Als der britische TV-Film „DIE VERSCHWÖRUNG“ Ende Februar 2013 bei uns veröffentlicht wurde, war nicht klar, dass es sich hier um Teil 1 einer Thriller-Trilogie handelt. Nun ist soeben hierzulande der Mittelteil herausgekommen, den wieder das Team um den namhaften englischen Dramatiker, Autor und Regisseur DAVID HARE („Wetherby“/“Goldener Berlinale Bär“ 1985; „The Hours“ /„Oscar“-Drehbuch-Nominierung 2002; „Der Vorleser“ /“Oscar“-Drehbuch-Nominierung 2008) mit hochkarätigen Stars entwickelt hat:
„DIE VERSCHWÖRUNG – TÖDLICHE GESCHÄFTE“ von David Hare (Originaltitel: „Turks & Caicos“; B + R; GB 2013; K: Martin Ruhe; M: Paul Englishby; 100 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 19.2.2015).
Mit dem Begriff Agenten-Thriller verbinden wir normalerweise Action, also Jagd- und Baller-Szenen, sowie viel Tempo. Und haufenweise Spezialeffekte. Hier ist alles anders. Hier fällt nicht ein einziger Schuss. Ohne dass es deshalb an Spannung mangelt. Wir erinnern uns: Der britische Premierminister Alec Beasley (RALPH FIENNES) ist ´ne ganz schön miese Type. Nach außen hin, zu den Untertanen, mimt er den Biedermann, in Wirklichkeit aber hat er es faustdick hinter den üblen Ohren. In Sachen vermeintlicher Terrorbekämpfung plus eigener Vermögensvermehrung. Mit unsauberen Geschäften. Wie zum Beispiel beim Verkauf von Stacheldraht für das US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba. Woran er eifrig wie profitabel mitgemischt hat. Natürlich im getarnten Dunst-Dunkel von Schein und Firmen.
Der altgediente Geheimdienst-Nachrichtenanalytiker Johnny Worricker (BILL NIGHY) ist ein ehrenwerter Agent. Hatte viel heraus- und mitgekriegt, ließ sich jedoch nicht korrumpieren und machte sich schließlich aus dem kriminellen englischen Staub (und Regen). Ist in der Karibik untergetaucht, weil es ihm Zuhause zu brenzlig wurde. Lebt hier, auf den Turks- & Caicos-Inseln, ebenso bequem wie unauffällig. Dann aber erreicht ihn ausgerechnet hier das internationale Business von gigantischer Geldwäsche, illegalen Steuertricks, unlauteren Macht- und Money-Manipulationen. Mit millionenschweren Deals. Er will damit eigentlich nichts zu tun haben, wird aber „erkannt“. Zum Beispiel vom CIA-Kollegen Curtis Pelissier (CHRISTOPHER WALKEN). Und der stellt ihm gleich mal einen „tüchtigen“ Kreis von „Entscheidern“ vor. Die hier faulenzen und „regieren“. Oder umgekehrt. Die mit Millionen von Dollar – „Geld muss fließen“ – hantieren und sich für „unantastbar“ halten. Johnny ist innerlich alarmiert. Aufgescheucht. Diskret angewidert.
Als einer von ihnen, ein besonders fieser und lauter Geld-Drecksack, tot aufgefunden wird, beginnt das perfide, listige Spiel um Gewinnen-Wollen um jeden Preis. In einem Dickicht aus Lügen, Täuschungen. Pendelnd zwischen Politik und Wirtschaft. Und loyalen Einheimischen. Wer dabei „ausschert“, gerät in Lebensgefahr. Zwei „spezielle“ Frauen treten in das zunehmend unruhiger werdende Insel-Leben des britischen Ex-Agenten: Da ist das attraktive wie tüchtige wie melancholische wie undurchsichtige Finanz-PR-Liebchen-Mädel Melanie (WINONA RYDER), und da erscheint seine Ex-Freundin Margot Tyrell (HELENA BONHAM CARTER), die aus Britannien mit ihrem obskuren Stiftung-Chef Sterling Rogers (RUPERT GRAVES) anreist, einem dieser mächtigen geldgierigen Strippenzieher im feudalen Nadelstreifen, der nicht ahnt, wen er da wirklich an seiner Seite hat.
Wer ist hier wer. Wirklich. Und spielt welche (Ego-)Masken-Rolle? Johnny Worricker, dieser Schlacks aus lakonischem Briten und pfiffigem Überlebenskünstler, bekommt viel zu denken. Bevor er handlungscharmant überlegt loslegt. Überhaupt: Hier finden heiße Kopf-Duelle statt. Sätze als pointierte Kugeln. Mit stets doppelbödigem Hintergrund. Beigeschmack. Sinn. Der Krieg der Worte. Virtuos.
„Die Verschwörung II“ ist ein in feinsinniger Krimi-Schlaumeier. Unterhaltung mit viel Köpfchen. Und weniger Bewegung(en). Als üblich. Ein angenehmer Thriller-Exot.
Man darf auf den Abschluss der faszinierenden Heimkino-Trilogie gespannt sein.
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