PÖNIs: (4,5/5)
Blicken wir zurück. Im August 2018 kam der französische Debüt-Streifen „REVENGE“ von Coralie Fargeat hierzulande auf dem HEIMKINO-Programm heraus. Motto: 3 Kerle, ein Mädel. da sollten doch die „Gewinner“ schnell ausgemacht sein. Doch: Nichts da. Während sich das aufgebrachte Alpha-Tier „MANN“ heillos überschätzt, beginnt „das schwache Geschlecht“ „praktisch“ „zu antworten“. Und tut ihnen richtig, aber wirklich RICHTIG WEH. Der Film, obwohl bei uns „nur“ auf dem kinematografischen Heimkino-Platz angesiedelt, war ein Kammerspiel-Thriller-Horror-Western-Rache-Streifen der direkten Extraklasse (s. Heimkino-KRITIK /4 PÖNIs).
Sozusagen: DAS war krasses Geschlechter-Genre-Kino. DAS jetzt weiter zündelt. CORALIE FARGEAT schlägt ein zweites Mal zu. UND WIE!
Wir leben in einer verteufelten Welt. Wo es in der Hauptsache darauf ankommt, S C H Ö N auszusehen. Zu sein. Um SO Aufsehen zu erregen. Weiterhin „Geschmack“ zu verbreiten. Doch wehe, wenn man „altern“ nicht akzeptieren will. Möchte. Gott sei Dank gibt es – siehe Film-Zeit – heutzutage „Hilfe“. Ausgangspunkt: Das Produkt „The Substance“ / „Die Substanz“. Ist so etwas wie – wir garantieren durch Zellvermehrung die menschlichen Attribute wie: Jugend, Schönheit und Perfektion. Von wegen – die SUBSTANZ erzeugt eine vollkommenere Version seiner selbst. Bedingung: Du MUSST mit diesem hergestellten zweiten „ICH“ eine verfügbare Zeit teilen. Bedeutet – eine Woche zählt, ist eingerichtet für einen selbst, eine „gilt“ für die neue zweite Version. Von mir. AUFGEPASST: Sollte man diese jeweilige 7-Tage-Regel nicht einhalten, ist Ärger annonciert, droht ein Verlust der „perfekten Balance“. Das schöne Leben wäre nicht mehr zu regulieren.
SIE ist 50. Gerade geworden. Folge: Die Hollywood-Akteurin Elisabeth Sparkle (DEMI MOORE) kriegt von ihrem schmierigen Produzenten Harvey (prima-eklig: DENNIS QUAID) knallig mitgeteilt, dass ihre Karriere vorbei ist. Sie, die einst mit einem „Oscar“ ausgezeichnet wurde und einen Stern auf dem Walk of Fame bekam und über hyper-sexualisierten Aerobic-Frühstücks-TV Begehrlichkeiten Zuschauer-Triumphe feierte, sieht nun „offiziell“ blass aus. Weil sie „offiziell“ zu alt ist. Dann aber erreicht SIE d i e Nachricht: Es existiert eine Verjüngungskur – Droge. Benötigt werden ein Telefon sowie die Inhalte eines Pakets. Auf deutsch – verzweifelt greift SIE auf ein gruseliges Produkt zurück, spritzt sich eine Infektionsnadel in die Haut, auf dass aus ihrem nackten Körper eine jüngere, schönere Frau mit dem Namen Sue „steigt“. Fortan wird Ich-2 (MARGARET QUALLEY) von Elisabeth intravenös ernährt. Und umgekehrt. Jede(r) hat eine Woche. Zur Verfügung. Zum fiebrigen Aufpassen. Zum Winn-Winn-Ausleben. Bei d e r Gier….
Doch wehe, wenn „dabei“ was schief läuft. Und wir ahnen, die Fehlspuren häufen sich. Denn Elisabeth UND Sue sind ehrgeizig. Geil auf Erfolg. Anerkennung. Sieg. Um jeden Preis. Wird gefightet. Die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen. Mehr und mehr. Und führe dich in Versuchung.
Es wird hart. Und blutig. SEHR sehr blutig. Und räumig.
„The Substance“, erstmals im Frühjahr beim Cannes-Festival verblüffend-polternd und umjubelt-geschätzt, ist ebenso unterhaltsam wie satirisch schonungslos. Besitzt faszinierende, packende, wütend-krachende, durchgeknallte Bauten-Infos, die sich durchaus mit Stanley Kubrick-Helligkeit („Shining“) verdichten. Dazu brillieren die beiden weiblichen Hauptfrauen in einer unglaublichen Konsequenz. Als ob sie diesen verdammaledeiten ekligen Schönheitswahn tatsächlich innerlich spüren. Hundertprozentig-plus erreichen wollen. Während die letzte halbe Stunde völlig großartig ausflippt. Soll heißen: Diese Härte wühlt/kocht die Blutseele durch. Los doch….
Was für ein rumpelnder Genre-Trubel kracht hier mit hitzigem Dampf, schmutzigen Lügen und vortrefflichen Sünden voll durch. Von CORALIE FARGEAT (= 4 1/2 PÖNIs).