Affäre der Sunny von B. Kritik

Der besprochene Film ist wieder einmal ein exzellentes Hollywood—Stück: “Reversal Of Fortune“, also “Kehrtwende des Schicksals“.
Deutscher Buch- und Kino-Titel: „DIE AFFÄRE DER SUNNY VON B.“ von Barbet Schroeder (USA/GB/Japan 1990; 111 Minuten; Start D: 07.02.1991).

Die Story ist bekannt und hat lange Zeit auch auf unseren Illustrierten-Seiten Schlagzeilen in Wort und Bild gemacht. Im Frühjahr 1982 wird Claus von Bülow, ein steinreicher Lebemann dänischer Herkunft, des zweifachen Mordversuchs an seiner schwerreichen amerikanischen Ehefrau Sunny für schuldig befunden und zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Indizien und Beweise waren eindeutig für das Gericht: In seinem Schrank war eine schwarze Tasche entdeckt worden, die Spritzen und eine Flasche Insulin enthielt, ein Stoff, auf den Sunny allergisch reagierte. Die Ehe existierte nur noch auf dem Papier, der aufwendige Lebensstil war teuer,
eine Scheidung würde kein Geld bringen. Gegen eine Kaution von einer Million Dollar wird Claus von Bülow auf freien Fuß gesetzt. Umgehend beauftragt er den Harvard-Professor und Staranwalt Alan M. Dershowitz mit der Verteidigung im Berufungsverfahren. Der ist zunächst sehr skeptisch. Dann macht er sich aber mit einem Team von Assistenten und Studenten an die mühevolle Arbeit.

Der Film “Die Affäre der Sunny von B.“ konzentriert sich vor allem auf diesen Teil des vielpublizierten Dramas. Auf den ewigen Kampf und die Dauer-Suche nach den Fragen von Recht oder Unrecht. Dabei enthält sich der Film von Barbet Schroeder, der hierzulande vor allem mit seiner Bukowski-Ballade “Barfly“ bekannt wurde, einer eindeutigen Antwort oder Stellungnahme. Er schildert in minutiöser, faszinierender Dichte und Deutlichkeit die Recherchen an diesem aufregenden Kriminalfall und lässt dabei hervorragende Schauspieler glänzend spielen. Phantastisch der Brit JEREMY IRONS als Claus von Bülow, er stattet ihn mit feinen zwiespältigen Tönen und Nuancen aus. Eine Meisterleistung, die ihm garantiert die “Oscar“-Auszeichnung bringen wird (Nachtrag: Der „Oscar“ ging in der Tat an Jeremy Irons, wie auch der „Oscar“ für die beste Regie und das beste adaptierte Drehbuch). GLENN CLOSE als Hauptbeteiligte hat eine fast stumme, aber eindringliche und wirkungsvolle Nebenrolle.

“Die Affäre der Sunny von B.“ von Barbet Schroeder entstand nach dem gleichnamigen Buch, das Alan M. Dershowitz nach Prozess-Beendigung geschrieben hat, und das auch in deutscher Sprache beim Schweizer Verlagshaus erschienen ist. Und beides fesselt ungemein, sowohl Wort wie auch Bild. Das Buch ist eine spannend beschriebene Kriminal- und Gesellschaftsreportage, der Film steht in Spannung und Faszination in nichts nach. “Die Affäre der Sunny von B.“ bietet zwei wirklich gute, unterhaltsame Kino-Stunden (= 4 PÖNIs).

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