TULPENFIEBER

PÖNIs: (3/5)

„TULPENFIEBER“ von Justin Chadwick (USA/GB 2016; B: Deborah Moggach, Tom Stoppard; nach dem gleichn. Roman von Deborah Moggach/1999; K: Eigil Bryld; M: Danny Elfman; 107 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.08.2017); aufwendig, Bilder-schön, ein emotional-berauschender Blick auf das „Goldene Zeitalter“ der Niederlande während des 17. Jahrhunderts. In Mitteleuropa herrscht der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648), und das friedliche Amsterdam erlebt die Herrschaft der Tulpe. Sie, besser: ihre Zwiebel, besitzt – als wir das erste Mal aufblicken – den hohen Wert eines exklusiven Währungsmittels und wird aufgrund des allgemeinen Wirtshausbörsen-Hypes als luxuriöses wie exzessives Spekulationsobjekt gierig gehandelt. Hohe Gewinne (ver-)locken. Inmitten dieser von Blumen besessenen Region feuert eine Liebesgeschichte die sowieso schon aufgeheizte Bürger-Atmosphäre an. Als Verliebte lassen grüßen: die wunderschöne Maid Sophia (ALICIA VIKANDER) und der junge Kunstmaler Jan van Loos (DANE DeHAAN). Ihr Pech: Die junge Frau ist mit dem älteren Kaufmann Cornelis Sandvoort (CHRISTOPH WALTZ) verheiratet, dem Auftraggeber jenes Porträts seiner Ehefrau. Er hat sie aus dem klösterlichen Waisenhaus „eingekauft“, bemüht sich fortan wie „dringlich“ um einen Erben und möchte seine schöne Holde für alle Zeiten auf einem Bild festhalten. Sein Pech: DIE, also Maler & Gattin, verlieben sich. Innig. Wie verzweifelt. (Jedenfalls sehen „so“ auch die Sex-Motive zwischen den Beiden aus, nämlich reichlich „ulkig“.)

Eine Dreiecksgeschichte, die eigentlich diesen opulenten Bilderrausch gar nicht benötigt, der ausschaut, als wäre er aus tatsächlichen historischen Gemälden aus jener Vermeer- oder Rembrandt-Epoche „lebendig“ geworden. Aber es ist ebenso: „Tulpenfieber“ ist eben angesiedelt im Damals der hochkochenden Emotionen und gierigen Geschäfte. Insgesamt sorgen schließlich fünf Einzelschicksale für gefühlsträchtige Turbulenzen. An denen auch die Magd des hochherrschaftlichen Händler-Hauses ihren Anteil hat, die sich mit einem ebenfalls von dem Tulpen-Geld infizierten Fisch-Händler eingelassen hat und zum Rollen-Spiel gebeten wird. Der einmal mehr göttlichen JUDI DENCH als Äbtissin bleibt es dann überlassen, mit ihrer köstlichen Performance den weltlichen Spuk himmlisch zusammenzuführen. Apropos: Die weiteren namhaften Mitwirkenden tragen mehr eifrig auf, als dass sie ironisch wissend blinzeln. Immerhin: Sie sind toll aufgehübscht. Gleich = herausgeputzt.

Übrigens – im Februar 1637 platzte die spekulative Blase in Holland mit großem (und uns heute auch: bekanntem) Knall. Als der Wert der Tulpen innerhalb weniger Tage um 95% fiel.

Gediegene Stimmungen bei erlesenem Ambiente: Regisseur Justin Chadwick („Mandela: Der lange Weg zur Freiheit“) und „Oscar“-Drehbuch-Autor Tom Stoppard („Shakespeare in Love“) – gemeinsam mit der Roman-Autorin Deborah Moggach, von der auch einst das Drehbuch zu „Best Exotic Marigold Hotel“ stammte – sowie Kamera-Ass Eigil Bryld („Brügge sehen…und sterben?“) gelingen Detail-freudige Historien-Bilder mit hübsch-schwächelnden Menschen. Und deren Begierden. Übrigens: Der in London lebende walisische Maler JAMIE ROUTLEY sorgte für die im Film verwandten feinen Porträts.

Nehmen wir es nett: „Tulpenfieber“ ist eine schön-unterhaltsame Zwiebelei (= 3 PÖNIs).

Teilen mit: