ZOOMANIA

ZOOMANIA“ von Byron Howard, Rich Moore + Jared Bush (USA 2013-2015; B: Phil Johnston, Jared Bush; ausführender Produzent: John Lasseter; M: Michael Giacchino; 108 Minuten; Start D: 03.03.2016); es ist d e r Traum jeder guten Zivilisation, dass die meisten Lebewesen mit- und untereinander gut auskommen. Friedlich zusammenzuleben vermögen. In der Tier-Stadt Zoomania ist eine solche Vision verwirklicht. Die meisten Tiere wollen – und können – prima miteinander auskommen. Man lebt artgerecht beieinander, hat sich eigene Distrikte geschaffen. Zwischen Antarktis und Regenwald. Zwischen Sahara und Pflanzenbezirk. Die Metropole Zoomania ist ein Schmelztiegel der unterschiedlichsten Tierarten aus aller Welt. Bestehend aus allen Gattungen. Wüstenbewohner leben in Sahara-Wolkenkratzern, Eisbären in coolen Iglu-Appartements. Spezies aus dem schwül-warmen Regenwald haben hier genauso ein Zuhause wie Millionen flauschiger Kaninchen. In Zoomania herrscht weitgehend das Lebensprinzip des solidarischen Miteinanders. Ob winzige Spitzmaus oder gigantischer Elefant, man hat sich arrangiert.

Im abseits der City gelegenen Bezirk Nageria lebt die Familie von Judy Hopps. Die kleine Häsin ist „aus der Art“ geschlagen. Will nicht – wie ihre 275 Geschwister – ihr ganzes Leben immer nur Möhren anbauen und fruchtbar herumhoppeln, sondern als Freigeist einen selbstbestimmten Weg einschlagen. Judy will Polizistin werden. Ist auf der örtlichen Polizeischule Jahrgangsbeste und darf – ihr Traum – in den Großraum Zoomania. Wo sie aber – zunächst – nicht ernst genommen wird. In einer ungemütlichen Behausung unterkommt, mit unangenehmen Nachbarn, während ihr Vorgesetzter die 1. Häsin im Polizeidienst überhaupt nicht respektiert. Chief Bogo, ein Büffel, kann es nicht fassen, dass künftig ein kleines Nagetier in ihren Reihen mitmachen soll. Und versetzt sie an die Strafzettel-Front. Wo sie sogleich erfolgreich tätig ist und dabei mit einem listigen Fuchs namens Nick Wilde in Kontakt kommt. Ob er fortan will oder nicht: das kleinkriminelle Schlitzohr („Wenn die Welt uns Füchse für verschlagen und hinterhältig hält, macht es keinen Sinn zu versuchen, anders zu sein“) und Power-Judy („Fürchten muss man nur die Angst“) werden zu einem Team. In einem Kriminalfall, der für plötzliche Unruhe an diesem bislang so tierisch-friedlichen Ort sorgt: Immer mehr Raubtiere verschwinden von der Bildfläche. Und tauchen „umgepolt“, mit gierigem Fresswahn ausgestattet, wieder auf. Wer oder was sorgt hier für die schlimmen Attacken? Und warum? Wer will die Toleranz von Zoomania (zer-)stören? Fuchs und Hase kommen in originellen wie ulkigen Schnüffler-Schwung.

Menschliche Tiere. Nichts Neues im Disney-Kosmos. Hier aber mit verschiedenen verblüffenden Facetten. 1.) Inhaltlich, zwischen figurenmäßigem Putzig-Sein und kriminalistischer Spannung, mitunter holprig, etwas verheddert und verkrampft erzählt. Die Drehbuch-Entwicklung wurde mehrmals verändert. Ergebnis: Die weitere Anstrengung, „mehr“ als nur eine „pure“ Geschichte erzählen zu wollen und diskret „Politik“ mitdenken, mitempfinden zu lassen, ist spürbar. 2.) Was aber gar nicht groß stört, denn das „Mehr“ ist und wirkt fabel-haft. Und zeit-passend: Alle sind gleich. Eine Ungleichheit, sprich Diktatur, wie bei Orwells Roman „Die Farm der Tiere“, soll es nicht geben. Von wegen einige „seien gleicher als gleich“, nichts da. Egal, ob du Elefant, Hase, Nilpferd, Dachs, Jaguar, Schaf oder Bürgermeister Löwe oder sonst was bist, es gibt keine gesellschaftlichen Unterschiede. Bislang jedenfalls. Und auch der schlimmste „Pate“ in der Gegend, die arktische Spitzmaus „Mr. Big“ („Ich mache dir ein Angebot…“), besitzt mehr hinreißenden Marlon Brando-Charme als Übelkeit. 3.) Die Zitate. Sind in diesem animierten Krimi-Puzzle superb. Die „Police Academy“ lässt ebenso grüßen wie die 80er Kumpel-Movies „Nur 48 Stunden“ & „Tango & Cash“. Auch „Big Trouble in Little China“ wird ebenso lachhaft attackiert wie eben der Klassiker „Der Pate“. Erwachsene können sich gemeinsam mit ihrem Nachwuchs amüsieren. 4.) EIN tierisch-menschlicher Hit. Unübertroffen: Nicks Kumpel Flash. D a s Faultier von der von der PKW-Zulassungsstelle. Ein g a a a n z langsamer Beamter (deutscher Sprecher: Rüdiger Hoffmann) wie er im Buche steht. Mit seiner ebenso bewegungsresistenten Kollegin Priscilla. Beider – vor allem sprachlicher – Trägheit ist saukomisch-genial. Und irre-komisch. Bedarf der Wiederbegegnung. 5.) Folge dem Song: Shakira als Popstar Gazelle mit dem Hit „Try everything“.

Willkommen also in der Welt von „Zoomania“. Wo Tiere Mensch sein und sich frei entfalten können. Und wo ein gemeines hinterhältiges Stink-Tier, mit Fell, alles kaputt machen möchte. Wie gehabt: Die Gier. An Macht & Co. Aber eine pfiffige Frau Hase (deutsche Stimme Josefine Preuß) und ein cooler Fuchs-Banause (Frederick Lau) gewitzt aufpassen, um Schaden in und von diesem funktionierenden Gemeinwesen abzuwenden. Gar nicht einmal so schlecht für „nur“ einen charmanten witzigen Animationsfilm, übrigens dem 55. aus dem Hause von Walt Disney (= 4 PÖNIs).

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