Affären á la carte Kritik

AFFÄREN á la CARTE“ von Daniéle Thompson (Fr 2008; 100 Minuten; Start D: 16.07.2009); die Tochter des Schauspielers, Drehbuch-Autors und Regisseurs Gérard Oury („Drei Bruchpiloten in Paris“; Die Abenteuer des Rabbi Jakob“), schreibt seit 1996 Drehbücher. 1999 realisierte sie mit „La buche“ ihren ersten eigenen Kinospielfilm. 2002 folgte das Flughafen-Kammerspiel „Jet Lag“ oder Wo die Liebe hinfliegt“, mit Juliette Binoche und Jean Reno in den Hauptrollen. Zuletzt drehte sie 2005 „Ein perfekter Platz“. Seit ihrem Regie-Debüt verfaßt sie auch ihre eigenen Film-Drehbücher selbst, gemeinsam mit ihrem Schauspieler-Sohn Christopher.

„Le code a changé, so der Originaltitel ihres neuesten tragikomischen Menschen-Films, ist doppelbödig zu interpretieren: Einerseits deutet er auf das „delikate Verhalten“ zwischen verschiedenen Personen bei einem größeren Essen hin; andererseits beschreibt er eine sehr französische Nuance, die bei uns unbekannt ist: Will man in Frankreich, insbesondere in Paris, ein Haus betreten, so existiert dafür nicht nur einfach „so eine Klingel“, sondern es gibt an der äußeren Hausfront stets auch eine Chiffre-Tafel, auf der ein 4stelliger Code einzugeben ist, damit die Tür sich öffnet. Die Féte de la Musique, die jedes Jahr am 21. Juni den kalendarischen Sommeranfang begrüßt, bietet der Scheidungsanwältin ML und ihrem Mann Piotr eine gute Gelegenheit, Freunde und Bekannte zu einem guten Essen einzuladen. Und so kommen sie einmal im Jahr im schicken Ambiente zusammen: Die Interessierten, die Gelangweilten, die Melancholiker, die Freundlichen, Sensiblen, die Paare, die längst schon keine mehr sind, die „Affären“, die Fröhlichen, die Aufgesetzt-Fröhlichen, die Spinner, die Träumer, die notorisch Unglücklichen, die Redseligen, die Alten und die Jungen…..

Die Bourgeoisie-Clowns und wie sie ulkig quatschen, lästern, lieben, streiten, zetern und mampfen und trinken und heucheln und nerven und…und…und: In Ansätzen gelingen Mutter und Sohn Thompson individuelle Prägungen zu filtern, doch wirken die Beteiligten viel zu unverbindlich, oberflächlich, simpel-gefrustet; sie alle sind eigentlich mit einer ganzen Menge „Haben“ ausgestattet und geben sich dennoch „genüßlich“ unglücklich, hektisch, gelangweilt, unverbindlich. Warum? Der zwischen leichter Komödie und tiefsinniger Tragödie pendelnde „Laune-Film“ ist nett wie beliebig wie charmant wie disharmonisch wie piefig und manchmal auch scharfsinnig. Ein Na-Ja-Vergnügen, mit Prominenz wie Karin Viard („So ist Paris“), DANY BOON (als Piotr/“Willkommen bei den Sch´tis“), Patrick Bruel („Geheime Staatsaffären“ von Chabrol/2006), Emmanuelle Seigner („Schmetterling und Taucherglocke“) und Pierre Arditi („Das Leben ist ein Chanson“) hübsch besetzt. Also: Episodenhafter Schicksalsreigen als Gesellschaftskomödie mit ohne genügend Fieber, Reiz, Sinn und Sinnlichkeit, dafür aber mit reichlich O-Lala-Beliebigkeit typen-nett bemüht (= 2 PÖNIs).

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