VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS?

VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS?“ von Éric Lartigau (Fr 2013/2014; B: Victoria Bedos, Stanislas Carré de Malberg; K: Romain Winding; M: Evgueni & Sacha Galperine; 105 Minuten; Start D: 05.03.2015); na ja, das mit dem „Verstehen“ ist so eine Sache. Hier.

Natürlich sind sie eine normale Familie, die Landwirtschafts-Sippe der Béliers. Die in der malerischen französischen Provinz auf ihrem Bauernhof zusammenlebt. Vater, Mutter, der Nachwuchs Quentin sowie das flügge gewordene Töchterchen Paula (LOUANE EMERA). Auf dem Wochenmarkt, wo sie ihren leckeren Camenbert anbieten, wird die „komische Misere“ deutlich: Bis auf Paula sind alle in der Familie gehörlos. Umso mehr können sie sich zünftig über Gott und die Welt, das Leben und die doofe Kundschaft spöttisch auslassen. Ohne das dies irgendjemand versteht. Begreift. Ausnahme, natürlich: die hübsche Paula. Sie ist für ihre Eltern der Kontakt zur Außenwelt. Sozusagen: die unerlässliche Dolmetscherin der Familie. Sie übersetzt in allen Lebenslagen von der Gebärdensprache und zurück. Was überall längst als „völlig normal“ betrachtet wird. Innerhalb der Gemeinschaft wie überhaupt. Bei den Leuten.

Denn, wie schön: Die Béliers sind keine Trauerklöße, die wegen ihrem „kleinen Defizit“ dauer-nölen, ganz im Gegenteil: Man zeigt sich als außerordentlich muntere, verschworene und bisweilen schön frivole La Famille. Die keineswegs alles akzeptieren, was politisch korrekt angesagt ist. Ganz im Gegenteil (aber: sehen Sie selbst).

Doch irgendwann ist Paula als Mund und Ohr der Familie überfordert. Paulas Gesangstalent wird in der Schule von einem Musiklehrer entdeckt; zudem hat sie sich, natürlich, erstverliebt. Wie soll sie DAS nun künftig alles unter einen Zeit-Hut bringen? Zumal sich Papa Rodolphe (FRANCOIS DAMIENS) in den Kopf gesetzt hat, sein linkes Herz in den kommenden Bürgermeister-Wahlkampf „einzubringen“. Der Milchbauer, der sein neues Kälbchen soeben Obama taufte und derzeit gerade eine Biographie über Francois Hollande liest, ist stinkesauer, dass der derzeitige konservative Amtsinhaber Landwirtschaftsflächen zum Industriegebiet ummodeln will. Also wird ER antreten. Gegen diesen neoliberalen Kapitalisten. Natürlich unter Zuhilfenahme von Paulas „Synchronisation“. Ach so ja, Mama Gigi (KARIN VIARD) steht natürlich voll hinter den wütenden Polit-Attacken ihres geliebten Gatten. Alles wäre also im Lot, wenn da nicht Paulas neue persönliche Pläne wären….

Es ist eine der schönsten Szenen in diesem emotional feinen französischen Feelgood-Kino: Voller Konzert-Saal; die Kandidaten singen, die Béliers können natürlich nichts hören, kriegen aber natürlich die Wohl-Schwingung der Zuhörer Drumherum mit; plötzlich zieht sich die Akustik auch für UNS zurück und wir sehen nur das Hören. Ohne es tatsächlich hören zu können. Und dann setzt Paula noch ein Gebärden-Leckerli für ihre Familie (und uns) drauf. Das volle gefühlsechte WAU.

Wieder einmal die Franzosen. Mit einer liebevollen, „unartigen“ Komödie, die bislang über 6 Millionen Kinobesucher zuhause anzog. Kess, frech, charmant, gutwillig. Und mit einer blonden „Schnuckelbiene“ im Hauptpart: LOUANE EMERA, hübsche 18, die 2013 in Frankreich in der zweiten Staffel von „The Voice“ auffiel und heuer mit dem „César“ als „Beste Nachwuchsdarstellerin“ ausgezeichnet wurde. Ihr geben die („ansonsten sprechenden“) Profis KARIN VIARD („Mein Stück vom Kuchen“) und FRANCOIS DAMIENS („Nichts zu verzollen“) ebenso stumme wie amüsante Begleitung und liefern köstliche Stinkefinger-Pointen.

Ein schmucker Schelmen-Spaß vom Nachbarn; gute Unterhaltung (= 3 PÖNIs).

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