UNSANE – AUSGELIEFERT

„UNSANE – AUSGELIEFERT“ von Steven Soderbergh (USA 2017; B: Jonathan Bernstein, James Greer; K: Peter Andrews = Steven Soderbergh; Schnitt: Mary Ann Bernard = Steven Soderbergh; M: Thomas Newman; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.03.2018); wie schön, „Oscar“-Preisträger STEVEN SODERBERGH („Traffic – Macht des Kartells“/2001) kündigte zwar schon des Öfteren seinen Rückzug aus dem Film-Business an, doch dann machte der renommierte Filmemacher (einst: die 3 „Ocean’s“-Movies; zuletzt: „Logan Lucky“/s. Kino-KRITIK) immer wieder weiter. „Unsane – Ausgeliefert“, Uraufführung im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb, sein neuestes Produkt, wurde komplett auf einem iPhone 7 Plus gedreht.

Und erzählt eine gar sonderbare Psycho-Thriller-Geschichte. Die mit der amerikanischen Krankenversicherung zu tun hat. Wir kennen das ja, Leute gehen kaputt, weil sie nicht krankenversichert sind und demzufolge kaum oder nur unzureichend ärztlicherseits behandelt/betreut werden. Hier einmal umgekehrt: Sawyer Valentini (CLAIRE FOY) hat eine „gute“ KV, und dies wird ihr zum Verhängnis. Sawyer ist eine labile junge Frau, die gerade von Boston nach Pennsylvania umgezogen ist. Der Grund: In Boston wurde sie von einem aufdringlichen Stalker namens David Strine (JOSHUA LEONARD) bedroht, der ihr schließlich gefährlich nahe kam. Neue Stadt, neuer Job als Daten-Analystin, alles könnte gut sein. Könnte. Durch die einstigen Geschehnisse, die sie natürlich nicht „einfach so“ abzuschütteln vermag, seelisch gehandicapt (amtlich: „neurotische Störungen“) sucht sie eine Klinik auf, um Gesprächshilfe zu suchen. Doch da sie das Wort „Suizid“ während der Unterhaltung mit einer Medizinerin einmal benutzt und zudem einige Dokumente „blind“ unterschreibt, wird sie gegen ihren Willen erst einmal in der Highland-Creek-Klinik festgehalten. Da sie das alles für einen „schlechten Scherz“ hält, benimmt sie sich auch so, nämlich „auffällig“, und verschlechtert ihre Situation komplett. Und als sie auch noch behauptet, der dortige Pfleger George Shaw sei ihr Stalker aus Boston, beginnt ein realer Alptraum für Sawyer Valentini. Denn, klar doch, niemand glaubt ihr fortan auch nur irgendwas.

Psycho- und Körper-Horror als Katz-und-Maus-B-Movie. Mit körniger Optik, konsequenter Spannung mit enormem Steigerungs-Potenzial, mit sperrigem schwarzen Humor-Charme und einer anhaltend aufregenden, atmosphärisch-einnehmenden Gebäude-Stilistik. Einschließlich eines etwas kantigen Ausstiegs. Simple 1,2 Millionen Dollar benötigte Soderbergh nur für die Realisierung seines radikalen Stoffes, der unweigerlich an DEN Klassiker der unheilvollen Psychiatrie erinnert: „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Milos Forman aus dem Jahr 1975. Und der mit einem feinen Satz – gesprochen vom Soderbergh-Kumpel und Hier-Nebendarsteller Matt Damon – voll imponiert: „Das Smartphone ist dein Feind!“ (= 4 PÖNIs).

 

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