DER UNBESTECHLICHE – MÖRDERISCHES MARSEILLE

Mit „FRENCH CONNECTION“ (= also „Französische Verbindung“) verbinden wir einen der besten Thriller in der Filmgeschichte. In der Bundesrepublik Deutschland bekam der am 14. Januar 1972 anlaufende Film den Kinotitel „Brennpunkt Brooklyn“. Der von William Friedkin nach dem gleichnamigen Roman von Robin Moore inszenierte Streifen erhielt 8 „Oscar“-Nominierungen und bekam 5 Trophäen, darunter als „Bester Film“, für die „Beste Regie“ und den „Besten Hauptdarsteller“ (Gene Hackman). Auch bei der „Golden Globe“-Vergabe wurde der Film in diesen Kategorien prämiert. „French Connection 1“, eine erstklassige Fortsetzung entstand 1975, erzählt vom profitablen Drogenhandel zwischen Marseille und New York und wie ein besessener New Yorker Cop, Detective Jimmy „Popeye“ Doyle (Gene Hackman), mit einem Undercover-Kollegen (Roy Scheider) diesen mächtig aufrieb.

Um „French Connection“ geht es auch in einem neuen französisch-belgischen Film, Originaltitel „La French“; also „Der Anschluss“, der hierzulande gleich fürs heimische Kino bestimmt wurde. Originaltitel: „La French“, also „Der Anschluss“:

DER UNBESTECHLICHE – MÖRDERISCHES MARSEILLE“ von Cédric Jimenez (Fr/Belgien 2014; B: Sophie Reine; K: Laurent Tangy; M: Guillaume Roussel; 135 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 24.09.2015).

Marseille 1975. Der Drogenhandel hat sich zu einem exzessiven gesellschaftlichen Übel ausgebreitet. Mutiert zu einem Rauschgiftkrieg. In dessen Folge Gewalt und Korruption einhergehen. Die staatlichen Institutionen wie Polizei und Justiz stoßen an ihre Grenzen. Handlungsmäßig wie personell. In dieser Situation wird der Jugendrichter Pierre Michael (JEAN DUJARDIN) befördert. Zum Richter für organisierte Kriminalität ernannt. Bestimmt. Seine vorrangige Aufgabe: „French Connection“ Einhalt zu gebieten. Die Verantwortlichen zu überführen und hinter Gitter zu bringen. Im Rahmen der gesetzesmäßigen Möglichkeiten, natürlich. Doch Pierre kommt mit den „üblichen Methoden“ und Mitteln nicht weiter. Beginnt „freier“ zu arbeiten. Weitet die gesetzlichen Möglichkeiten „erheblich“ aus. Und wird dadurch zur Zielscheibe. „Draußen“ wie intern. Im eigenen (korrupten) System. Und auch privat, im Umfeld seiner Familie (Ehefrau, zwei Kinder). Doch der ambitionierte Beamte hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Boss der Organisation, Gaetan „Tany“ Zampa (GILLES LELLOUCHE), zur Strecke zu bringen. „Sie müssen aufgeben, Herr Richter. Es reicht bis ganz nach oben“, wird Pierre Michel gewarnt. Als der Sozialist Francoise Mitterand im Mai 1981 Chef im Élysée-Palast wird, schlägt endlich seine (Jagd-)Stunde.

Und: Mit im Kriegsboot nun auch, die USA. Das FBI. Denn Amerika wird von französischen Drogen überschwemmt. Und benötigt, setzt auch auf Pierre Michel.

Wir befinden uns in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts. Will sagen, die technischen gleich kommunikativen Möglichkeiten sind „anders“ als heute. Demzufolge besitzt „Der Unbestechliche“ eine zeitgemäße Bewegung. Ist längst nicht so hektisch und explosiv wie heutige Polizei-Thriller. Er ist faszinierend „überschaubar“. In den internen Detail-Motiven der akribischen Polizei-Arbeit wie auch in den Action-Sequenzen. Fesselnd in seiner besonnenen Spannung. Interessant in seiner „gestrigen“ Atmosphäre.

ER gilt heute als legitimer Nachfolger von französischen Leinwand-Legenden wie Jean Gabin, Jean-Paul Belmondo, Lino Ventura oder Alain Delon: Der charismatische JEAN DUJARDIN. Sein bisheriger Karriere-Höhepunkt: Für die Rolle des Stummfilmstars George Valentin in dem Film „The Artist“ erhielt Jean Dujardin 2012 als erster französischer Schauspieler den „Oscar“ für die „Beste männliche Hauptrolle“. Weitere Auszeichnungen waren der Darstellerpreis der 64. Cannes-Filmfestspiele, der „Golden Globe“ und der „British Academy Award“. Der am 19. Juni 1972 geborene Komiker und Schauspieler (2006 + 2009 als Clown-Agent „OSS 117“ kultig unterwegs gewesen) ist einer der populärsten Künstler in unserem Nachbarland. Und überzeugt hier in einem exzellenten Charakter-Part. Als engagierter Richter, der wie ein Polizist agiert und dabei die Legitimität und Gesetze waghalsig „interpretiert“. Weil „dem Bösen“ anders offensichtlich nicht beizukommen ist.

Sein teuflischer Gegenspieler wird brutal wie jovial von GILLES LELLOUCHE („Anthony Zimmer“; „Point Blank – Aus kurzer Distanz“) beeindruckend dargestellt. Als eine Art stark-präsenter Enkel von Fernando Rey, der als mondäner Alain Charnier-Schurke in den beiden „French Connection“-Filmen von einst brillierte. Überhaupt auffallend: die formidable, stimmige Zusammensetzung des exzellenten Ensembles; die passende Besetzung bis in die kribbligen Nebenrollen hinein; wie zum Beispiel BENOIT MAGIMEL („Die purpurnen Flüsse“) als loyaler, stets gewaltbereiter Handlanger „Le Fou“ (= „Der Verrückte“) des mächtigen Drogenbosses.

Ein Spannungsfilm, der gut und gern auch ins Kino gehört hätte: Mit „Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille“ kann derzeit das hiesige HEIM-Kino vorzüglich unterhaltungsmäßig punkten.

Anbieter: „Koch Media“

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