WIE BEIM ERSTEN MAL

WIE BEIM ERSTEN MAL“ von David Frankel (USA 2011; 100 Minuten; Start D: 27.09.2012); neulich „Best Exotic Marigold Hotel“ (mit Judi Dench + Tom Wilkinson), kürzlich „Late Bloomers“ (mit Isabella Rossellini + William Hurt), nun also dies – „die Alten“ sind endgültig wieder auf der Leinwand zurück. Haben die Lichtspielhäuser „zurück erobert“. Diesmal „turteln“ immerhin die dreifache „Oscar“-Lady MERYL STREEP (zuletzt als Margaret Thatcher in „Die eiserne Lady“) und ihr 65jähriger „Oscar“-Partner TOMMY LEE JONES (1994 „Bester Nebendarsteller“ im Richard Kimble-Thriller „Auf der Flucht“), der eigentlich sonst nur für die „harten Kerle“ zuständig ist (siehe „Men in Black“; „No Country For Old Men“; „Mord in Louisiana“). Und hier für den ursprünglich mal vorgesehenen Jeff Bridges die Rolle des Arnold Soames übernommen hat. Arnold und Kay. Und ihre dreißigjährige gutbürgerliche Mittelstands-Ehe.

Zwischenmenschlich ist alles in Routine erstarrt. Geradezu „choreographisch-präzise“ verläuft jeder Tag immergleich ab. Ritualisiert. ER: Immer dasselbe Frühstück, das Aufmachen zur Arbeit, pünktliche Rückkehr. SIE: Wäscht ab. Das Übliche. Die Kinder sind längst aus dem Haus, er verzieht sich abends gerne nach dem Golf-Sport im Fernsehen in sein eigenes Schlafzimmer, zum Hochzeitstag schenkt man sich „Praktisches“. Für den Haushalt. ER ist zufrieden, SIE mit Hausarbeit und Nebenjob keineswegs. Mehr. WAS ihr genau fehlt, entdeckt sie beim Einkaufen in dem Ratgeberbuch „Spice up your Marriage“ (also „Mehr Schwung in deine Ehe“). Von einem Dr. Bernard Feld (STEVE CARELL/im aktuellen Kino gerade „Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“). Kay ist elektrisiert. Zumal der gute Doktor im fernen Maine auch (teure) Psycho-Crash-Paarkurse anbietet. Arnold versteht die (Ehe-)Welt nicht mehr, grummelt herum, muss aber mit. Auf die dortige Intim-Couch. Um wieder zu erlernen, was Ehe auch sein sollte: Emotionen. Berührung. Vor allem, auch im Alter: Guter Sex. Sowie der gemeinsame Austausch von Sich. Und „seinen Dingen“. Man fängt also wieder „ganz von vorne“ an und schütte dabei, pö a pö, auch noch seine „kauzigen Innereien“ aus.

Regisseur David Frankel, New Yorker des Jahrgangs 1959, hat uns 2006 mit der biestigen Komödie „Der Teufel trägt Prada“ (mit der wunderbar biestigen Meryl Streep) hocherfreut. Danach ließ er uns beim menschlichen Hunde-Drama „Marley und ich“ köstlich schluchzen. 2010 setzte er kauzige Ornithologen (wie Jack Black + Steve Martin) in „Ein Jahr vogelfrei“ in komische Bewegung. Hier nun hat er sich, nach einem Debüt-Drehbuch von Vanessa Taylor, ziemlich verdaddelt. Kann sich nicht so recht zwischen Drama und Leichtigkeit entscheiden. Mal wirkt die geschwätzige Chose wie eine ironisierte Ehe-Posse, etwa, wenn es um die verborgenen „lüsternen Wünsche“ geht, die nun „hochkommen“, andererseits verströmen die „Hausaufgaben“ in Sachen „Bett-Akrobatik“ bitteren Charme. Am Rande der unguten Lächerlichkeit. „Gerade biegen“ können dies aber stets diese beiden vorzüglichen Darsteller. Meryl Streep kriegt – als langsam neu aufblühendes Heimchen Kay (mit geblümter „Loriot“-Bluse) – locker die Balance zwischen Erschrocken-Sein und fortschreitendem Selbstbewusstsein über ihre einmal mehr brillante Körper-Augen-Sprache glänzend hin. Während Tommy Lee Jones, wie ja sonst auch in seinen Figuren, allerdings selten auf dem Sofa, den knochentrockenen „Kontra“-Kerl beeindruckend zu mimen versteht. Beide sorgen für stete Neugier und Anteilnahme, vermögen aber gegen das viel zu unentschlossene Drehbuch nicht lakonisch genug anzustinken. Zu gedrillt wirkt das komödiantische Gebaren. Das mal „hart“ „Ingmar Bergman“ („Szenen einer Ehe“), mal gehobener Beziehungsslapstick ist. Und dabei „als Mischmasch“ zunehmend unter die uneinheitlichen Unterhaltungsräder gerät. Mal imponierend, mal so la-la.

„Hope Springs“, so der Originaltitel, ist eine nur ansatzweise überzeugende, eher begrenzt funktionierende therapeutische neue US-Komödie. Mit Star-Appeal (= mit Mühen 3 PÖNIs).

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