Wie schön, dass mitten in der Sauren-Gurken-Filmzeit „ANGEL FACE – ENGELSGESICHT“ von Otto Preminger (USA 1952; 91 Minuten; Start D: 27.11.1953; Wiederaufführung: 01.07.1988); auftaucht. Ein lakonischer Psychokrimi aus dem Jahre 1952. Robert Mitchum als unbedarfter, laxer Typ gerät an eine bildschöne, aber eiskalte junge Lady aus reichem Hause. Die ist es gewohnt, mit Menschen wie mit Schachfiguren umzugehen, um zu ihrem Vorteil zu gelangen. Und er lässt sich von diesem Körper faszinieren und einfangen. Wie eine Spinne legt sie ihr Netz, um ihre böse Schwiegermutter los zu werden. Aber natürlich macht sie Fehler und muß Kompromisse eingehen. Das raffiniert aufgebaute und entwickelte Kartenhaus bricht langsam, aber sicher zusammen. Ob er, dieser stoische, naive Kerl, da noch rechtzeitig rauskommt, soll nicht verraten werden.
“Angel Face“ ist Jean Simmons, eine der aufregendsten Hollywood-Schönheiten der Fünfziger. Eine ebenbürtige, faszinierende Partnerin zum hier zurückhaltend auftretenden Robert Mitchum in der Rolle eines Opfers und Verlierers. Ein “film noir“, ein schwarzer, düsterer, pessimistischer Film. Entstanden im Amerika der McCarthy-Ära, in einem gesellschaftlichen Klima der Unsicherheit und Angst. Ein exzellenter Film, der im Verlaufe der Jahre erst interessanter und spannender geworden ist.
Jean-Luc Godard hielt “Angel Face“ für einen der besten amerikanischen Filme aller Zeiten (= 5 PÖNIs).