WHY DON’T YOU JUST DIE!

PÖNIs: (4,5/5)

„WHY DON’T YOU JUST DIE!“ von Kirill Sergejewitsch Sokolow (B; R + Schnitt; Russland 2018; K: Dmitriy Ulyukaev; M: Vadim QP, Sergey Solovyov; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.01.2020; deutsche Heimkino-Veröffentlichung: 27.03.2020); mit Kurzfilmen hat der aus Sankt Petersburg stammende Filmemacher nicht angefangen, sondern mit einem Studien-Abschluss als Physiker. Danach „kamen“ Kurzfilme wie „Die Flamme“ von 2015, den es – neben einem weiteren Kurzfilm, betitelt: „Das Ergebnis“ – hier als Bonusmaterial zu sehen gibt. Zu diesem Splatter-Trash-Horror-Western-Thriller-Cartoon-Komödien-Debüt des 30-jährigen russischen RIESEN-Talents KIRILL SERGEJEWITSCH SOKOLOW. Der „seinen Quentin Tarantino“ ebenso studiert hat wie „seinen Sergio Leone“ („Zwei glorreiche Halunken“). Und hier, wie er im Bonus-Interview fröhlich verkündet, an die 200 Liter „Blut“ benötigte. Um sein extraordinäres Unterhaltungsanliegen „in Form“ zu bringen. Und, schon mal gleich informiert: Der deutsche Englisch-Titel ist hier völlig angebracht; im Original heißt sein Film – deutsch übersetzt – „Papa, krepier!“. Auch nicht ohne.

Versuch, auf diese unglaubliche, Cartoon-ähnliche Blut-Slapstick-Orgie mit kritischer wie eben-solcher Ironie-Originalität zu antworten:

1.) Der junge Mann. Steht vor der Wohnungstür in einem Moskauer Hochhaus. Benimmt sich „unruhig“, hält hinter dem Rücken einen Hammer versteckt, als er doch endlich klingelt.

2.) Ein älterer bulliger, stiernackiger Mann (VITALIY KHAEV) lässt ihn herein. Andrei. Schließlich hat sich Matvey (ALEKSANDR KUZNETSOV) als Freund seiner – nicht anwesenden – Tochter ausgegeben. Weitere Person in der Zweizimmer-Behausung: Die verunsichert wirkende Ehefrau und Mutter, die von ihrem Ehemann, offensichtlich ein Polizist, immer wieder lautstark „zurechtgewiesen“ wird. Und daraufhin kuscht. Inmitten einer sich ständig steigernden, SEHR angespannten Atmosphäre.

3.) In der Matvey schließlich seine Wut nicht mehr länger zu unterdrücken weiß. Und den – körperlich weit überlegenden – Alten rabiat attackiert. Mit besagtem Hammer. Die Schlacht in der Wohnung startet. Slapstick-Details: Anstatt Tortenduelle wird ein Fernsehapparat zum Wurfmittel; Kugeln zischen aus Waffen von hier nach dort und zurück; Körper fliegen durch die Pappwände. Endstation: die Badewanne.

4.) Schübe von massenhaft dunklem Blut. Begleitet von Morricone-ähnlicher Westernmusik. Sehr schön.

5.) Und wir in Rückblende erfahren, was Matvey so extrem Wut-beladen hat werden lassen. Andeutung: die Tochter Olya (EVGENIYA KREGZHDE). Manipuliert(e).

6.) Inzwischen – anstatt Kettensägen-Anwendung: ein Bohrer. Vermag auch für imponierende Verletzungen wie Schmerzen zu sorgen.

7.) Der Alte bekommt Hunger. Labt sich an einer Fett-Wurst.

8.) Eigentlich müsste der Boy längst tot sein. Aber: Da kommt der Titel ins makabere, komische, überkandidelt-exquisite Hardcore-Aggressions-Spiel.

9.) Rückblende. Ein mit Blut über-besudelter Tatort. Mit abgeschlagenem Kopf. Andrei ermitteln. Es liegt viel Geld herum. Der Kollege von Andrei braucht dringend: GELD. Die Tasche wechselt fortan den Besitzer.

10.) Wir erfahren: Herzstillstand. Als Kinderstreiche. Erst 12 Minuten. Dann „der Rekord“: 17 Minuten. Ist wichtig, von wegen: siehe Titel.

11.) Zeitlupen-Motive wirken inspirierend. Während Blut in eine verstopfte, verdreckte Leitung tropft. Der Kamera-Blick aus der Leitung nach oben. Bekloppt. Aber imposant. Durchaus.

12.) Und dann DIESER SAUBERE SCHÖNE WALZER. Rabenschwarz-schön anzuhören. Bei – mit diesen vielen zeitgleichen unartigen Gewalt-Motiven.

13.) Apropos, dieser kommentierende Soundtrack, auch dies taucht – orchestral – auf: „Es gibt ein Haus in New Orleans; Sie nennen es die aufgehende Sonne; Es war der Untergang für viele arme Kerle; Bei Gott, ich weiß es, ich bin einer von ihnen“ (erste Zeile aus: „House of the Rising Sun“ von THE ANIMALS).

14.) Der letzte Satz lautet: „ZUM GLÜCK IST NICHTS SCHLIMMES PASSIERT“.

15.) Auf dem Abspann ertönt in russisch-englischem Rock ’n‘ Roll sachgemäß wie stimmungsangebracht: „FUCK YOU“.

Was für ein Adrenalin-Spektakel. „Mit finanzieller Unterstützung des Kulturministeriums der Russischen Förderation“ entstanden.

16.) Russland – deine neue Film-Hoffnung. Mit einem sagenhaften Export-Schlager? Nicht ‘?‘, sondern ‘!‘.

Jedenfalls hat sich inzwischen HOLLYWOOD bei KIRILL SERGEJEWITSCH SOKOLOW gemeldet. Was absolut nachzuvollziehen ist (= 4 1/2 PÖNIs).

P.S.: FSK ab 18.

Anbieter: „Pierrot Le Fou“.

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