VOLL VERSCHLEIERT

PÖNIs: (3/5)

„VOLL VERSCHLEIERT“ von Sou Abadi (B + R; Fr 2016; K: Yves Angelo; M: Jérome Rebotier; 87 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.12.2017); die Franzosen haben und beweisen Mut. Indem sie andauernd gesellschaftlich „schwierige“ Themen auf ihre Weise, also zum Beispiel: komisch – angehen. Wie vor einiger Zeit mit „Monsieur Claude und seine Töchter“, der für eine ganze Reihe von Themen- und sinn-ähnlichen Folge-Filmen sorgte. Beileibe nicht immer so geglückt oder erfolgreich, aber man tut halt, was man kann. Um das dortige Kino auch zu einem Hort der „lachenden Gesellschaftskritik“ zu festigen.

Neuestes Beispiel: In „Cherchez La Femme“, so der Originaltitel, die ins Deutsche übernommene französische Redewendung heißt so viel wie: „Mach‘ die Frau ausfindig!“ beziehungsweise: „Da steckt eine Frau dahinter“, trifft fundamentalistische Religions-Diktatur auf französische Leichtigkeit. Und umgekehrt. Leila (CAMÉLIA JORDANA) und Armand (FÉLIX MOATI). Sind ein Paar. Studieren in Paris Politik. Beider großer Traum ist ein Demnächst-Praktikum in New York bei den Vereinten Nationen zu absolvieren. Armand ist der atheistische Sohn liberaler iranischer Vor-Jahren-Einwanderer-Eltern; Leila ist die Tochter einer Familie mit maghrebinischen Wurzeln, die Eltern sind verstorben, sie kümmert sich um ihren jüngeren Bruder; „strenge Religion“ ist bei ihnen kein Thema. Was sich von jetzt auf gleich ändert, als ihr älterer Bruder Mahmoud (WILLIAM LEBGHIL) nach zehnmonatigem Aufenthalt im Jemen als rigoroser orthodoxer Muslim zurückkehrt. Mit obligatorischem Salafisten-Rauschebart und finsteren Regeln. Mahmoud ernennt sich umgehend zum Familien-Herrscher. Motto: Eine neue Frömmigkeit muss her. Ab sofort. Was so viel bedeutet wie: Kein Kontakt mehr zum „ungläubigen Freund“, und New York ist sowieso passé. Die „westlichen Klamotten“ des jüngeren Bruders – auf den Müllhaufen damit. Erst nimmt Leila dies nicht ernst, dann ist es zu spät für sie. So dass Lover Armand „praktisch“ eingreift: Um Leila weiterhin sehen = treffen zu können, verkleidet er sich als ihre „ganz streng gläubige“ Studienkollegin Scheherazade, immer eingekleidet in: Voll-Burka. Lernt „dafür“ sogar im Schnellkurs beim: „Koran für Dummies“. Mahmoud ist erst überrascht, dann angetan und dann … verliebt er sich in dieses geheimnisvolle Scheherazade-Wesen mit den „lieblichen Augen“. Und will sie unbedingt „haben“. Die Klamotte bezieht Stellung.

„Charley’s Tante“ im ulkigen Burka-Rhythmus. Von locker über sarkastisch und komisch über hysterisch bis zur Fummel-Komödie. Mit viel Gerenne, Getue, Travestie-Lärm. Und Tschador-Slapstick. Mal ganz witzig, dann mit zu oberflächlichem Tiefgang und fehlendem Komödien-Biss. Ohne jedoch den gedanklichen Unterhaltungsreiz zu verlieren. Die 1968 im Iran geborene französische Autoren-Regisseurin Sou Abadi, die 2002 ihren vielbeachteten Dokumentarfilm „S.O.S. Teheran“ herausbrachte, beweist in ihrem ersten Leinwand-Spielfilm subversiven Mut und feministische Humor-Wut. Motto: Sich Einschüchterungen lachend und listig entgegenstemmen. Pourquoi pas! (= 3 PÖNIs).

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