„STERNSTUNDE“ von Suzana Amaral (B+R; Brasilien 1985; 96 Minuten; Start D: 1989).
Der Film beschäftigt sich mit Personen der Mittel- und Unterschicht, mit den Umständen und Zusammenhängen‚ in denen sie leben. Er hat etwas sehr lebensnahes, tragikomisches und zeitloses.
Die 19jährige Macabea ist Sekretärin, Jungfrau und mag Coca Cola, so charakterisiert sie sich selbst im Film.
Lesen und Schreiben bereiten ihr enorme Schwierigkeiten und ihre Manuskripte sind regelmäßig von Wurstflecken und Löchern verunstaltet. Was sich hier so äußerst humorvoll anhört, ist in Wirklichkeit ganz tragisch.
Macabea ist Waise und kommt vom Lande. In Sao Paulo, wo sie ihr Glück versuchen will, eckt. sie mit ihrer unschuldigen Naivität überall an. Macabea ist ein hoffnungsloser Fall. Die Weltoffenheit und Liebenswürdigkeit die sie an den Tag legt, bringen ihr bei den Großstadtmenschen nur Mitleid und Missgunst ein.
„Sternstunde“ ist ein sehr leise inszenierter Film. Wenn Macabeas Seele vor Schmerzen schreit, dann schluckt das Mädchen immerzu Aspirin.
Weil sie von Mitmenschen nur dann bemerkt wird, weil die sie zurechtweisen oder blind sind, dann befriedigt sich Macabea nachts
selbst.
Macabeas gibt es überall. Sie verkörpern das gesammelte Unglück und die Ungerechtigkeit dieser Welt. Niemand will etwas mit ihnen zu tun haben, weil sie einen an die eigene Traurigkeit erinnern,
„Sternstunde“ ist ein zart und empfindsam inszeniertes Trauerspiel (= 3 ½ PÖNIs).