„SOUTHPAW“ von Antoine Fuqua (USA 2014; B: Kurt Sutter; K: Mauro Fiore; M: JAMES HORNER /+ 22.6.2015; 123 Minuten; Start D: 20.08.2015); lt. dem Informationsdienstleister „Bloomberg“ ist „Southpaw“, also „Rechtsausleger“, ein Begriff aus dem Box-Sport, der erste US-Streifen, dessen gesamte Produktionskosten – von rd. 25 Millionen Dollar .- komplett von einem chinesischen Geldgeber („Wanda Pictures“) aufgebracht wurden. Filmmarktexperten, so lese ich bei „Wikipedia“ weiter, erkennen hierin einen neuen Trend. Der US-Markt sei nicht mehr ausbaufähig, der chinesische Kino-Markt werde immer lukrativer. „Southpaw“ aber sei auch ein Paradebeispiel für den Versuch, filmpolitische Regelungen in China zur Quotierung ausländischer Filme – gegenwärtig gestattet: 34 pro Jahr pro Theater – auszuhebeln, weil eine Finanzierung durch chinesische Gesellschaften einen Film von diesen gesetzlichen Bestimmungen ausnimmt.
Ich kann BOXEN überhaupt nicht ausstehen. Sich für Geld „sportlich“ die Fresse und den Körper zu demolieren, davon halte ich gar nichts. Nichtsdestotrotz kennen wir in der Filmgeschichte viele gute Box- beziehungsweise Boxer-Filme, weil es eine stattliche Anzahl vorzüglicher Schauspieler geschafft haben, diese Kämpfer prächtig vorzuführen. Robert de Niro war in „Wie ein wilder Stier“ von Martin Scorsese 1979 ein „Oscar“-Gigant von Jake LaMotta-Champ. Sylvester Stallone prügelte sich beachtlich über die Jahre durch viele „Rocky“-Runden. Will Smith war 2001 als Legende Muhammad Ali brillant („Oscar“-Nominierung). Einer der besten „Boxer“ vor allem außerhalb des Rings war 1972 der unvergessliche Stacy Keach in „Fat City“ von John Huston. Alles überragende Akteure, die als brillante Film-Faustkämpfer Furore machten.
JAKE GYLLENHAAL, 34, kann triumphal mithalten. In Seelenqualen und mit Fäusten. Tritt furios in deren Boxer-Film-Spuren. Dabei ist der Figuren-Hintergrund „üblich“: Junge aus der Gosse fightet sich buchstäblich hoch. Billy Hope, der Schmerzunempfindliche, ist ungeschlagen, hat 43 Kämpfe gewonnen. Ist Weltmeister im Halbschwergewicht. „Fear No Man“, prangert tätowiert auf seinem Rücken. Ich fürchte niemanden. Doch die vielen Ring-Duelle haben am und im Körper von Billy Hope Spuren hinterlassen. Deshalb zieht seine Frau die Reißleine. Billy hat das Glück, eine gescheite Ehefrau an seiner Seite zu wissen. Maureen (formidabel: RACHEL ADAMS). Die besteht auf eine längere Pause. Mindestens ein Jahr soll sich Billy erholen. Auf ihrem prächtigen Anwesen. Mit der Familie, zu der auch Tochter Leila gehört. Die ihren Vater vergöttert. Doch sein geschäftstüchtiger Manager (gespielt von CURTIS „50 CENT“ JACKSON) hat andere Profit-Pläne. Legt einen neuen Millionen- Vertrag für drei weitere Kämpfe innerhalb einer überschaubaren Zeit vor. Will die Pfründe.
Als auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung Billy von einem großmäuligen, arroganten Kontrahenten (und Herausforderer) provoziert und im darauffolgenden Handgemenge seine Frau erschossen wird, beginnt der Abstieg des manisch aufbrausenden, vielfach unkontrollierten Billy Hope, der nun keine „Beschützerin“ mehr an seiner Seite weiß. Und demzufolge tief abstürzt. Einschließlich auch in Sachen Sorgerecht für seine geliebte kleine Tochter. Du musst ganz eklig unten liegen und „es“ spüren, um die Chance zu erkennen, wieder richtig aufstehen zu können. Das Friss-Dreck-Thema. Billy Hope macht sich auf seinen neuen Weg. Als Ex-Trainer Titus „Tick“ Willis („Oscar“-Hero FOREST WHITAKER) gefunden wird, beginnt der Sozialfall aktiv von vorne. Erfahrungen sind schließlich das Ergebnis elender Erlebnisse. Und der Ring wartet.
Diese enorme Physis. Der Muskel-Boy JAKE GYLLENHAAL, neulich als „Nightcrawler“ in den journalistischen Mist- und Blutkübeln der Los Angeles-Nächte packend unterwegs, ist physisch und psychisch eine Sensation. Wie er diesen dauer-wütenden „Bub“ Billy entwickelt, der im Ring ein ganz Großer ist, sich aber im Leben als ein schlichter – einfach strukturierter – Kraft-Bazi offenbart, ist körpersprachlich der Olymp. Weil die Story bekannt bleibt, ist die Konzentration auf JAKE GYLLENHAAL („Brokeback Mountain“) umso hitziger. Doch ER „zieht“. In den Bann. Zielt prächtig auf die Augen. Seine Box-Performance ist „Oscar“-reif. Die Zwischen-Töne kriegt er auf den spannenden bitteren Punkt gut hin. Gyllenhaal reizt in seinem Stänkern, Unverstehen, Grölen. Tiefschläge aufnehmen. Vor allem aber natürlich – im wütenden Austeilen. Seine blutigen Choreographien im Ring sind ein atmosphärischer Oberhammer. Selten so stark mitgenommen. Worden.
Regisseur Antoine Fuqua ist mit mal weniger („Olympia Has Fallen“/s. Kino-KRITIK), mit mal mehr Genre-Niveau krachend unterwegs („Training Day“/2002/“Oscar“ für Denzel Washington). Hier kann er wieder, im wahrsten Sinne, vortrefflich punkten:
Sein „Southpaw“-Film strahlt eine Energie aus, die bärenstark anmacht (= 4 PÖNIs).