TOD IM SPIEGEL

Hollywood, das ist für viele Filmemacher d e r große Traum. Auch für viele deutsche. Doch die wenigsten, schaffen den großen Sprung “nach drüben“. Volker Schlöndorff, Wim Wenders, Carl Schenkel versuchen sich dort ab und zu und jetzt auch Wolfgang Petersen.

Der heute 50jährige begann seine Film-Karriere hier in Berlin, an der Film- und
Fernsehakademie. Nach dem dortigen Studium entstanden Filme wie “Einer von uns beiden“, mit seinem Lieblingsschauspieler Jürgen Prochnow, und “Die Konsequenz“, der auf ebenso eindrucksvolle wie damals provozierende Weise das Tabu-Thema ‘Homosexualität‘ behandelte. Im Fernsehen, innerhalb der ARD-Reihe “Tatort“, schuf Petersen dann den legendären Krimi “Reifezeugnis“ mit Nastassja Kinski. Zwischen 1979 und 1981 aber inszenierte er d e n Film, mit dem er weltberühmt werden sollte: “Das Boot“. Danach war Hollywood näher gerückt. Erst wurden hier noch “Die unendliche Geschichte“ und “Enemy Mine – Geliebter Feind“ gedreht, dann ging es ab nach Los Angeles. Doch es dauerte noch einige Jahre, bis nun endlich auch der erste Hollywood-Film fertiggestellt war: „TOD IM SPIEGEL“ von Wolfgang Petersen (USA 1991; 98 Minuten; Start D: 21.11.1991).

Der basiert auf einem Roman von Richard Neely und nähert sich der Seelen-Spannung eines Alfred Hitchcock. Es geht um ein Ehepaar: Dan (TOM BERENGER)und Judith (GRETA SCACCHI). Die hatten einen fürchterlichen Autounfall. Während sie mit leichten Verletzungen davonkam, dauert es bei ihm lange, bevor er wieder zusammengeflickt ist. Und: Er hat sein Gedächtnis verloren. Kann sich an nichts mehr erinnern, muss wieder ganz von vorn anfangen. Muss viele Fragen stellen, deren Antworten nicht immer sehr angenehm sind. Denn dabei kommen “Wahrheiten“ zutage, die ihn mehr und mehr erschrecken. Von Jenny zum Beispiel, der Frau seines Kompagnons.
Und Gus taucht auf, Gus Klein (BOB HOSKINS). Der ist Tierhändler und Privatdetektjv in einer Person. Der sorgt für weitere Überraschungen und Rätsel. Beide geraten immer tiefer in den Schlamassel.

Die Seele von “Tod im Spiegel“ ist weniger die bekannte Story, sondern mehr das “Wie“. Wie sich das Puzzle zusammenfügt, wie mit Figuren umgegangen wird, wie diese wie Schachfiguren gesetzt und bewegt werden, wie die Szenen zu- und gegeneinander montiert sind. Wie bei Hitchcock ist die musikalische Dramaturgie von wesentlichem Ausdruck. Und überhaupt Hitchock: Petersen zitiert den Meister des Öfteren und gerne. Manchmal fühlt man sich in die Spannungszeiten zurückversetzt, als die Helden noch Cary Grant und Grace Kelly oder James Stewart und Kim Novak hießen. Hier überzeugen Tom Berenger, Greta Scacchi und vor allem der urige Bob Hoskins als tierischer Schnüffler.

Eine solide, sehr spannende und atmosphärische Psycho-Krimi-Arbeit: “Tod im Spiegel“ von Wolfgang Petersen (= 3 ½ PÖNIs).

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