DIE WAHLKÄMPFERIN

DIE WAHLKÄMPFERIN“ von David Gordon Green (USA 2014; B: Peter Straughan; auf der Grundlage des Dokumentarfilms „Our Brand is Crisis“ von Rachel Boynton aus dem Jahr 2005; K: Tim Orr; M: David Wingo; 108 Minuten; Start D: 21.01.2016); dieser 87minütige Dokumentarfilm von 2005 – dessen Titel hier auch der originale Film-Titel ist – handelte davon, wie die Filmemacherin Rachel Boynton im Jahr 2002 den professionellen US-amerikanischen Polit-Berater James Carville begleitete, der den bolivianischen Präsidentschaftskandidaten Gonzalo Sánchez de Lozada mit Hilfe amerikanischen Politkampagne-Strategien zur Wiederwahl in seiner Heimat verhelfen soll.

Sie heißt Jane Bondine, wird auch „Calamity“ Jane genannt (SANDRA BULLOCK), gilt als d e r Profi unter den Wahlkampfexperten in den USA, ist aber „amtsmüde“. Töpfert derzeit lieber. Wird aber von einer Beraterfirma reaktiviert, weil es gilt, den bislang erfolglosen bolivianischen Präsidentschaftskandidaten Pedro Castillo (JOAQUIM de ALMEIDA) in die Erfolgswahlspur zu bringen. Schließlich sollen vor Ort „amerikanische Interessen“ gewahrt bleiben. Also macht sich Frau ans taffe wie manipulative Handwerk. Ihr Gegenspieler ist ausgerechnet ein alter Feind, Pat Candy (BILLY BOB THORNTON), der den aktuell weit in der Wählergunst führenden Kandidaten berät. Was „Calamity“ noch mehr anspornt. Das Scharmützel beginnt.

Was sich anfangs wie eine hochinteressante zeitlose Polit-Parabel anlässt, Marke: Die USA als ständige Weltpolizei, die die „Zusammenhänge“ stets nach eigenen Wünschen reguliert, verkommt mehr und mehr zu einem viel ver-/zerquatschten und schließlich absurd rührselig-pathetischen kommerziellen Blöd-Film Hollywoods. In dem die gut besetzten Nebenfiguren zunächst prächtig hantieren und prickelnde Stichworte für die Chefin liefern, die dann aber in langweilige und vorhersehbare Verbal-Duelle ausufern. Ausarten. Während SIE mit IHM, also Sandra mit Billy Bob, scharwenzelt. Dank Foppen, Täuschen, Erklären und Betrügen gewinnt schließlich ihr Kandidat, was aber Jane überhaupt nicht froh macht. Und sie sich auf der Straße der lautstarken Opposition anschließt. Jane ist plötzlich zur „anderen“ Kämpferin mutiert. Es ist nicht zu fassen. Die Gut-Fahne winkt.

Von politischer oder satirischer Wut keine richtige Spur. Von der düsteren Psychologie des professionellen Manipulierens; vom spannenden „Machen“ von Macht; dieses Ausloten eines Menschen, der sich für viel Money hergibt, um außerhalb des eigenen Landes bewusst für politische Scheiße zu sorgen: Davon ist hier kritisch nur ansatzweise etwas zu (ver-)spüren. Stattdessen sehen wir eine Star-Domina aus dem Business-Amerika, die halt einen „guten Job“ macht und sich erst ganz spät offenbar dafür (etwas) schämt. Sandra Bullock ist enorm anstrengend-fleißig; Billy Bob Thornton sagt seine Sätze routiniert auf. Der vorgesehene Amerika-Präsidentenkandidat von Bolivien sieht aus wie man sich einen dieser Marionetten vorstellt. Aalglatt, salbungsvoll foppend, manchmal gar nicht so unsympathisch. Joaquin de Almeida bedient seinen Part ordentlich.

Aber – interessiert das? Ja, wenn es um das Thema geht. (Von ganz-ganz weitem winkt „Wag the Dog“). Nein, wenn es um diesen missglückten Bastard von Polit-Film geht. Bei dem Regisseur David Gordon Green, dessen vorletzter Film „Manglehorn“ (mit Al Pacino) erst kürzlich bei uns im Heimkino missfiel, offenbar bei diesem ur-amerikanischen aktuellen Thema nicht wusste, was er eigentlich will: Komödie oder Politik; Schwank oder Thriller; Ironie oder Attacke? Dieser Mischmasch jedenfalls ist unnütz (= 1 ½ PÖNIs).

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