21 GRAMM

ER ist 40, Mexikaner und Regisseur. Er hatte im Winter 2000/2001 weltweit ein aufsehenerregendes Kinodebüt mit seinem Spielfilm „Amores Perros“. Sein Name: ALEJANDRO GONZÀLEZ IÑÁRRITU. In „Amores Perros“ verwebte er drei Geschichten aus dem Moloch Mexico-City zu einem desillusionierenden Bild über eine entmenschlichte Welt von heute. Der Film erhielt Lobeshymnen, internationale Festivalpreise und eine „Oscar“-Nominierung. Kein Wunder, dass HOLLYWOOD auf das neue filmende ‚Wunderkind‘ aus der Nachbarschaft aufmerksam wurde. Und den talentierten Cineasten schließlich „an Land“ zog.

Der 2. Spielfilm des in Mexiko sehr erfolgreichen Medien-Produzenten heißt „21 GRAMM“ von Alejandro González Iñárritu (USA 2003; 124 Minuten; Start D: 23.2.2004); und entstand komplett in den USA. Allerdings durfte er sein komplettes kreatives Team mitbringen. Also auch seinen außerordentlich begabten Drehbuchautoren Guillermo Arriaga. Und der schrieb ihm für „21 Gramm“ ein raffiniert verschlüsseltes Werk über das Sterben und den Tod im Leben von 3 Menschen.

„21 Gramm“ ist ein Film, für den viel GEDULD benötigt wird. Denn: Er wird weder chronologisch erzählt noch werden Personen und Zusammenhänge schnell deutlich oder erklärt. Wieder geht es in der Hauptsache um 3 sich zunächst fremde Personen: Geht es um Paul, Christina und Jack. Paul ist ein College-Professor, der dringend auf ein Spenderherz und die Transplantation wartet. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr. Christina verliert Töchter und Ehemann durch einen Autounfall. Den hat der Ex-Sträfling Jack verursacht, der im Knast zu einem religiösen Eiferer mutierte. Und der nun also erneut vor einem schicksalhaften Scherbenhaufen steht. Aber das eigene Leben soll „SO“ weitergehen; egal, wie viele Schuld man sich auf aufgeladen hat..: Meint jedenfalls die Ehefrau von Jack. Die um den mühsam wiederformierten familiären Zusammenhalt fürchtet. Währenddessen hat Paul das Herz des Ehemanns von Christina eingepflanzt bekommen. Und beginnt erste Fragen zu stellen.

Ähnlich wie damals in „Arnores Perros“ werden auch in „21 Gramm“ FÄDEN/Seelen-FÄDEN gesponnen. Fäden, an denen Menschen und ihre Fügungen wie Marionetten hängen. Mal taumeln diese flüchtig im Lebenswind hin und her, mal kreuzen sie sich und gehen dann sogar eine Verbindung ein. Der Regisseur entwirft ein Puzzle, das die dramaturgischen wie gedanklichen Teilchen erst nach und nach etwas Ganzes ergeben. Fragmentarische Motive, die Vor- und Zurückstruktur, kombiniert mit einem wüsten Realismus lassen die herkömmlichen Sehgewohnheiten „explodieren“. „21 Gramm“ ist ein spannend konstruierter Psychothriller, in dem sich beschädigte Seelen auf die Sinnsuche begeben. Dazu: Diese auch erst gewohnheitsbedürftigen schmutzig-ausgebleichten Handkamera-Bilder: Als packende spirituelle Tastatur des Lebens. Kein „leichter Film“ also, ganz im Gegenteil: Ein eher ANGENEHM-KOPFLASTIGER Streifen; der vor allem deshalb so beeindruckend funktioniert, weil großartige Darsteller BRILLIANT mitspielen: SEAN PENN als herzkranker Intellektueller unterstreicht, nach „Mystic River“, seine außergewöhnliche Begabung für düstere, verzweifelte Charaktere. An seiner Seite überzeugen ebenso: „Oscar“- Preisträger BENICIO DEL TORO, der aus Soderberghs „Traffic“, und NAOMI WATTS. Ein kraftvolles, ein ungehobeltes Stück Neues Kino (= 4 PÖNIs)

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