kino sehen ist unecht und doch die einzige Realität, die wir kennen. Die in diesem Film erzählte Geschichte entstand aus Charles Aznavours Memoiren, Gesprächen mit ihm sowie seinen persönlichen Notizen. … Meine Bilder habe ich, im Gegensatz zu meinen Liedern, nie ans Licht gebracht. … Ich filmte, um mich anzunähern“. Das Presseheft tut kund von Marc di Domenico: „Als Basis für den Text dienten fünf Biografien Aznavours, und diese Arbeit wurde gleichzeitig intuitiv zur Auswahl der Bilder durchgeführt. Aber es klappte nicht. Die Cutterin Catherine Libert änderte die Chronologie des Films, stellte neun Minuten aus Afrika an den Anfang, ohne Ton und Text. Wir tauchten so direkt in seine Bilder ein, die völlig unerwartet einen unbekannten Aspekt von Charles offenbaren: Wir waren viel näher am Menschen dran als am Sänger“.

Der fast 200 Millionen Platten weltweit verkaufte. Und nun über diesen erfrischend unkonventionellen Essayfilm weniger als „Star“ in den Mittelpunkt rückt, um mehr von den Inneneinsichten des Menschen Charles zu offenbaren. Und: Am Ende haben uns 25 Lieder von Charles Aznavour durch diese Perle von Film begleitet, die Marc di Domenico verabschiedet: „Für mich ist dieser Film eine zusätzliche Emotion, die Aznavours Arbeit vervollständigt“ (= 4 PÖNIs).

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