WOLFSBRÜDER

WOLFSBRÜDER“ von Gerardo Olivares (B+R; Spanien/D 2010/2011; M: Klaus Badelt; 107 Minuten; Start D: 07.06.2012); es gibt viele dieser Geschichten. Und Filme. Mal fiktiv („Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling), mal auf Tatsachen beruhend („Der Wolfsjunge“ von Dr. Jean Itard/1969 von Francois Truffaut adaptiert). Wir wissen von Tarzan und Kaspar Hauser. Und wir erfahren jetzt von: MARCOS RODRIGUEZ PANTOJA. Der 1946 in Cordoba geborene Spanier lebte von 1954 bis 1965 allein. Im Tal der Stille. In den Bergen beziehungsweise im abgeschiedenen Waldgebiet der Sierra Morena. Weil sein (geliebter) Bruder Juan José und er nicht verhindern konnten, dass Wölfe die Ziegenherde der Familie „dezimierten“, verscherbelt ihn sein Vater an den Großgrundbesitzer, von dem die Ziegen „zur Verfügung gestellt“ waren. Um DEM die Schulden für die getöteten Tiere „zu bezahlen“. Marcos wird von seinem Bruder getrennt und in jenes Tal der Stille gebracht. Wo er den alten, dort ständig ansässigen Ziegenhirten Atanasio „unterstützen“ soll. DER mag den Jungen und kann ihm auch viel beibringen, um hier zu überleben. Als er aber stirbt, ist der kleine Junge allein auf sich gestellt. Nur von einem zahmen Frettchen, den Ziegen und einem Wolfsrudel umgeben. Mit deren Jungen er sich bald anfreundet. Als Handlanger des Diktators Franco auftauchen, vermag er zu fliehen. Mit Hilfe „seiner“ Wölfe. Zwölf Jahre lebt er frei und „unbehelligt“ in der Natur. Im Einklang mit ihr, den Tieren und den Jahreszeiten. Bis sein Peiniger von einst mit der Guardia Civil auftaucht. Auf der Jagd nach einem (immer noch) flüchtigen „Rebellen“. Und dabei auf ihn „stoßen“.

„Entre Lobos“, so der Originaltitel, ist ein wunderbar emotionaler Film. Der einerseits an ehemalige kapitalistisch-unsoziale Auswüchse erinnert, wo es „Besitzer“ von Land UND Menschen gab, und andererseits von einer ungewöhnlichen Menschen-Existenz erzählt. Wo „Mensch“ sich – notgedrungen – mit der Natur „zusammentut“. Friedlich „verbrüdert“. Um zu überleben. Und daran mehr und mehr Gefallen findet. „Es“ zulässt. Akzeptiert. „So“ zu leben. Fernab der Zivilisation. In der es sehr viel schlimmer zugeht als hier. Im freien Wald. Mit seinen weitaus „humaneren Regeln“.
In seinem nach „Das größte Spiel der Welt“ (2006) und „14 Kilometer – Auf der Suche nach dem Glück“ (2007) dritten Spielfilm verbindet der spanische Autor und Regisseur GERARDO OLIVARES, 1964 in Cordoba geboren, grandiose Landschaftsmotive und prächtige Tieraufnahmen (des Kameramanns + exzellenten Tierfilmspezialisten JOAQUÍN GUTIÉRREZ ACHA) mit einer sehr berührenden, weil angenehm unspektakulären humanen Erlebnisgeschichte. Eines Menschen, dem das Schicksal viel abverlangt. Und DER „dadurch/damit“ aber „die beste Zeit meines Lebens“„bekommt“. Wie er sagt. Und heute „sehr glücklich“ mit diesem, mit seinem Lebensporträt ist. DAS als optisch phantastisches wie wahrhaftiges, packendes Spannungskino SEHR beeindruckt.

Der 10jährige MANUEL CAMACHO spielt Marcos im Alter zwischen 7 und 10 Jahren. Erweist sich als ungemein präsent. Wurde für seine feine darstellerische Leistung für den spanischen „Oscar“, den „Goya“, nominiert. JUAN BALLESTA mimt dann Marcos als „Wilden“ 20jährigen. In den weiteren „gleichrangigen“ Hauptrollen bilden Natur und Tiere eine bewegende, eine faszinierende Einheit. „Wolfsbrüder“ ist ein imposanter, wolfsstarker Film.
„45 Jahre sind vergangen, seit Marcos von der Guardia Civil gefangen wurde. Unter Menschen hat er sich nie wirklich wohl gefühlt. Seine Heimat blieb das Tal der Stille, in das er immer wieder zurückkehrte. Auch heute noch verbindet ihn eine tiefe Freundschaft mit den Wölfen des Tals, den Nachkommen von Lobito“, heißt es im Nachspann (= 4 PÖNIs).

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