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Heute mal keine leichte filmische Verführbarkeit, sondern enormes wie richtig seelenvolles und SEHR spannendes Kopf-Kino. Aus den USA, wo diese Produktion mit einem Mini-Budget von sage und schreibe nur 200.000 Dollar realisiert, beim renommierten „Sundance Festival“ am 24. Januar 2011 uraufgeführt und mit gleich zwei Festival-Preisen, darunter dem „U.S. Dramatic Competition Special Jury Prize“, ausgezeichnet wurde. Hierzulande hatte sie einen wenig beachteten Kino-Start am 10. November 2011, bevor sie jetzt auf DVD, in der OmU-Fassung, als phantastische Entdeckung gefeiert werden kann: „ANOTHER EARTH“ von Mike Cahill (Co-B, R, Co-Pr., K + Schnitt; USA 2010; im Original mit deutschen Untertiteln; 92 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 04.05.2012). MIKE CAHILL, geboren am 5. Juli 1979 in New Haven, Connecticut, schuf zunächst Fernsehfilme, Kurzfilme sowie Dokumentarfilme für „National Geographic Society“ (so 2005: „Leonard Cohen: I’m Your Man“). Lebt heute in Brooklyn/New York. Sein Debütspielfilm lässt aufhorchen. Ist nicht gleich einfach einzustufen. In eine „simple Schublade“ zu stecken. Beginnt locker. Eine Party. Tanz, Suff, ausgelöste Stimmung. Rhoda Williams ist eine kluge junge Frau. Hat soeben erfahren, in das Astrophysik-Programm beim „Massachusetts Institute of Technology“ aufgenommen worden zu sein. Auf dem Heimweg hört sie im Auto die Nachricht von der Entdeckung eines neuen Planeten. Der von der Erde aus mit dem bloßen Auge zu sehen sei. Rhoda ist irritiert, schaut „nach oben“, kracht dabei in ein anderes stehendes Auto. Und löscht damit eine ganze Familie aus. Eine schwangere Frau und ihr kleiner Sohn sterben, der Ehemann John Burroughs, ein Professor und Komponist, überlebt schwerverletzt. Rhoda kommt nach vierjähriger Haft frei. Inzwischen wurde der „neue Planet“ „identifiziert“. Als „Erde 2“ „entdeckt“. Bezeichnet. Denn man hat festgestellt, dass es sich um einen Duplikat-Planeten unseres Kosmos handelt. Sozusagen um ein Spiegelbild unserer Realität. „Erde 2“ ist genauso wie WIR, „Erde 1“: Ein paralleles Universum. Genauso „gebaut“, entwickelt, aussehend wie bei UNS. Und: Mit UNS. ALLEN. Dort, auf der „Erde 2“, existieren WIR nochmal. Mit dem gleichen Aussehen und mit demselben „Machen“. Wie hier. WIR existieren zweimal. Hier und dort. Natürlich ist die Menschheit-hier besorgt. Was? Wie? Warum? Wieso? Mit welchen Folgen? Die Nachrichten und Talk-Shows sind voll von Informationen, Fragen, Spekulationen. Ununterbrochene Meldungen sprudeln herum. Was passiert, wenn Ich 1 auf Ich 2 eines Tages mal trifft? Treffen sollte? Wie geht das? Was wird dann? Ist eine „völlige Identität“ gegeben? Können WIR „normal“ kommunizieren? Oder existieren „Abweichungen“? Verändern WIR uns? Oder werden wir 1:1 bleiben??? Ich & Ich? Rhoda aber hat andere Sorgen. Gefühle. Sie empfindet weiterhin tiefe Schuld. Für ihr damaliges Verhalten. Für den von ihr verursachten Unfall. Mit seinen schrecklichen Auswirkungen. Begibt sich anonym zum traumatisierten Professor. Hilft bei ihm. Im Haushalt. Will „irgendwie“ Sühne. Offenbart sich aber nicht. Gleichzeitig nimmt sie an einem Wettbewerb teil: Ein Millionär vergibt ein Ticket für einen demnächst geplanten Flug zur „Erde 2“. Rhoda träumt von Erlösung. Vielleicht. Dort. Vielleicht gibt es irgendeine Chance, Möglichkeit, „Zeit zu reparieren“. Denn eine wissenschaftliche Theorie besagt, dass sich die Synchronizität angeblich seit der Entdeckung von „Erde 2“ dort verändert hat. Und die Entdeckung von „Erde 2“ war ja schließlich VOR ihrem grauenhaften Unfall. Doch John Burroughs hat etwas dagegen. Setzt auf Partnerschaft. Er hat Vertrauen und Zuneigung zu Rhoda gefasst. Die sich ihm nun anvertraut. Anvertrauen muss. Welche Folgen. Ein ganz und gar „tiefer“ Film. Der viele aufregende Ideen besitzt, entwickelt, die zu spannenden Gedanken führen. Auch über diese inspirierenden, „sparsamen“ Motive vom originell-erfindungsreichen Kamera-DENKER Mike Cahill. Der Mensch und seine ewige Suche nach der Möglichkeit von „Revision“. Entscheidungen revidieren zu können. Vor allem natürlich Entscheidungen, die mit furchtbaren Folgen verbunden waren. Sozusagen ein Stück Lebensentscheidung/-phase „besser“ wiederholen, „neu“ machen zu können. Zu dürfen. Um aus DER SCHULD “´rauszukommen“. Und wenn es eines riesigen Umweges über einen anderen Planeten bedarf. „Another Earth“ ist eine kammerspielartige, faszinierende Science-Fiction-Metapher. Mit grandios sensiblem, packendem Drama-Geschmack. Ein völlig ungewöhnlicher Spannungsfilm. Mit toll-minimalistischen Mitteln hergestellt, aufwartend. Dabei irritierender, spannender, herrlich-„denkender“ und auch musikalisch so wunderbar passend-leise-stimmiger (Musik: WILL BATES, PHIL MOSSMAN) als so viele teure Fiction-Spektakel mit unzähligen Tricks und dröhnendem Lärm. Vor allem aber, natürlich: Weil die beiden Hauptakteure auch so sensationell „funktionieren“. Körpersprachliche Seelen-Gänsehaut zu erzeugen verstehen: Die 27jährige Co-Autorin, Co-Produzentin und Hauptdarstellerin BRIT MARLING, graduierte Wirtschaftswissenschaftlerin, und der 45jährige Tom Cruise-Cousin WILLIAM MAPOTHER (bekannt über die Figur Ethan Rom in der TV-Serie „Lost“) bewegen sich auf einem emotionalen Niveau-Level voller mitreißender Atmosphäre, Suspense und mit immens vielem Gedanken-Feuer. Mit ihnen mitzufiebern, ist höchst anregend bzw. zutiefst überwältigend. MIKE CAHILL hat gleich mit seinem ersten „erwachsenen“ Film dafür gesorgt, dass man ihn fortan nicht mehr aus den Augen verlieren will. Ich habe mich schon lange nicht mehr bei einem vergleichsweise so kleinen Film „groß“, = großartig, vergnügt. So vollauf angeregt, angesprochen gefühlt. Ganz starkes Kino, jetzt auf DVD: „Another Earth“ !!!!! Anbieter: „CineProject Edition von 20th Century Fox Home Entertainment“ |
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