STEVE JOBS

„STEVE JOBS“ von Danny Boyle (USA 2015; B: Aaron Sorkin; nach der gleichn. Biographie von Walter Isaacson; K: Alwin H. Küchler; M: Daniel Pemberton; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.11.2015); in der „Süddeutschen Zeitung“ (vom 29.10.2015) war zu lesen, dass der „Apple“-Konzern einen weiteren Umsatzrekord meldet; von Anfang Juli bis Ende September hat das Unternehmen 51,5 Milliarden Dollar umgesetzt, dabei 11,1 Milliarden Dollar Gewinn gemacht, was einem Anstieg um 31% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Ein Viertel des Umsatzes machte dabei das Geschäft in China aus.

Das Gute vorweg – hier waren Könner am Werk. Drehbuch-Autor AARON SORKIN („Eine Frage der Ehre“; „Hallo, Mr. President“; „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“; TV-Serien: „The West Wing – Im Zentrum der Macht“; „The Newsroom“) erhielt 2011 den „Oscar“ in der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“ für „The Social Network“; Aaron Sorkin zählt zu den brillanten Köpfen in Sachen Drehbücher für bessere Kinofilme und ebensolche Fernsehserien.

Mit dem Namen des britischen Regisseurs und Produzenten DANNY BOYLE verbinden sich erstklassige Kinofilme wie „Kleine Morde unter Freunden“; „Trainspotting – Neue Helden“, „28 Days Later“ oder „127 Hours“. Sein Film „Slumdog Millionär“ wurde 2009 achtfach „Oscar“-prämiert, darunter als „Bester Film“ sowie auch für die „Beste Regie“. Danny Boyle, 59, der auch die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 in London als Produzent und Künstlerischer Leiter verantwortete, zählt zu den bedeutendsten Filmkünstlern unserer Zeit.

Das Bessere weiter: Irgendjemand, war es Billy Wilder?, hat einmal sinngemäß formuliert, im Kino käme es mehr darauf an „zu zeigen“ als viel reden zu lassen. Der Film „Steve Jobs“ widerspricht dem nachhaltig. Und funktioniert dennoch. Fasziniert gerade durch seinen üppigen „Redeschwall“, mit wunderbar geschliffenen Dialogen; ist überragend reizvoll und sagenhaft Wort-spannend.

Schließlich – das bzw. d e r Überragende: Es gibt hier einen erstklassigen Schauspieler und Hauptdarsteller, der es so sagenhaft-brillant vermag, 178 Seiten Drehbuch-Text glaubhaft und voller authentischer Wirkung dermaßen aufregend ‘rüberzubringen, dass man förmlich an seinen Lippen hängt. MICHAEL FASSBENDER, der am 2. April 1977 in Heidelberg geboren wurde und ab seinem zweiten Lebensjahr in Irland aufwuchs. Fassbender hat sich mit Auftritten in Filmen wie „Hunger“, „12 Years a Slave“ („Oscar“-Nominierung), „Shame“ und kürzlich „Slow West“ einen hervorragenden Namen geschaffen; mit seiner Performance des „Steve Jobs“ ist er nun reif und erster Kandidat für den „Oscar“ 2016.

Steven „Steve“ Paul Jobs (*24.02.1955 – †05.10.2011) gilt als einer der herausragenden „Technik-Pioniere“ des 20. Jahrhunderts. Als Mitgründer und langjähriger Chief Executive Officer (CEO = Geschäftsführer) von APPLE Inc. war er eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Computer-Industrie. Zusammen mit Steve Wozniak und Ron Wayne gründete er 1976 „Apple“ und verhalf Generationen von Heimcomputern, Smartphones sowie Tablet-Computern zu weltweiter Popularität. Zudem war er mit dem Macintosh ab 1984 maßgeblich an der Einführung von Personal Computern mit grafischer Benutzeroberfläche beteiligt und entwickelte mit dem iTunes Store und dem Medienabspielgerät iPod in den frühen 2000er Jahren wichtige Meilensteine für den Markterfolg digitaler Musikdownloads. Sein Vermögen wurde im März 2011, ein halbes Jahr vor seinem Tod, vom Wirtschaftsmagazin „Forbes“ auf 8,3 Milliarden Dollar geschätzt (Quelle: Wikipedia).

