Das Genre boomt. Was nicht verwundert, wenn ich mir den Zustand unserer Welt/unseres Planeten anschaue. Wie er seit Jahren systematisch vom Menschen geplündert, zerrieben, zerstört wird. Was lange Zeit im Kino fiktiv unter „ENDZEIT“ als belächelte Fiction-Spannungsunterhaltung lief, hat sich „real gemausert“. Die Zunahme der Endzeit-Filme hat auch mit der zunehmenden „Sichtweise“ von besorgten Künstlern zu tun, die mit ihren Genre-Filmen gesellschaftliche Gegenwarts-Ängste über die mögliche Bald-Zukunft unterhaltsam beschreiben. Dass sich hieran besonders auffallend wie unorthodox der australische Film beteiligt, hat sicherlich mit dem Mut von jungen, unbekannten Talenten zu tun, die dort anfangs noch keinen konventionellen wie glatten Gewinn-Geschäftsmethoden unterliegen. Zur Erinnerung: Einst, 1979, löste der mit geringem Budget realisierte Actionfilm „MAD MAX“ von George Miller eine Sogwirkung aus. Ende, Untergang, die eklige Neu-Zeit. Ende letzten Oktober (2014) sorgte australische Klein-Streifen „THE ROVER“ von David Michod (s. Heimkino-KRITIK) für postapokalyptischen Welt-Grusel. Aber auch interessante Themenfilme wie „HELL – DIE SONNE WIRD EUCH VERBRENNEN“ von Tim Fehlbaum aus Deutschland (s. Kino-KRITIK) wie auch das amerikanische Untergangsdrama „TAKE SHELTER – EIN STURM ZIEHT AUF“ von Jeff Nichols (s. Kino-KRITIK) gehören in diese Kategorie der zumindest ansatzweisen brisanten Horrorfilme über den bevorstehenden Untergang unserer Zivilisation.
In einem neuen „Hammer“-Werk hierzu steht die Welt bereits vor dem totalen Kollaps:
„THESE FINAL HOURS“ von Zak Hilditch (B + R; Australien 2013; K: Bonnie Elliott; M: Cornel Wilczek; Original-Party-Musik: Alex Akers; 84 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 19.2.2015).
Kürzlich hieß es in den hiesigen (Boulevard-)Nachrichten, dass unsere Erde, mal wieder Glück hatte, weil ein Meteorit aus dem Weltall an uns „vorbeigeschrammt” sei. Hier ist der Einschlag bereits erfolgt. „Alle sind weg. Es ist niemand mehr anzutreffen“, erfahren wir aus dem Radio. „Das war’s Leute, es ist passiert!“. Ein gigantischer Meteorit hat die ersten Teile des Planeten Erde erreicht und in einem globalen Feuersturm vernichtet: „Die Ostküste von Nordamerika ist betroffen, ebenso die westafrikanische Küste. Ganz Westeuropa ist verschwunden. Ausgelöscht“. „Nun bahnt sich die Katastrophe zu uns hin“. Nach Perth, in die Hauptstadt des australischen Bundesstaates Western Australia und viertgrößte Metropole des Landes. „Uns bleiben noch zwölf Stunden“. Die Straßen sind menschenleer, ganze Viertel verbarrikadiert, und wenn doch Menschen auftauchen, prügeln sie sich, laufen Amok oder haben sich aufgehängt.
James (NATHAN PHILLIPS) will nicht „so“ verrecken. Verabschiedet sich von seiner schwangeren Freundin Zoe (JESSICA DE GOUW). Will zu Freunden, die eine riesige Abschiedsparty feiern. Man will sich total betäuben, wenn man schon abgefackelt wird. Auf dem Auto-Weg dorthin entdeckt er Rose (ANGOURIE REIS). Sie ist 9 und wird von Pädophilen gefangen genommen. Die Bestie Mensch in voller widerwärtiger Montur. James befreit sie, aber der Partygänger hat nun das Kind „an der Backe“. Währenddessen es aus dem Radio heißt: „Kanada, Mexiko, Mittelamerika existieren nicht mehr; noch zehn Stunden“.
Die Einen glauben an Gott, die Anderen benehmen sich wie Satan höchstpersönlich. Und mittendrin: James. Mit der verzweifelten Rose. Die unbedingt zu ihrem Vater gebracht werden möchte. Auf der „Caligula“-Party geht es heiß zu. Der totale Grusel. In Punk. Man rockt, säuft, fickt sich zum Ende. Hin. Und James („Ich wollte es einfach ausblenden“) muss sich jetzt entscheiden. Was er will und wohin es geht. In den letzten Stunden des Seins: „Ganz Südostasien ist auch weg“. Schließlich: „Uns bleibt weniger als eine Stunde“.
„These Final Hours“ ist eine brillante B-Endzeit-Mucke mit emotionaler Grob-Beben-Wirkung. Atmosphärisch heiß, mit diesen braunkörnig-aufwühlenden Stark-Bildern. Und dieser ewig hämmernden Gut-Frage: Wie würdest Du Dich verhalten, wenn es „soweit“ wäre? Was würdest Du tun angesichts jeglicher Aussichtslosigkeit von Über- / Weiter-Leben? In den letzten Stunden? Wen was wo? Und überhaupt? Lange hat kein kleiner Film solch eine immense Denk- und Empfindungs-Wirkung ausgestrahlt. Verbreitet.
„These Final Hours“ geht ans apokalyptisch-menschlich Eingemachte. Ist auf vielschichtige Weise außerordentlich spannend. Hochgradig (Be-)Deutungs-interessant. Und wer weiß, vielleicht irgendwann einmal bald auch aktuell??
„THESE FINAL HOURS“ ist derzeit ein phantastisch-hitziger Heimkino-Knaller bei uns. (Hätte im Kino von mir 4 ½ PÖNIs bekommen).