WELCOME IN VIENNA

WELCOME IN VIENNA“ von Axel Corti (B+R; Ö/D/Schweiz 1986; 127 Minuten; Start D: 02.06.1988).

Thema: Die unbewältigte Vergangenheit. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kehren deutsche Emigranten in amerikanischen Uniformen in die zerstörte Heimat zurück. Was sie vorfinden, ist die Fortführung des alten Zustands. Kaum überlebt, krabbeln die Menschen aus ihren Löchern, sehen und verstehen sich nur als Opfer einer “braunen Pest“ und fangen gleich wieder damit an, womit sie gestern aufgehört haben: Privates Herum-schachern, legale und illegale Geschäfte, egoistische und rassistische Politik. Nichts hat sich geändert, wenige haben etwas gelernt oder begriffen. Die Uniformierten sehen sich privilegiert und mischen kräftig mit bei diesem alten Neuanfang.

Einer, Freddy Wolff heißt er, will nicht mitmachen, kann sich nicht gleich wieder in das Getümmel ums Fressen und Gefressen werden, schmeißen und wird zum belächelten, unverstandenen und schließlich verschmähten Außenseiter. In diesem wieder schnell eröffneten Karussell aus Eigennutz und Nachtgier ist er schon wieder ein potentielles Opfer. Zumal Freddy Wolff Jude ist. Ein „Makel“, vor dem ihn vorläufig noch die amerikanische Uniform schützt.

“Welcome in Vienna“ ist ein nicht nur historisch interessanter, sondern heute noch hochbrisanter, politischer Film, der von der Bitterkeit des Zurückkehrens erzählt. Mit vorzüglichen Schauspielern wie Gabriel Barylli, Nicolas Brieger und Claudia Messner. Zugleich ist er einer der ersten Filme überhaupt, 43 Jahre nach Kriegsende, der die Österreicher, aber nicht nur die, mit diesem oft und gerne verdrängten Aspekt ihrer jüngsten Vergangenheit konfrontiert. Sehr empfehlenswert, vor allem für Schüler und Jugendliche als spannender Geschichtsunterricht (= 4 PÖNIs).

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