Eine Biographie, die keine herkömmliche ist, also nicht ein Leben chronologisch nach“plappert“, sondern sich auf drei Produkt-Präsentationen konzentriert, in denen diese schillernde und einflussreiche Jahrhundert-Persönlichkeit im Mittelpunkt steht. Wort-gewaltig, Körper-stark, Charakter-brachial. Den Zeitraum zwischen 1984 und 1998 umfassend. Der Film „Steve Jobs“ nimmt den Zuschauer mit in das Epizentrum der digitalen Revolution. Und „präsentiert“ einen Egomanen als komplexes Genie, der mit der täglichen „Nebenbei-Erdigkeit“, im zwischenmenschlichen Bereich zum Beispiel, erhebliche Schwierigkeiten hat. „Technisch“ ein konzentrierter Visionär, in Persona allerdings ein Grobian mit diktatorischen Ausrastern, den „auszuhalten“ eine ziemliche Hornhaut, ein ausgesprochen ganz dickes Fell, erfordert. Ob es um interne Duelle mit seinen aufgebrachten Kollegen geht, ob es sich um sein – von ihm lange Zeit – nicht anerkanntes Kind, Lisa, handelt, deren Mutter auf Sozialhilfe angewiesen ist. Steve Jobs polarisiert. Ständig.

Berufliche wie private Schnittstellen aus dem Seelen-Labyrinth dieses Despoten kommen zur rhetorischen Betrachtung. Hier der Besessene, dort das Scheusal. Ein Genie kann offensichtlich nicht zugleich ein zugänglicher Mensch sein. Wird einmal mehr vorgeführt. „Action“ donnert als Sprache durch die „zitternde“ Szenerie, während MICHAEL FASSBENDER als „gefühlsamputierter Supermann“ („epd-Film“) im Eilschritt durch seine One-Man-Lebens-Show unaufhaltsam dampft. Fassbender bewältigt diese verbale Tour de Force überragend. Überwältigend. Er ist in jeder Szene mit-dabei und vermag seinen Shakespeare-haften Dauer-Überflieger-König grandios auszubreiten. Selten war „schauspielern“ so wuchtig-imposant. Empfindbar. Knisternd. Dicht. Bestechend. Überragend. Auch, unbedingt zu erwähnen, in der deutsch-sprachigen Übernahme seines vorzüglichen Synchronsprechers NORMAN MATT.

Während um ihn herum ein dermaßen „angetörntes“ Ensemble klasse mitmacht: „Oscar“-Lady KATE WINSLET („Der Vorleser“) hält als Dauer-Kontra-Coach Joanna unbeirrbar wie heftig dagegen, ist sozusagen die aufrechte „Verbindung“ des Steve Jobs zum „Draußen-Leben“. Komiker SETH ROGEN („Beim ersten Mal“; „The Interview“) als Jobs Garagen-Partner Steve „Woz“ Wozniak gibt seiner Figur als vom „öffentlichen Meister“ nicht akzeptiertes Zweit-Genie und als einstiger Firmen-Mitbegründer prächtige Kontur. JEFF DANIELS („Der Marsianer“; „The Purple Rose of Cairo“) hat als Apple-Präsident John Sculley einige hintergründig-deftige Gefechte mit Michael Fassbender-Jobs auszutragen.

„STEVE JOBS“: der herrlich Gedanken-pointierte Film über eine Ikone. Als Verbal-Hardcore. Spannend, faszinierend, prächtig mitteilend, herrlich in den Kopf knallend. Überragendes Wort-Kino mit Stil, Charme und Pixel (= 4 ½ PÖNIs).

Teilen mit: