In dem Pariser Krimi „WAFFENBRÜDER“ von Alexandre Arcady (Fr 1989; 122 Minuten; Start D: 07.08.1990); geht es, zunächst, um zwei Cops. Um den 27jährigen Simon und um den 34jährigen Karim. Sie sind nicht nur vom Charakter und von ihrem Temperament her sehr verschieden, sie stammen auch aus sehr unterschiedlichen und verfeindeten Kulturen. Simon ist Jude, Karim Araber. Das führt anfangs zu internen Spannungen. Keiner will im Grunde mit dem anderen zu tun haben, gar mit ihm zusammenarbeiten. Doch die Arbeit im Drogendezernat will es so, beide müssen sich zusammentun, um einem Ring von religiösen Fanatikern und Mördern auf die Schliche zu kommen. Also fügt man sich und kratzt sich zur Begrüßung erst einmal wortreich am Eingemachten.
Doch der Fall, den sie beackern, lässt keine Zeit für Vorurteile und Rassismus. Und überhaupt: Paris gehört bekanntlich schon längst nicht mehr nur den Franzosen. Araber und Afrikanern. Juden und Moslems bevölkern die Straßen, und da ist es fast schon üblich, dass andauernd und meistens auch spöttisch und ironisch über die multikulturellen Zustände gesprochen und gelästert wird. Simon und Karim werden Vertraute, aber keine Partner. Sie nähern sich, je tiefer sie in den Ermittlungen wühlen, ohne “richtig“ Freundschaft zu schließen. Ihr übermächtiger Gegner ist ein aggressiver Libanese, der seine diplomatische Immunität böse ausnutzt und dem verhassten System so viel Schaden wie nur möglich zufügen möchte. Den zu jagen, kostet viel Nerven und Opfer. Erfordert ihre ganze Kraft und professionelle Schnüffler-Stärke. Als der erfahrene Karim auch privat ermittelt, wird Simon misstrauisch und beschuldigt ihn des doppelten Spiels. Zudem läuft auch was zwischen Simons Exfrau Lisa und Karim. Die Spannungen zwischen den beiden Männern werden unerträglich. Und ausgerechnet jetzt tritt ihr Fall in die letzte, entscheidende Phase.
“Waffenbrüder“ ist ein melodramatischer Cinemascope—Stoff, ist ein realistischer Polit-Krimi, der in seiner Schwarz-Weiß-Zeichnung allerdings manchmal über sein Ziel hinausschießt. Einerseits bemüht er sich ambitioniert, mit dem heutigen Rassenbild in Frankreich tolerant umzugehen, andererseits verkauft er seine Kriminalstory auch in der typischen und unangenehmen Law-and-Order-Stimmung und Verpackung. Der Bösewicht aus dem Libanon wird so hasserfüllt und ekelhaft vorgeführt, dass man zwangsläufig erleichtert ist, wenn er schließlich mit einer Autobombe in die Luft gejagt wird. Damit versagt der Film in seiner Absicht, bei aller Härte und Verbissenheit Liberalität zu demonstrieren, und begibt sich nur in die große Reihe der undifferenzierten Hau-Drauf-Plotts aus Amerika. Dass “Waffenbrüder“ dennoch interessiert und spannend unterhält, hängt mit der “anderen“, der privaten Duell-Geschichte der beiden Hauptfiguren zusammen. Die im Übrigen von Patrick Bruel und Richard Berry clever und routiniert gespielt werden.
Ein zwiespältiges Spannungsstück: “Waffenbrüder“ von Alexandre Arcady (= 2 ½ PÖNIs).