PÖNIs: (1,5/5)
Mit einem grauslichen bayerischen Pippi-„Tatort“ verabschiedete sich die populäre ARD-Krimi-Reihe am 3. Juni 2018 („Freies Land“) in die Sommerpause. Heute nun die Rückkehr – mit den Schweizer Kollegen/Innen aus Luzern: dem Chef der Fachgruppe „Leib und Leben“ Reto Flückiger (STEFAN GUBSER) und Kollegin Liz Ritschard (DELIA MAYER). Für Drehbuch UND Regie war der Schweizer „Alles auf Zucker!“-Regisseur DANI LEVY verantwortlich. Der „Tatort“ Nummer 1063 besitzt den Titel „DIE MUSIK STIRBT ZULETZT“ und wiederholt den Kamera-technischen wie inszenatorischen cineastisch „Gag“ des deutschen Filmemachers Sebastian Schipper, der im Juni 2015 seinen in einer einzigen 140 Minuten-Einstellung gedrehten großartigen Kinofilm „Victoria“ (s. Kino-KRITIK) in die Kinos brachte.
Nun also folgt – zum Saisonauftakt 2018 – „derart“ experimentell auch der neue Schweizer „Tatort“. In bzw. mit einer einzigen Kamerafahrt! Ohne einen einzigen Schnitt, ohne eine spürbare Unterbrechung. FILIP ZUMBRUNN an der Kamera hatte mächtig was zu tun. UND? Gelungen?
Definitiv NICHT. Motto: Das brisante Thema um mögliche Verbrechen während der Nazi-Zeit durch einen gesellschaftlich heute anerkannten reichen Onkel und Mäzen wird durch die „technischen Macken“, sprich: die entsetzlich nervige Wackel-Kamera, kaputt gefilmt. Das Interesse gerät dadurch mehr und mehr ins Hintertreffen. Dieser Eine-Einstellung-Krimi mutierte zur Veralberung, man suhlte sich in einer Nur-auf-den-Wecker-gehenden Erbärmlichkeit mit: Kotzen auf dem Damenklo („Der ganze Abend stinkt!“), mit folgender alberner Liebes-Andacht; einem Erzähler, der auch mitspielender Klugscheißer ist („Wir befinden uns im Zeitalter der Wahrheit“); einer dümmlich herumwuselnden Polizistin in buntem Zivil („Verbrechen müssen aufgeklärt werden“); einem vom Fußballplatz herbei geeilten Polizisten in „sportlicher“ Kleidung (Badelatschen und Fußball-Trikot) und mit Weitsicht: „Ist doch Schwachsinn!“ Dass es dies nicht in Gänze wurde, hat mit dem überragenden Schauspieler und großartigen Mimen HANS HOLLMANN zu tun, der seinen superreichen Unternehmer Walter Loving mit hingebungsvollen Ausdrucks-Auftritten gestaltete. Und wenigstens für etwas Faszination sorgte.
Der Rest ist: „Tatort“-Schweigen. Das Bemühen, hier mal wieder „originell“ zu sein, zu wirken, sich zu versuchen, war – angesichts des eigentlich bedeutsamen Reiz- & Spannungsthemas – geradezu lächerlich und SEHR langweilig ausgeführt (= 1 1/2 PÖNIs).
P.S.: Hört endlich mit dieser Art sonntäglicher Krimi-„Tatort“-Verscheißerei auf!
P.S. II: Mit 4,79 Mio Zuschauer der schwächste Publikums-NEU-„Tatort“ aller Zeiten!