DER VORNAME (2012)

DER VORNAME“ von Mathieu Delaporte & Alexandre de La Patellière (B+R; nach ihrem gleichn. Bühnenstück); K: David Ungaro; M: Jérôme Rebotier; Fr 2011; 109 Minuten; Start D: 02.08.2012); entstand nach dem gleichnamigen Bühnenstück der beiden Regisseure („Le Prénom“) und in Produktion mit dem Pariser „Theatre Édouard VII“. Und dem Pech, dass ständig ein „ähnlicher Film“ mit im Gedankenraum schwebt: „Carnage“, so der Originaltitel, bei uns im Kino unter „Der Gott des Gemetzels“ Ende November letzten Jahres angelaufen: Der köstlich-komische, wunderbare Roman-Polanski-Volltreffer (u.a. mit Jodie Foster + Christoph Waltz) nach dem preisgekrönten Theaterstück von Yasmina Reza.

Dort wie hier – man trifft sich. In einer großzügigen Pariser Wohnung. Der erfolgreiche Mittel-Vierziger Vincent (bekannt, auch als Pop-Sänger und Poker-As: PATRICK BRUEL) sieht erstmals Vaterfreuden entgegen. Seine Schwester Élisabeth und ihr Mann Pierre (CHARLES BERLING) laden ihn zum Abendessen ein, wo er auf seinen Jugendfreund Claude trifft. Während die kleine Gruppe auf Vincents Ehefrau Anna wartet, kommt man ins lockere „Warm Up“-Gespräch. Das sich um den Namen für das kommende männliche Baby dreht. Als Vincent ADOLF als festgelegten Vornamen nennt, entsteht einhellige Entrüstung. Ja sogar lautstarke Empörung. Fortan fliegen die verbalen Fetzen. Nach dem Motto: Jeder gegen jeden, auf jeden. Mit allem was sich über die Jahre so aufgestaut hat. Und sich „sonst“ nie SO sagen ließ. In Sachen Bloßstellungen, geharnischte „Wahrheiten“, Verdächtigungen. Die wortreiche Rauf-Lust. Mal ist DER „oben“, mal der Andere. Oder „Parteien“ bilden sich. Um loszuspotten. Hämisch. Genüsslich. Als Tieftreffer. Gedacht. Und als sogar feststeht, dass der beste Freund mit der eigenen Mama glücklich liiert ist, gibt es natürlich sogleich auch „was auf die Nase“. Und das alles wegen… ADOLF. Anfangs. („Zuerst haben uns die Deutschen Elsass und Lothringen weggenommen und nun auch unsere Vornamen“, scherzt Vincent einmal).

Der laute Charme der Lebenslügen. Die direkte Verbalzufuhr von „Wahrheiten“. Die Schandmaul-Bourgeoisie. Alle tragen solange ihre Benimm-Hautschicht, bis diese mal platzt. Und die „Klarheiten“ in den Raum geschmettert werden. Können. Dürfen. Voller Ironie. Provozierender Bitterkeit. Lustvollem „Endlich-Mal“. Worte als Waffen. Mal kleinkalibrig, mal als Schnellfeuergedöns, mal als schnatternde Zorntiraden. Mal vorsichtig, mal brachial, mal hysterisch. Mitunter komisch, vielfach doppeldeutig, bisweilen zynisch. Das Ensemble kennt sich von der Bühne her. Ist gut eingespielt, setzt die Pointen vortrefflich. Mit routinierten Bewegungen. Über den vollmundigen Rachen und „den Rest“.

„Der Vorname“ ist luftiges französisches Kino-Theater (= 3 PÖNIs).

Teilen mit: