PÖNIs: (4/5)
„THE PEANUT BUTTER FALCON“ von Tyler Nilson und Michael Schwartz (B + R; USA 2017; K: Nigel Bluck; M: Zachary Dawes, Noam Pikelny, Jonathan Sadoff, Gabe Witcher; 93 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.12.2019); ich mag diese Geschichten, obwohl sie keineswegs neu sind: „Extremer“ Außenseiter sieht für sein Leben seine Felle wegschwimmen und nimmt sein Da-Sein in die eigenen Hände, bestimmt sein Leben fortan selbst. Obwohl – oder gerade – weil die Gesellschaft, „das System“, dies für „amtlich“, „offiziell“, für unmöglich hält.
Der 22-jährige Zac (ZACK GOTTSAGEN) will nur raus! Aus dem Altenheim. Wo man ihn eingepfercht hat. Wegen seines Down-Syndroms. Bislang konnte seine Betreuerin Eleanor (DAKOTA JOHNSON) die Fluchten ihres Schützlings immer wieder verhindern. Doch eines Nachts, „handwerklich“-gut unterstützt durch seinen alten Mitbewohner Carl (BRUCE DERN), gelingt es doch. Nur mit einer Unterhose bekleidet stürzt sich der pfiffige Bursche in das „bessere“ Abenteuer-Leben. Dabei trifft Zac auf einen, sagen wir mal, nicht so koscheren, eigentlich ziemlich zweifelhaften jungen knurrigen Typen namens Tyler (SHIA LaBEOUF), der sich selbst in eine ziemlich aussichtslose Lebens-Lage gebracht hat und alles andere als jetzt gerade einen „Partner“ benötigt. Doch irgendwie wird er diesen „sonderlichen“ Zac, dessen großer Traum es ist, ein Profi-Wrestler zu werden, nicht mehr los. Und irgendwie rauft man sich irgendwie zusammen. Bewegt sich in Richtung einer sinnlich-üppigen, irgendwie zeitlosen Ami-Südstaaten-Region, wo irgendwie alles möglich und machbar scheint. Damit Zac sich – bei seinem Wrestler-Vorbild aus dem Fernsehen, Salt Water Redneck (THOMAS HADEN CHURCH) – als Nachwuchs-Wrestler mit dem schönen Künstlernamen „Peanut Butter Falcon“ zeigen, also „bewerben“ kann. Währenddessen hat sich Zaks Sozialarbeiterin Eleanor auf Spurensuche begeben. Und auch Tylers Widersacher haben noch längst nicht aufgegeben, ihm „zu begegnen“.
ZACK GOTTSAGEN. Schon alleine der Name ist göttlich. Die beiden Autoren-Regisseure haben Zack Gottsagen zum ersten Mal 2011 in einem Camp für Schauspieler mit Behinderungen im kalifornischen Venice getroffen. Nachdem das Autoren-Regie-Duo ein Probe-Video mit ihm gedreht hatte, kam die Produktions-Zusage. Das Projekt wurde offiziell im Juni 2017 in Georgia angegangen, wobei sich namhafte Stars hier – offensichtlich gerne – mit-einfanden. Der Film hatte seine US-Kinopremiere am 9. März 2019, entwickelte sich zu einem Sleeper-Hit und spielte – bei einem Budget von 6,2 Millionen Dollar – über 20 Millionen Dollar ein, was ihn schließlich zum erfolgreichsten US-Independent-Movie des Jahres werden ließ.
Es ist SEIN Film. SEIN Auftritt. Die Bühne frei für: ZACK „Zac „GOTTSAGEN. Dessen fröhlicher, unbekümmerter Enthusiasmus einfach, aber brillant ansteckt. „The Peanut Butter Falcon“ hat alles, was auch einen liebevoll-spannenden Mark Twain-Roman ausmacht: Freche Abenteuer im Ami-Süden-Milieu, dieser spezielle lakonisch-regionale Humor, authentische Figuren. Sowie viele schöne Naturbilder und einheimisch-launige Folklore-Musik. Dass es am Schluss „überläuft“, weil die beiden Erstlings-Filmer sich mit ihrem „stressigen“ Ausstieg etwas verhaspeln und die Stimmung etwas kippt, war mir letztlich egal. Die Hauptsache, in den vorherigen über 80 Minuten sorgte die Begegnung mit diesem „magischen“ Typen ZACK alias Zac für pure Freude. Anteilnahme. Empathie. Der gelungene Spaß am originellen Chillen: Freundschaft ist etwas Schön-Schräges-Wunderbares (= 4 PÖNIs). f
P.S.: In der deutschen Fassung wird ZACK GOTTSAGEN von JONAS SIPPEL adäquat synchronisiert. Jonas Sippel ist Ensemble-Mitglied des Berliner RambaZamba Theaters und bezeichnet sich selbst im Presseheft als eine „Down-Syndrom-Person“.