SYSTEMFEHLER – WENN INGE TANZT

PÖNIs: (4/5)

„SYSTEMFEHLER – WENN INGE TANZT“ von Wolfgang Groos (D 2012; B: Thomas Winkler, Rainer Ewerrien, David Ungureit; K: Armin Golisano; M: Helmut Zerlett; 103 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.07.2013); …ist die seit Jahren „auffälligste“ deutsche Teenie-Chose. Weil spitzenmäßig ratternd. In Wort, Bild und vor allem – in den mitunter heißen Rhythmen (wie mit/bei diesem klasse Rock-Song „Wenn Inge tanzt“). Regisseur Wolfgang Groos, Kasselaner des Jahrgangs 1968, kann auf eine stattliche Liste als Regie-Assistent zurückblicken und hat 2003 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin 2003 den Studiengang „Producer“ absolviert. Der erste Kurzfilm hieß „Wenn zwei sich streiten“ und wurde 2004 auf dem Internationalen Festival in Mexiko mit dem Kritikerpreis bedacht. Seit 2009 kamen drei Spielfilme von ihm in die Lichtspielhäuser: „Hangtime – Kein leichtes Spiel“, „Die Vorstadtkrokodile 3“ sowie „Die Vampirschwestern“. „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“ ist sein erster HAMMERFILM.

Als deutsche Komödie, in der Schwung und Spaß kein Versprechen bedeuten, sondern powervoll drinstecken. Weil junge Schauspieler dies ebenso überzeugend wie stimmig ‘rüberbringen. Das Drehbuch-Team hat es tatsächlich verstanden, unterhaltsame pointierte Pubertätsspitzen zu setzen. In der Schule. Wo sich Punk-Rocker Max (TIM OLIVER SCHULTZ) mit seiner Gruppe „Systemfehler“ auf der Überholspur des Erfolges wähnt. Ein Plattenvertrag ist dank ihres ersten Hits – eben: „Wenn Inge singt“ – in Aussicht. Dass er mit DEM aber die Mitschülerin und selbstbewusste Öko-Aktivistin Inge (PAULA KALENBERG) vor der Gemeinde bloßstellt, schert ihn nicht. Doch als sich der coole Gitarrist Joscha (CONSTANTIN VON JASCHEROFF) ausgerechnet vor dem großen Gig an den Händen verletzt, muss Max zu Kreuze kriechen. Ausgerechnet „seine“ Inge erweist sich nämlich als hervorragende Gitarristin. Würde auch mitmachen, wollen, wenn beim bevorstehenden Wettbewerb NICHT „ihr“ Inge-Song gespielt wird. Doch mit DEM will die Truppe natürlich punkten. Also muss der coole Onkel von Max, Ex-Schlagerfuzzi Herb König (PETER KRAUS), listig eingreifen, damit sich hier überhaupt noch etwas bewegt. Rocken kann.

RICHTIG gelesen, PETER KRAUS. Inzwischen pfiffige 74, das Urgestein des deutschen Schlagers („Sugar Baby“) und Roller („Tutti Frutti“). Als selbstironischer Alt-Rocker lässt er hier erstaunlich charmante wie selbstironische Töne chillen. Liebt es innig, schon mal im Beerdigungsinstitut „Probe zu liegen“. Was gar nicht so einfach ist, denn „in den feinen Klötzern“ ist bisweilen schon mal „die Akustik miserabel“. In und mit dieser kessen Frechheitstonart, die nicht überzogen, sondern fetzig-witzig wirkt, läuft die Show prima durch. Mit und bei starkem Power-Klima. Wobei die beiden Hauptakteure das stimmungsvolle Ensemble schwungvoll anführen: Tim Oliver Schultz (2008 in „Die Welle“ gut angefangen) lässt großkotzig den herzigen Macho-Bubi dampfen; und Paula Kalenberg („Krabat“) als Titelschönheit Inge überzeugt vor allem ganz stark in den süffisanten Zwischentönen.

Leute, wir müssen nicht immer gen Hollywood schauen, wenn es um das dampfende Jung-Anmach-Sein beim hitzigen Nachwuchs geht: Hier haben wir eine spiel-spaß-spannend-luftige Performance, die aktionsreich, schnell und schmissig abhottet. WOLFGANG GROOS hat hier eine spitzenmäßige Unterhaltung geschaffen. Klasse, der Typ (= 4 PÖNIs).

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