PÖNIs: (3/5)
„WARTEN AUF BOJANGLES“ von Régis Roinsard (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; nach dem Debüt-Roman von Olivier Bourdeaut/2016; K: Guilaume Schifman; M: Clare Manchon; Olivier Manchon; 125 Minuten; deutscher Kino-Start: 4.8.2022);LEBEN WIE ICH ES MAG = WIE WIR ES MÖGEN. Titel = „WARTEN AUF BOJANGLES“ von Régis Roinsard (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; Co-B: Romain Compingt; nach dem Debüt-Roman von Olivier Bourdeaut/2016; K: Guilaume Schifman; M: Clare Manchon; Olivier Manchon; 125 Minuten; deutscher Kino-Start: 4.8.2022). Mr. Bojangles ist ein Song des amerikanischen Country-Sängers und Songwriters Jerry Jeff Walker aus dem Jahr 1968. Er handelt von einem alten, heruntergekommenen Tänzer, der in einem Gefängnis seinen Stepptanz vorführt. Das Lied wurde bekannt durch die Aufnahme der Nitty Gritty Dirt Band aus dem Jahr 1970, die im Jahr darauf die Top Ten der amerikanischen Charts erreichte. Zahlreiche Interpreten haben seither Coverversionen eingespielt.
Riviera 1958. Es ist Liebe auf den allerersten Blick, zumindest bei Georges (ROMAIN DURIS), dem Phantasten, Spinner, überschaubaren Blicker. Der der fantasievollen und spontanen Camille sofort verfällt „Sie bauen noch mehr Luftschlösser als ich“, staunt Camille (VIRGINIE EFIRA). Als sie verschwindet, sucht und findet er sie. Und „überredet“ sie zu dieser Liebe. Es lebe die aufgekratzte Stimmung. Die verbunden ist durch verrückte Geschichten und so viele Träume. Jede Nacht wird zum überschwänglichen Fest, auf dem sie zu Mr. Bojangles tanzen und „das Volk“ mit erstaunlichen Erzählungen unterhalten. Georges weiß: „Besorgnis ist ein vulgäres Gefühl“. Und schätzt die Illusionen, die genussvoll verbreitet werden und für eine enorme Lebenslust sorgen. Ohne einlümmelnde Konventionen und mit lustigen Eskapaden von wegen – man siezt sich täglich. Neu. Von wegen – elegante Namen. Blinken. Als ihr Sohn Gary geboren wird, gehört auch er ganz selbstverständlich zu dieser exzentrischen Welt dazu. Für die er dann Beobachtungen findet wie „Die Wahrheit wirkt manchmal wie eine komische Lüge“. Wie Kinder-wahr: irgendwann ist auch ein Tanz an der Grenze. Und die Gefühle stolpern mittenmal: „Das größte Glück schlägt ohne Vorwarnung ins Gegenteil um“. Camille oder – der Schwung, das lange Zeit vitale Drama, wendet sich, zieht sie in den psychischen Abgrund. Was Georges und der kleine Gary nicht zu akzeptieren beabsichtigen. Schließlich: Der Rausch, der uns trifft, darf nicht aufhören. Schon gar nicht etwa beendet werden.
Ein Beziehungsfilm. Wenn Emotionen taumeln. Und nur „positiv“ einverleibt werden. Wendungen, auf gar keinen Fall. Kein akzeptieren möglich. Schwermütige Gefühle vermögen nicht ertragen zu werden, dürfen nicht einbrechen. In der erste Filmstunde ist gewaltige Empathie bestimmend. Wir richten uns das Existieren ein. Ohne Einspruch. Dann aber wird es haltlos. Die Luftschlösser beginnen zu platzen. Wie ist „dabei“ unsere Gemeinschaft noch zusammen zu halten. Es wird tief-traurig; (zu) dick-tränig (= 3 PÖNIs).