ADDAMS FAMILY (1991)

PÖNIs: (3,5/5)

Worin besteht der Unterschied zwischen einer ganz normalen Familie und einer MONSTERfamilie? Nun: In einer ganz normalen Familie gibt es bekanntlich nette und schreckliche Leute. In einer MONSTERfamilie dagegen sind alle nur schrecklich nett. Diese kollektive Erkenntnis verdanken wir dem amerikanischen Zeichner Charles Samuel Addams. Der interessierte sich schon sehr früh für Gnome und Hexen und entwarf erstmals 1932 in einem kurzen Comic-Strip einen außergewöhnlichen Clan: die ADDAMS-FAMILY. Rund 1.300 Cartoons sollten folgen. Und: eine dann auch bei uns außergewöhnlich populäre TV-Serie aus den Sechzigern. In der wurden diese putzigen Bleistift-Figuren samt ihrer grotesken Situationskomik quicklebendig. Nun gibt es endlich auch den ersten Spielfilm mit ihnen. Titel, natürlich:

„ADDAMS FAMILY“ von Barry Sonnenfeld (USA 1991; B: Caroline Thompson, Larry Wilson; K: Owen Roizman; M: Marc Shaiman; 99 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.01.1992) .

Story: eher keine. “Addams Family“ ist vielmehr eine urige Aneinanderreihung von schwarzhumorigen Gag-Nummern. Sozusagen eine Revue um den ganz normalen, schauerlichen Wahn und Unsinn, der tief in uns allen versteckt ist und hier nun endlich einmal ausgelebt werden kann. Aber schauen wir uns “die Monster“ einmal näher an: Papa Gomez ist ganz der Galan, der Charmeur, der gerne seine Gäste zu einem Kampf oder Tanz mit dem Degen einlädt. Mama Morticia ist wie immer im langen, feinen Schwarz gekleidet. Sie ist schön, elegant und wirkt mit ihren tiefen Augen mal streng, mal sinnlich. Ihre größte Lust ist es, hin und wieder ein bisschen gequält zu werden. Und da sind die Kinder Wednesday und Pugsley, die sich beim Spielen mit Fallbeil, elektrischem Stuhl und Armbrust prächtig amüsieren. Und die auch eine erfrischend-natürliche Art haben beim Umgang mit ihresgleichen. Drumherum saust eine Hand durchs Haus, auch “Eiskaltes Händchen“ genannt, und dann gibt es noch Oma Addams mit ihren ausgefallenen Kochkünsten und Butler Lurch, ein Nachfahre aus dem Haus “Frankenstein“. Eine richtig sympathische, fröhliche, ausgelassene Gemeinschaft also, die aber nicht mehr in Frieden herum-monstern kann, weil es habgierigen Nachbarn nicht gefällt. Die haben es auf die Schatzkammer der Addams abgesehen. Weshalb es der Monsterfamilie fast zu viel wird…

“Addams Family“, das ist wie LORIOT hoch fünf. Ganz fein und doch unerbittlich werden Bürger-Manieren und Charakterzüge von Gut und Schlecht auf die komische Schippe genommen und auf den makaberen Kopf gestellt; denn die “Monsters“ erscheinen im Grunde viel normaler, liebenswürdiger, umgänglicher und lebensfroher als die “anderen“, die “normalen“ Menschen. Der Film erzählt davon spielerisch, tupferhaft, durchtrieben. Der pointierte Wortwitz dominiert. Vorgetragen von einem phantastischen Ensemble, aus dem “Mutter“ ANJELICA HUSTON, “Vater“ RAÚL JULIÁ; “Onkel“ CHRISTOPHER LLOYD und die blutjunge CHRISTINA RICCI herausragen.

“Addams Family“ ist ein amüsanter Film für Leute, die gerne pechschwarzen und sehr zweideutigen Humor mögen (= 3 ½ PÖNIs).

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