TITANE

PÖNIs: (3/5)

„TITANE“ von Julia Ducournau (B + R; Fr/D/Nordmazedonien/Slowenien/Kroatien/Montenegro/Bosnien/Herzegowina 2020; K: Ruben Impens; M: Jim Williams; 108 Minuten; deutscher Kino-Start: 7.10.2021);

STARKER TOBAK. Titel = „TITANE“. Von JULIA DUCOURNAU (B + R); Fr/D/Slowenien/Kroatien/Montenegro/Bosnien/Herzegowina 2020; 108 Minuten. „Goldene Palme“ von Cannes 2021. Wie oft läutet in Kinofilmen die Glocke: DER MENSCH IST SCHLECHT. Man darf ergänzen – meistens vor allem – Leinwand-Kerle. Dass nun eine Frau diese Position übernimmt, im Gewalt-Orgien-Stil, setzt Zeichen: Alexia setzt in der Lichtspielbetrachtung von 2021 (französische) Maßstäbe. Motto: Ansehen gestattet, anfassen, du wirst massakriert. Ein B-Movie inmitten einer paranoiden B-Blut-Öl-Brutalo-Schock-Atmosphäre. Das klarmacht, die gesellschaftliche Gewaltenteilung verändert sich gerade. Auslöser: Ein Junge verschwindet. Ein Jahrzehnt später taucht er wieder auf. Verwandelt als SIE. Alexia. Verrückt? Ja, mit: Aber: Als kleines Mädchen erhält die von ihrem Vater ungeliebte Alexia nach einem Autounfall eine Titanplatte in den Schädel implantiert. Ein Element von größter Widerstandskraft. Unerschütterlich. Unzerstörbar. Feuerfest. Mit geilen Folgen, sprich: Auto-Liebe. Existiert. Abhängige körperliche Zuneigung zum Gerät. Der Horror blüht. Im satten B-Movie. Anstatt Blut mischt sich Öl schreiend ein. Und Vincent (VINCENT LINDON). Ein körperlich abbauender Feuerwehranführer. Der sich mit – schmerzhaften – Hormonspritzen dem körperlichen Zerfall widersetzt.  Der SIE als seinen Sohn emotional einbindet. Uneingeschränkt. Während Alexia als nunmehr Adrien – bekanntermaßen – sowieso jeden massakriert (hat), der versucht, sie zu berühren. Im Alexia-Part suhlt sich AGATHE ROUSSELLE, die nach Ausflügen in die Modewelt und den Journalismus ihre erste Hauptrolle in einem Langfilm vehement auslebt. „Mit ihrem unverbrauchten, energetischen und zutiefst authentischen Schauspiel begeisterte die Newcomerin die Jury in Cannes und trug erheblich zum Gewinn der ‚Goldenen Palme bei“, meldet das Presseheft. Was für ein queres Lichtspiel!

Ich breche ab. Denn ich müsste nun noch von Mord-Ekstase, Geschlechtswandlung, durch einen Cadillac ermöglichte Schwangerschaft, empathische Anfälle und von einer saugefährlichen Haarnadel berichten. Sowie von einer extremen Geburt. In diesem Gemein-Werk, das konsequent alles abfeiert, was provoziert. Tabus bricht. Hemmungslose Spielarten der sexuellen Ekstase ausweitet. Während in Alexias Bauch das Öl dröhnt. JULIA DUCOURNAU, die Regisseurin und Drehbuch-Autorin, sorgte bereits 2016 mit ihrem Debüt, dem kannibalistischen Liebesfilm „RAW“, für breites Aufsehen. Ihr (Presseheft-)Kommentar hierfür: „Ich wollte einen Film machen, in den man sich zu Beginn unmöglich verlieben kann wegen all der Gewalt  – der einen schlussendlich aber dank der charismatischen Charaktere doch berührt und dann tatsächlich als Liebesgeschichte wahrgenommen wird. Oder vielmehr eine Geschichte über die ‚Geburt einer Liebe‘, denn in TITANE ist alles eine Frage der freien Wahl“. Na denn (= 3 PÖNIs).

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