„VERDAMMNIS“ von Daniel Alfredson (Schwed/Dänemark/D 2009; B: Jonas Frykberg; nach dem gleichn. Roman von Stieg Larsson/2006; K: Peter Mokrosinski; M: Jacob Groth; 129 Minuten; Start D: 04.02.2010); skandinavische Thriller sind seit vielen, vielen Jahren „in“, speziell – DIE „grimmigen“ aus Schweden (z.B. Henning Mankell/Kommissar Wallander). Einer dieser auf der ganzen Welt beliebten, geschätzten Krimi-Autoren ist der 2004 verstorbene STIEG LARSSON, dessen „Millenium-Trilogie“ millionenfach verkauft wurde. Bei uns unter den Titeln „Verblendung“; „Verdammnis“ + „Vergeltung“. Die erste Verfilmung – „Verblendung“ – kam Anfang Oktober letzten Jahres in die Kinos (s. Kino-KRITIK). In „Verblendung“ wühlten der politische Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist (MIKAEL NYQVIST/“Wie im Himmel“, 2004) und die „eigenwillige“, listige Hackerin Lisbeth Salander (sensationelle Neuentdeckung: NOOMI RAPACE) in den düsteren Geheimnissen einer mit Nazi-Vergangenheit und heutigem Nazi–Dunst ausgestatteten gutbürgerlichen schwedischen Großfamilie herum.
Nun kreuzen sich die Wege des ungleichen Paares erneut. Lisbeth hat sich einige Zeit im Ausland aufgehalten, kehrt nach Schweden zurück, um die eigentlichen Urheber und Verursacher ihrer Qualen der Vergangenheit ausfindig zu machen und „zu stellen“. Parallel dazu bietet ein junger Kollege Mikael Blomkvist (MIKAEL NYQVIST) eine Story an, in der es um einen Mädchenhändlerring geht, mit Freiern aus höchsten Gesellschaftskreisen. Bevor aber die Story fertig ist, wird der junge Mann ermordet. Ebenso wie „zufällig“ der jahrelange Vormund von Lisbeth Salander. Und: Auf beiden Tatwaffen finden sich die Fingerabdrücke der jungen Frau. DIE daraufhin untertaucht. Während Blomkvist sich dranmacht, ihre Unschuld zu beweisen. Und dabei selbst in höchste Gefahr gerät. „Verdammnis“ zielt nun tief in die Biographie der provozierend tätowierten, dickköpfig-cleveren-austrainierten-soziopathisch anmutenden bisexuellen Post-Punkerin Lisbeth hinein. Der einst ganz übel mitgespielt wurde, die übelst benutzt wurde, psychisch wie physisch, und DIE sich nun vehement wie überlegt zu wehren weiß. Und „den Gegenangriff“ startet. Solo. Blomkvist kann nur immer hinterherhecheln. Doch dann landet Lisbeth in der Hölle.
„Verdammnis“ ist erneut ein durch und durch solider, außerordentlich spannender „Handarbeitskrimi“. Das heißt, ohne Tricks & Gags & Effekte. Ohne die „Bunte Krimi-Plastik-Bühne“ Hollywoods. Ganz hammerhart & brutal. Und MÄCHTIG SPANNEND. „Typisch schwedisch“, wie Stieg Larsson es vorgegeben hat. Gefährliche Biedermänner, Frankensteins Söhne, lichtarme Schauplätze, käsige Durchschnittsgesichter, wenig zimperliche Gestalten. Stupide Kerle. Ein packender Nerven-Krimi. Der natürlich vor allem deshalb faszinierend funktioniert, weil nun Lisbeth Salander / NOOMI RAPACE mehr und mehr in den eigentlichen Spannungsmittelpunkt rückt. Und DIE wird nun einmal von dieser rotzigen, zierlichen, in einer Art „Kriegsbemalung“ herumwuselnden Powerfrau NOOMI RAPACE phantastisch gefüllt, gespielt, fühlbar „gemacht“. Sie gibt sich Körper-präsent, beherrscht die heutigen „elektronischen Nutzmittel“ perfekt, hat sich eine dicke Hornhaut angeschafft, wird zu einem unaufhaltsamen, wunderbar wütenden Rache-Tornado. Ein GANZ STARKER, ungemein nahegehender Auftritt dieser 30jährigen schwedischen Schauspielerin. Von der man sicherlich noch viel sehen und hören wird. Zunächst im hiesigen Trilogie-Abschluss „Vergebung“, der Anfang Juni, kurz vor Beginn der Fußball-WM, in die Kinos kommt. Und auf DEN man richtig gespannt sein darf. Die Schweden-Krimis jedenfalls bleiben im spannenden Gespräch; sowohl auf dem Papier wie auch auf der Leinwand (= 4 PÖNIs).