ALLES GELD DER WELT

PÖNIs: (3,5/5)

„ALLES GELD DER WELT“ von Ridley Scott (USA/GB 2017; B: David Scarpa; inspiriert von dem Sachbuch „Painfully Rich“ von John Pearson/1995; K: Dariusz Wolski; M: Daniel Pemberton; 132 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.02.2018); die Geschichte um diesen Film-Dreh ist alleine schon einen eigenen Film wert; kurz zu den Fakten: der aktuelle Film des britischen Sir-Regisseurs RIDLEY SCOTT (zuletzt: „The Secret Man“; „Mord im Orient-Express“) war fertig, als Ende Oktober 2017 die bestürzende Nachricht von den „sexuellen Verfehlungen“ des Hauptdarstellers Kevin Spacey publik wurden. Kurz vor seinem 80. Geburtstag (am 30. November 2017) entschloss sich der Regisseur, Teile des Films, in denen Kevin Spacey mitwirkte, neu zu drehen. Innerhalb des Zeitraums von 9 November-Tagen drehte er die 22 „Spacey“-Szenen in London neu, nunmehr mit dem 87-jährigen kanadischen „Oscar“-Preisträger CHRISTOPHER PLUMMER („Beginners“). Herausgekommen ist ein darstellerisches Glanzstück: Christopher Plummer als herausragender Citizen Kane der Neuzeit, in und mit dem Part als exzentrischer Autokrat „Ebenezer Scrooge“ der 1970er Jahre, genannt: Jean Paul Getty. Der im Hotelzimmer seine Wäsche selber wäscht und Gäste in seinem Herrenhaus ihre Telefonate selber bezahlen lässt.

Jener Getty war damals einer der reichsten Männer der Welt. Als im Juli 1973 sein Enkel John Paul Getty III. in Rom von Mitgliedern der kalabrischen Mafia entführt wird, weigert er sich beharrlich, das geforderte Lösegeld von 17 Millionen Dollar zu zahlen („Ich habe 14 Enkel, und wenn ich jetzt nur einen einzigen Penny zahlen würde, hätte ich bald 14 entführte Enkel“). Seine sich längst von der Familie „entfernte“ Mutter, Gail Harris (MICHELLE WILLIAMS), ist außer sich. Vermag aber bei dem Sturkopf von Großvater wenig zu erreichen. Die Zeit verstreicht, so dass die Entführer schließlich dem Opfer ein Ohr abschneiden, um ihre Forderungen „verstärkt“ zu untermauern.

Während die Kidnapper-Story konventionell angerichtet ist, Gut-Böse in der routinierten Entwicklungsschleife und sogar um einen – fiktiven – „Mitleids-Entführer“ erweitert wurde (ROMAIN DURIS), ist das Schau-Spiel zwischen den beiden Kontrahenten, Senior und Mutter, vehement. Intensiv. Exquisit spannend. CHRISTOPHER PLUMMER unterstreicht im hohen Alter, was für ein vorzüglicher, überragender Charakter-Mime er doch ist (nach den vielen vielen Neben-Parts in den Jahrzehnten als ewiger Klischee-Bösewicht), MICHELLE WILLIAMS („Manchester By The Sea“; „The Greatest Showman“) fightet verbal-cool-angespannt mit. Fraglich jedoch bleibt die Rolle und Figur von Mark Wahlberg („Boston“) als von Getty bezahlter Sicherheitschef Fletcher Chase, sie erscheint völlig deplatziert, weitgehend unwichtig, uninteressant. Ein Fehlgriff im 132-minütigen Konzept.

Dass dieses Suspense-Movie in die besseren Spannungs-Puschen kommt, ist alleine diesem phänomenalen Kraft-Auftritt eines faszinierenden, diabolischen „Getty“-Plummer zu verdanken, der geradezu panisch darum bemüht ist, eine mögliche Gesetzes-Finte aufzuspüren, um das Lösegeld wenigstens steuerlich absetzen zu können. Was für eine pikante Deibel-Unruhe (= 3 1/2 PÖNIs).

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