PÖNIs: (2,5/5)
„TSCHILLER: OFF DUTY“ von Christian Alvart (Co-Produzent + R; D 2015; B: Christoph Darnstädt; K: Christof Wahl; M: Martin Todsharow; 130 Minuten; dtsch. Kino-Start: 4.2.2016; ARD-TV-Premiere: 8.7.2018 = Einschaltquote: 5,34 Millionen).
Am Jahreswechsel-Wochenende 1. & 3.1.2016 liefen zwei ARD-„Tatort“-Krimis als Doppel-Folgen 969 & 970 mit TIL SCHWEIGER als Hamburger Beamten-Outlaw Nick Tschiller. Titel: „Der große Schmerz“ sowie „Fegefeuer“ (s. TV-KRITIK). Die Kritiken waren verheerend. Nichtsdestotrotz startete die deutsche Dependance vom US-Multi „Warner Bros.“ kurze Zeit danach, am 4. Februar 2016, eine weitere Nick Tschiller-„Tatort“-Folge – nunmehr als Kino-Film. Titel: „TSCHILLER: OFF DUTY“. Buch: Christoph Darnstädt; Spielleiter: Christian Alvart (der kürzlich mit dem Spannungshit „Steig. Nicht. Aus!“ in unseren Kinos aufwartete). Der Film ist nach den beiden Götz „Schimanski“ George-Krimis „Zahn um Zahn“ (1985/s. Kino-KRITIK/insgesamt: 2,7 Millionen Kino-Zuschauer) und „Zabou“ (1987/1,5 Millionen Kino-Zuschauer), die dritte fürs Kino produzierte „Tatort“-Episode. Da der „Tatort“-Kinofilm mit Til Schweiger damals vorab nur ausgewählten Pressevertretern gezeigt wurde, verzichteten viele Rezensenten – wie auch ich – auf eine kritische Berichterstattung. Nach rund 117.000 Kinozuschauern am ersten Februar-Wochenende 2016 erreichte der Streifen bis zu seiner Kino-Absetzung im März 2016 insgesamt knapp 280.000 Zuschauer und war somit für einen Til Schweiger-Kinofilm vergleichsweise ein Total-Flop.
Die ARD macht ja derzeit eigentlich „Tatort“-Pause, was neue Folgen betrifft. Setzte aber diesen „neuen“ „Tatort“-KINO-Film in die Sommerpause, zwischen den Fußball-WM-Spielen. So lief heute Abend das Til-Nick-Movie, übersetzt: „Dienstfrei“, als deutsche TV-Erstaufführung. Und: In der originalen Kino-Länge von 130 Minuten und nicht als 90 Minuten-Schnipsel. Dennoch war Til Schweiger – öffentlich und hübsch werbe-platziert – nicht darüber angetan, dass „sein Film“ einfach so in der „Tatort“-Sommerpause “ am Sonntag, 8. Juli 2018 „versendet“ wird. Heißt es.
Muss man eigentlich was von den Vorkommnissen „vorher“ wissen? Eigentlich ja, eigentlich aber auch: egal. Nick Tschiller jedenfalls ist vom Dienst beurlaubt. Nicht suspendiert. Jetzt hätte er Zeit, sich um seine 17-jährige Tochter Leonora „Lenny“ (LUNA SCHWEIGER) zu kümmern, aber die spinnt. Dreht durch. Fliegt wütend in die Türkei, um dort den Mörder ihrer Mutter zu töten. Firat Astan (ERDAL YILDIZ). Ist auch egal. In Istanbul gerät sie natürlich in Gefangenschaft und landet schließlich in Moskau. Wo sie als „lebende Bombe“ für ein Attentat präpariert wird, bevor Papa – inzwischen mit Polizisten-Kumpel Yalcin (FAHRI YARDIM) auf Verfolgungsjagd Türkei/Moskau – sie retten kann und ihr die Bombe aus dem Bauch schneidet.
Was hatten wir: 1.) Schießen, Prügeln, Rennen. Einen Story-Krimi der Lächerlichkeitsstufe = völliger Nonsens. Null plausibel. Nur Quatsch auf Deutsch. 2.) Bedeutet: die beamteten Moral-Zuckungen zwischendurch. Weil, wir sind doch hiesige Bullen. Dürfen wir überhaupt ohne Notwehr schießen? Nuschelt auch Kumpel Yalcin. Was soll das? Diese Entweder-oder-Mentalität in einem vermeintlich so knallharten Krimi? 3.) als Action-Krimi vorzeigbar. Tolle Motive dabei. Auch Städte-landschaftlich opulent. Aber auch, Motto: Schießen & Treffen bleibt unterirdisch. Zuviel „uneffektive“ Ballerei. Dass natürlich Nick, der soviel „verabreicht“ bekommt, immer ohne viel Kopfschmerz und größere Wunden herauskommt, meine Güte, das kommt auch haufenweise wöchentlich aus dem filmischen Hollywood-Laden. 4.) Als Comic-Krimi allerdings viel zu verbiestert, langatmig, um die Vorlagen eines umständlichen und mit zu viel Ruhepausen (in so einigen Gefängnissen) versehenen hanebüchenen Drehbuchs zu erfüllen. Anstatt 130 Minuten hätten 100 auch gereicht. 5.) Til Schweiger als Liam Neeson-Verschnitt („96 Hours – Taken“) besitzt nicht dessen Aura. Ist und wirkt einfach nicht härte-bodenständig = konsequent genug; will auch immer mal wieder dazwischen „albern“ sein. Was nicht funktioniert. Ein Held mit Bittsteller-Charme: „Lass‘ mich gehen, bitte!“. Ein Emotions-Bulle mit selbst erkenntlichen Ausbrüchen: „Es reicht jetzt mit dem Kindergarten!“.
Stimmt. 11 Meter-WM-Schießen ist derzeit weitaus spannender (= 2 1/2 PÖNIs).