WELCOME TO NORWAY

WELCOME TO NORWAY“ von Rune Denstad Langlo (B + R; Norwegen 2015; K: Philip Ogaard; M: Ola Kvernberg; 91 Minuten; Start D: 13.10.2016); es wird Zeit, sich seinen Namen zu merken: ANDERS BAASMO CHRISTIANSEN. Er ist uns bereits im Januar 2010 begegnet, als er in dem Debüt-Film „Nord“ von Rune Denstad Langlo (s. Kino-KRITIK) auffiel. Und auf der Berlinale zum „Shooting Star“ ausgerufen wurde. Jetzt, im dritten Projekt des 43jährigen Filmemachers, steht er wieder an der Rampe. In einer „Dramödie“ mit aktuellem Polit-Geschmack.

Anders Baasmo Christiansen mimt den ruppigen Primus. Der hat in seinem Leben schon einiges verdaddelt. Gerade hat er mit seinem im Norden von Norwegen gelegenem Hotel Pleite gemacht. Da kommt ihm „diese Flüchtlingswelle“ gerade recht. Zwar ist seine Abneigung gegen alles Fremde groß, doch wenn es „mit denen“ dank staatlicher Subventionen viel Geld zu verdienen gibt, übergeht er schon mal seine rassistischen Prinzipien. Und sieht sich nun fortwährendem „diplomatischen“ Problemen ausgesetzt, wenn es gilt, Araber, Sunniten und Schiiten und Christen „passend“ unterzubringen. Zudem ist sein Haus alles andere als komfortabel. Da erweist sich der sprachkundige wie clevere Kongolese Abedi (OLIVIER MUKUTA) als unverzichtbarer Vermittler zwischen den Nationalitäten und Kulturen.

Doch die Ausländerbehörde sieht genauer hin als gedacht: Fordert Sprachkurse und einen Kooperationsrat, sonst gibt es kein Geld. Deutet auch mögliche Abschiebungen innerhalb seiner Schutzbefohlenen demnächst an. Die An-Spannung ist mit den Händen zu greifen. Und Primus wird immer unsicherer. Hat „Fremde“ erwartet und begegnet jetzt „Menschen“. „Kriegt“ sogar einen Freund.

„Welcome To Norway“ bekommt die Balance hin, Bitterkeit ohne Ausrufungszeichen aufzurufen und (nicht nur norwegische) Vorurteile listig aufs schwarzhumorige Korn zu nehmen. Besonders spannend-auffällig, neben Haupt-Stimmungsmacher Sanders Baasmo Christiansen, der 28jährige OLIVIER MUKUTA als schlagfertiger Abedi. Olivier Mukuta, der zwölf Jahre in einem Flüchtlingscamp in Malawi gelebt hat, kam im Alter von 18 Jahren nach Norwegen und füllt seine Rolle mit authentischen Erfahrungen. Sein Spiel ist gute Seele. Bedeutet Nähe. Erreicht Bauch wie Kopf. Olivier Mukuta werden wir hoffentlich bald auf der Leinwand wiederbegegnen.

„Es ist Januar 2016 und die Realität erscheint noch trostloser. Aber gerade wenn alles hoffnungslos und schrecklich erscheint, muss es erlaubt sein zu lachen – über sich, über andere und übereinander. Das wünsche ich mir von ‚Welcome To Norway'“ (der Autoren-Regisseur Rune Denstad Langlo in einem Regie-Kommentar im Presseheft).

„Welcome To Norway“ ist nicht nur eine filmische Bereicherung (= 4 PÖNIs).

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