PÖNIs: (3/5)
„FACK JU GÖHTE 2“ von Bora Dagtekin (B + R; D 2014/2015; K: Andreas Berger; M: Beckmann, Beatzarre, Djorkaeff; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 10.09.2015); „Fack 1“ war im Kino-Winter von 2013 d e r deutsche Erfolgshammer. Mehr als 7 Millionen Kinobesucher … und hinein ging es in die ewige Bestenliste um „Bully“ Herbig („Der Schuh des Manitu“/2001/12 Millionen Kinobesucher beziehungsweise „(T)Raumschiff Surprise“/2004/9 Millionen). Dieser Bora Dagtekin aus Hannover, 36, hat’s drauf. Fing schon mit „Türkisch für Anfänger“ kino-lustig an (s. Kino-KRITIK), um dann mit „Fack Ju Göhte“ (s. Kino-KRITIK) durchzustarten.
Die Fortführung ist keine Fortsetzung, sondern eher ein „Nochmal“, aber woanders. Nicht mehr nur innerhalb der Goethe-Gesamtschule (Drehort: Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching) wird verbal gerauft, sondern nun „auswärts“. Auf einer Klassenfahrt. In Thailand. Sehen wir die Hirnis von der letzten Bank wieder. Ganz vorne, natürlich, und zum Schluss auch noch nackig: Sonnyboy ELYAS M’BAREK, 33, Österreicher aus München. Als kleinkrimineller Proll und Aus-Versehen-Lehrer Zeki Müller. Der als „Pädagoge“ eigentlich nun die Schnauze voll hat und endlich mal „groß“ zu chillen beabsichtigt („Was Anspruchsvolleres: Go-Gos“), dann aber sein Ruhestands-„Kapital“, Diamanten, verliert, was ihn wiederum nach Thailand bringt, wo ja bekanntlich deutscher Textil-Müll landet. Gemeinsam mit Schüler-„Personal“ aus seiner 10b.
Story-Details unwichtig, Hysterie umfangreich. Man zieht los, um sich zu kabbeln, um zu toben, und vor allem um geile Sprüche abzulassen („Wir haben den Roman gelesen mit der Faust, aber der war verrückt, dieser Reclam“). Dabei bekommt vor allem d e r charmante Doof-Hit aus dem Original, das „Heul-Leise!“-Schätzchen Chantal (JELLA HAASE), mehr Raum und Verbal-Luft („Schnauze jetzt, oder wir fahren nach Föhr“: „Spanien, auch geil“). Aber auch die anderen Freundlich-Unterbelichteten dürfen sich in Positur stellen und voll „die Macke“ machen. Dabei verliert der offensichtlich in sein Ding selbstverliebte Bora Dagtekin als Drehbuch-Autor und Spielleiter ein bisschen die luftige Kontrolle, denn sein Film ist letztlich nicht nur zu lang, sondern dann auch mit zum Schluss kriminalistischen Hasch-Verwirrungen (und dies in Thailand) ausgestattet, die spannungslos-überflüssig sind. Das Geschehen nur noch deppert in die Länge ziehen. Wie gesagt: Immer an der fidelen wie bekloppten Rampe: Elyas alias Zeki, der kesse „Pädagoge“ Müller („Was ist, wenn einer stirbt?“). Der erst die Gören eigentlich abschütteln möchte, um endlich wieder „sein Ding“ machen zu können, dann aber die Rasselbande sogar in die moralische Lebensspur zurück bringt. Als: Eltern-Kontakte-Vermittler. Man quatscht viel, man schreit vor allem andauernd, die Musik kloppt ihre Brüll-Akkorde, und überhaupt: Eigentlich wiederholt sich viel. Von damals. Nur jetzt umfangreicher, ausführlicher. Aufwendiger. Und eben: an nun einem exotischeren Bunt- und Sonnen-Ort als damals im grauen Bayern.
„Fack Ju Göhte 2“ ist die luftige Heute-Variation des „fliegenden Klassenzimmers“ von Erich Kästner. Mit sarkastischem Speed-Geschmack bei internen Schulklassen-Fights zwischen Göhthe- und gymnasialem Schiller-Nachwuchs. Und mit Lehrer-Kabbeleien. Für die Handy- und Schrill-Kids von heute. Mit krassem YouTube-Klamauk-Charme. Müllers Braut, „Lisi“ Schnabelstedt (KAROLINE HERFURTH), kriegt hier nur freundliche Nebenauftritte, dafür dominiert „nebenbei“ einmal mehr die pfiffige KATJA RIEMANN als resolute Schulleiterin Gudrun Gerster („Humanistische Bildung ist out, Erika: Veni, vidi, sorry“). Während die gute alte USCHI GLAS („Zur Sache, Schätzchen“) als Lehrerinnen-Opfer imposanten Mut zur „Eigen-Beschädigung“ beweist.
Eine fidele Hip-Hop-Komödie. Mit ganz ulkigen Schweinereien, derben Zoten („We want piss“) und pointierten Sprüchen („Ich hab‘ Asperger. Elf Prozent. Ich hab‘ Wodka. 40 Prozent.“), viel Hektik, nervigen Kontrollverlusten, banalen Längen. Ein Frotzeleien-Mix aus die Sau-Rauslassen und Sau-Rauslassen-Versuchen. Irgendwas in dieser schräg-unanständig-ulkigen Unterhaltungstiefe (= 3 PÖNIs).