DER SOLDAT JAMES RYAN

PÖNIs: (5/5)

Er hat mit Werken wie “Der weiße Hai“, “E.T.“ und “Indiana Jones“ die mit-erfolgreichsten Filme der Filmgeschichte inszeniert. Er hat mit dem Meisterwerk “Schindlers Liste“ d e n definitiven Spielfilm über den Holocaust geschaffen und zugleich einen der bewegendsten Filme überhaupt hergestellt. Er ist “Oscar“-Preisträger und bekam kürzlich sogar das deutsche Bundesverdienstkreuz. Reichtum, Auszeichnungen, Orden: STEVEN SPIELBERG müsste eigentlich der zufriedenste Mann und Filmemacher überhaupt sein. Doch dann dies: Anstatt es sich auf dem künftigen Regiestuhl “bequem“ zu machen, um seinen Gewinn locker mit Streifen wie “Jurassic Park 3 bis 6“ populär zu vermehren, machte er sich die nächste Filmsache alles andere als einfach: Die neueste Arbeit von Steven Spielberg ist – ein Kriegsfilm. Titel:

„DER SOLDAT JAMES RYAN“ von Steven Spielberg (USA 1998; K: Janusz Kaminski; M: John Williams; 168 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.10.1998).

Eingangs-Thema: Der 6. Juni 1944, die alliierte Landung in der Normandie, der Anfang vom Ende der Nazi-Diktatur. Kein “sicheres Thema“ also, und schon gar kein leichtes technisches Unterfangen, ganz im Gegenteil, wie Steven Spielberg in einem Interview erzählte.

Die erste halbe Stunde des 168-minütigen Films ist unvorstellbar. Definierte sich der amerikanische Kriegsfilm aus Hollywood in der Mehrzahl bislang als “das Kino der Helden“ und als “das Kino der Stars“ – siehe zum Beispiel “Der längste Tag“ von 1961 über dasselbe Motiv mit John Wayne, Robert Mitchum und Henry Fonda -‚ so widersetzt sich Spielberg auf eine noch nie gesehene, schockierende Weise diesem Zelluloid-Bild. Das totale, perverse Chaos. Das ununterbrochene Stakkato von Maschinengewehrfeuer. Von Panzerfäusten, von Granathagel, von explodierenden Minen. Schreiende, blutige, zerfetzte Männer. Aber dieser Trommelwirbel der Munition hört einfach nicht auf. