2 GUNS

„2 GUNS“ von Baltasar Kormákur (USA 2012; B: Blake Masters; nach der gleichn. Graphic Novel von Steven Grant/2006; K: Oliver Wood; M: Clinton Shorter; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.9.2013); er ist einer meiner Lieblings-U- wie Unterhaltungsfilme aus den Siebzigern: „Charley Varrick“ von Don Siegel, der in der BRD den Kinotitel „Der große Coup“ bekam. In der Titelrolle: WALTER MATTHAU als Provinz-Bankräuber, der gemeinsam mit einem (etwas unterbelichteten) Kumpel bei einem neuen Raub in einem verschlafenen Nest in New Mexico „versehentlich“ an dort geparktes Mafia-Schwarzgeld „herankommt“. 750.000 Dollar. Natürlich sieht sich nun Charley einem amtlichen wie „inoffiziellen“ Scheibenschießen ausgesetzt. Aber: Der Kerl ist enorm clever. Klasse schwarzhumoriger Spannungsfilm mit einem vorzüglich aufgelegten Walter Matthau, der für seinen Part mit dem britischen „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“ ausgezeichnet wurde.

„2 GUNS“ besitzt etwas von dieser originellen Thriller-Show von damals. Wir befinden uns heute im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet. Zwei Typen aus dem Milieu: Robert „Bobby“ Trench (DENZEL WASHINGTON) und Michael „Stig“ Stigman (MARK WAHLBERG). Sie planen ein gemeinsames Bank-„Ding“. Bei dem die gut gefüllte „Kasse“ eines widerwärtigen mexikanischen Drogenbarons (EDWARD JAMES OLMOS/“Miami Vice“) geplündert werden soll. Um ihn aus seinem Versteck herauszulocken. Beide markieren auf Big-Bad-Boy, doch in Wirklichkeit sind sie beide amtliche Ermittler. Die beide undercover in das Syndikat eingeschleust wurden. Bobby von der Anti-Drogen-Behörde DEA, einer polizeiähnlichen Einheit, und Stig vom militärischen Geheimdienst der US Navy. Das „Komische“ nur, dass sie sich „darüber“ nicht austauschen dürfen, so dass jeder den Anderen für einen Gangster hält. Was natürlich „nicht ganz ohne“ (deftige Ironie) ist. Bitter nur, wenn plötzlich alles schiefläuft und die Beiden zu allgemeinen Zielscheiben werden. Denn als sie die Bank „ausgenommen“ haben, sind sie plötzlich auch im Besitz von kriminellem schwarz gebunkertem Millionen-CIA-Money. Welches die ebenso kriminellen CIA-Brüder natürlich zurückhaben wollen („Wir haben keine Freiheit, sondern freie Geschäfte“). Die Jagd ist eröffnet. Mit vielen verblüffenden Motiven. Und frechen Pointen. Wobei auch die Zwei mit- beziehungsweise untereinander nicht gerade zimperlich sind. Umgehen. Schließlich handelt es sich um gestandene Alphatiere. Die natürlich ihre launigen Marotten haben. Also auszuleben, also vorzuführen gedenken. Sie verstehen, von wegen – der „gute Ruf“. DEN es ständig zu verteidigen, zu kommunizieren, zu festigen gilt.

Verrat, Korruption, Aggressionen im demokratischen Undampf. Die USA in der unterhaltsamen Auflösungserscheinung. Wo jeder sein Dollar- und Machtsüppchen kocht und stoisch über Leichen stolziert. Wenn es nur „den profitablen Geschäften“ dienlich ist. Unterschwellig ist dieser mitreißende Genre-Knaller auch ein politischer Knüller. Wenngleich natürlich das sture Hauen und – verbale – Stechen dieser beiden erwachsenen Knallköppe und Rotzlöffel im blitzenden Mittelpunkt steht: Wir haben die beiden frechen Draufgänger-Abenteurer mit ihren vielen verblüffenden wie komischen Wendungen in der knackigen Originalsprache mit deutschen Untertiteln erlebt, und „dabei“ läuft bisweilen ein Tarantino-likes Mund-Feuerwerk ab, von dem man hofft, dass die hiesige Synchronisation dies halbwegs genauso atmosphärisch vollmundig hingekriegt hat.

BEIDE haben Lust. Prollen die heiße Laune heraus. Setzten sich proper in schlaksige Bewegung: „Oscar“-Hero Denzel Washington („Training Day“) ist die lässige Action-Freude anzumerken, endlich einmal lakonisch-zynische „Schwarzkomikluft“ ablassen zu dürfen. Mark Wahlberg, noch mit „Pain & Gain“ im laufenden Kinoprogramm, behandelt seinen schwarzen Master wie neulich seinen brummigen „Ted“-Teddybären: Mal mit Macho-Spucke, mal als zu beschützenden Freund. Beide lassen die Ironie-Fetzten über „richtige (US-)Kerle“ amüsant abrocken. Der Spaß ist enorm!

Der 47jährige isländische Regisseur BALTASAR KORMÁKUR, Sohn des bekannten spanischen Malers Baltasar Samper, der auch als Produzent und Schauspieler auftritt (2008/Hauptrolle in dem gefeierten Thriller „Reykjavik-Rotterdam“), ist nach seinen stürmischen Regie-Werken wie „101 Reykjavik“ (2000), „A Little Trip to Heaven“ (2005), „Der Tote aus Nordermoor“ (2006) sowie zuletzt „Contraband“ (2012), dem mit Mark Wahlberg besetzten US-Remake von „Reykjavik-Rotterdam“, noch vergleichsweise „unverbraucht“. Hollywood gegenüber. Und erlaubt sich Sätze wie „Wir haben einen freien Markt, aber keine freie Welt“ zu inszenieren. Daraus ensteht eine, pardon, richtig geil-gute Spannungsmucke. Will sagen – „2 GUNS“ schlägt viele große teure Lärm-Kracher aus den L.A.-Studios in diesem Kinosommer um Längen. Doll toll! (= 4 Pönis).

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