THE NIGHT EATS THE WORLD

„THE NIGHTS EATS THE WORLD“ von Dominique Rocher (Co-B + R; Fr 2015/2016; Co-B: Guillaume Lemans; Jérémie Guez; nach dem Roman „La nuit a dévoré le monde“ von Pit Agarmen/Pseudonym für Martin Page/2012; K: Jordane Chouzenoux; M: David Gubitsch; 92 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 06.06.2018); normalerweise kann man mich mit vielen dieser immer noch „heftig“ produzierten Zombie-Filme jagen. Wenn uns allerdings ein neuer Zombie-Streifen über eine französische Produktion erreicht, ist Neugier angesagt. Zu Recht, wie sich zeigt.

Der ganz normale Start. An irgendeinem Tag heute in Paris. Sam (ANDERS DANIELSEN LIE/“Oslo, 31. August“) befindet sich auf einer Party seiner Ex Fanny. Er will nicht mitfeiern, sondern bloß seine Rest-Sachen abholen. Doch irgendwie kommt es dazu nicht. Sam landet in einem der Zimmer, setzt sich in einen Sessel und schläft ein. Als er am hellen Morgen aufwacht, sind nicht nur die Gäste weg, sondern ist auch die Wohnung verwüstet. Überall trieft Blut an den Wänden. Als er aus dem Fenster blickt, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen. Kurzum: „Draußen“ tobt der Zombie-Mob. Von „Menschen“ nichts zu sehen, stattdessen lauern mutierte Gestalten, um ihren Appetit zu stillen. Von Hilfemöglichkeiten beziehungsweise Helfern keine Spur(en). Sam muss sich bald klarmachen, offensichtlich der einzige lebende „normale Mensch“ inmitten einer Zombie-Apokalypse zu sein. Und natürlich hat man „draußen“ von ihm bereits „Fährte“ aufgenommen.

Nachdem Sam die Haustür verbarrikadiert hat, bemüht sich der junge Bursche, das Überlebens-Beste aus seiner Situation zu machen. „Besucht“ die anderen Wohneinheiten, deckt sich von dort mit Lebensmitteln und Getränken ein und beginnt: sein neues Leben in Isolation und mit ständiger Angst, entdeckt und attackiert zu werden. Doch als noch viel schlimmer erweist sich die zermürbende tägliche Belastung: Wie gehe ich „damit“ um? Mit dieser endlosen Einsamkeit? Mit dem Bewusstsein einer wahrscheinlich ewigen Robinson-Crusoe-Situation, mitten im heutigen, nunmehr unzivilisierten Paris? Zu seinem lächerlichen „Ansprechpartner“ wird schließlich Zombie Alfred (DENIS LAVANT/“Die Liebenden von Pont-Neuf“), den er im Aufzug des Gebäudes festgekettet hat. Ansonsten lautet die Frage, was vermag ich, Sam, zu tun, um die Lethargie, die Langeweile, die Melancholie, überhaupt: „diese verdammte Zeit“ zu überbrücken? Bis möglicherweise Besserung in Sicht ist? Oder wäre „rauszugehen“ und sich in sein Zombie-Schicksal zu fügen, eine bessere Möglichkeit? Sams Fazit: „Tod ist jetzt wohl die Norm, ich bin der, der nicht normal ist“.

Sarah taucht auf (GOLSHIFTEH FARAHANI).

Der Spielfilm des französischen Regisseurs DOMINIQUE ROCHER ist ein spannendes minimalistisch-philosophisches Horror-Movie. Vorwiegend in einem Pariser Wohnungsgebäude spielend. Sich also mehr auf die „hilflosen“ Bewegungen und Gedanken eines verzweifelten Menschen konzentrierend als sich auf übermäßige Blut-Details einlassend. Auf einen menschlichen Solisten blickend, der alleine festsitzt, weil vor dem Haus und in den Straßen hungrige lebende Tote herumlungern. Und der, anders als Tom Hanks auf seiner einsamen Insel in „Cast Away – Verschollen“ von Robert Zemeckis (2000), sich nicht mit einem Volleyball „anfreundet“, sondern mit einem älteren „Alfred“-Zombie im Fahrstuhl-Käfig „kommuniziert“. (Der nur auf seine Mimik setzen müssende französische Star DENIS LAVANT zeigt sich Ge-biss-prächtig).

Isolations-Horror, mal etwas filmisch Spezielles: Das vergleichsweise ruhige Zombie-Stück „THE NIGHT EATS THE WORLD“ sollte die Genre-Gemeinde verblüffen wie erfreuen (= 3 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „EuroVideo“.

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