WEISSE HOCHZEIT

Mit „WEISSE HOCHZEIT“ von Jean-Claude Brisseau (B+R; Fr 1989; 92 Minuten; Start D: 07.06.1990)

François Hainaut ist 50, glücklich verheiratet und unterrichtet Philosophie. Ein gestandener Mann, den nichts so leicht verwirren kann. Nur mit einer Schülerin hat er Probleme: Mathilde. Mathilde ist 17, aufmüpfig und kommt fast nie zur Schule. Der Lehrer besorgt sich bei der Direktorin ihre Akte. François möchte nicht, dass Mathilde von der Schule fliegt, also gibt er ihr Nachhilfestunden. Die beiden verlieben sich ineinander ‚die Katastrophe ist vorprogrammiert. François und Mathilde lieben sich leidenschaftlich. Sie sind wie zwei Pole, die sich anziehen. Mathilde, das desillusionierte junge Mädchen, das eine schreckliche, einsame Jugend hatte. Und François, der im Leben einen Platz hat, sich aber im Geiste isoliert fühlt.
In den Hauptrollen sind BRUNO CREMER und die französische Sängerin VANESSA PARADIS zu sehen. Schon ihre äußere Erscheinung ist extrem gegensätzlich. Er ist leicht untersetzt, hat eine kräftige Statur und ist doch leicht verletzbar. Sie wirkt sprunghaft, zerbrechlich und hat in gewissen Momenten den Mut einer Verzweifelten.

Regisseur Jean Claude Brisseau beschreibt die Liebe zwischen François und Mathilde ohne Wertung. Die wenigen Szenen, in denen sie sich küssen, wirken nicht kitschig, nicht abstoßend, sondern ganz natürlich und auch anrührend. Aber “Weiße Hochzeit“ ist ein realistischer Film. Deshalb kann diese Liebesbeziehung auch nicht lange gutgehen. Am Ende steht eine große Katastrophe und Chaos. “Weiße Hochzeit“ ist ein Film über eine ungewöhnliche Liebe. Ein Film, der gegen gängige Vorstellungen ankämpft: Wer in der Schule Probleme hat, muss noch lange nicht dumm sein. Auch wenn zwischen zwei Menschen ein großer Altersunterschied besteht, können sie sich doch geistig sehr nah sein. Und: Niemand steht so fest im Leben, als dass ihn bestimmte Umstände nicht ruinieren können.

“Weiße Hochzeit“ wirft viele Fragen auf, die sich nur unzureichend beantworten lassen. Der Film ist schicksalhaft und gleichzeitig realistisch und schrecklich traurig (= 4 PÖNIs).

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