ZWISCHEN DEN ZEILEN

Um ein Film-Juwel, das einst hierzulande viel zu wenig beachtet wurde und auch bis heute viel zu wenig bekannt ist, handelt es sich bei der amerikanisch-britischen Co-Produktion „84 CHARING CROSS ROAD“, die bei uns am 18.10.1988 „nur“ auf Video unter dem Titel…

„ZWISCHEN DEN ZEILEN“ von David Hugh Jones (GB/USA 1986; B: Hugh Whitemore; nach dem gleichn. Roman von Helene Hanff; K: Brian West; M: George Fenton, Georg Friedrich Händel; 95 Minuten; Video-Veröffentlichung: 18.10.1988; DVD-Veröffentlichung: 21.05.2002) herauskam.

HELENE HANFF (*15.4.1916 – †9.4.1997) war eine amerikanische Schriftstellerin und Drehbuch-Autorin. Nach einem abgebrochenen Englisch-Studium arbeitete sie zunächst als Schreibkraft. Später als Lektorin und Drehbuch-Autorin für TV-Serien und als Bühnen-Autorin. Bekannt wurde Helene Hanff durch ihren 1970 in England und den USA veröffentlichten Bestseller „84, Charing Cross Road“. Darin dokumentiert sie ihren Briefwechsel mit dem Londoner Antiquariatsbuchhändler Frank Doel von 1949 bis 1969. Die zunächst rein geschäftliche Korrespondenz entwickelte sich zunehmend zu einer Brieffreundschaft, die bis zu Doels Tod Bestand hatte. Erst 2002 wurde das Buch in Deutschland veröffentlicht. Auch, weil der Film ziemlich unbekannt blieb.

Er folgt der literarischen Vorlage. Beginnend im Jahr 1949, als das Interesse der New Yorkerin Helene Hanff an englischer Literatur groß ist und sich Frank Doel als genau DER kompetente Ansprechpartner in London erweist. Ihre Korrespondenz wird im Laufe der Jahre immer tiefer und amüsanter, ohne dass es je zu einer persönlichen Begegnung kommt. Wann immer Helene vorhat, nach London zu reisen, um das sympathische Team um Frank in der Charing Cross Road kennenzulernen – kommt etwas dazwischen. Erst 20 Jahre nach der ersten Kontaktaufnahme trifft Helene Hanff in London ein.

Ein wunderbar altmodischer Film über eine HERZliche Beziehung. In „kritischer Zeit“. Denn neben dem geistigen „Hunger“ nach Wissen und Lesen, nach Büchern, existiert auch (in England) der physische (Ernährungs-)Mangel. Eine Nachkriegsgeneration und ihr Bemühen um ein „adäquates“ menschliches Weiterleben. In vielerlei Beziehung.

Ein ruhiger, SEHR berührender, kluger, diskreter Film. Die angemessene sensible Stimmung präzise wie leise-spannend treffend. Mit zwei überragenden Hauptakteuren: der wunderbaren Ikone ANNE BANCROFT (*17.9.1931 – †06.06.2005; „Oscar“-Preisträgerin/1963/“Licht im Dunkel“; bekannt als DIE „Mrs. Robinson“ in „Die Reifeprüfung“/1967, mit Dustin Hoffman) und dem einfühlsamen Waliser ANTHONY HOPKINS (geb, am 31.12.1937; „Oscar“-Preisträger/1992/“Das Schweigen der Lämmer“). Wie die Beiden agieren, ohne sich zu begegnen, ist atmosphärischer Seelen-Charme-pur. In einer Geschichte, die ebenso simpel wie beeindruckend Intelligenz, Humor und Menschlichkeit vermittelt.

Warum sich das Kino solch einen filmischen Leckerbissen je entgehen ließ, ist mir völlig unverständlich (= 5 PÖNIs).

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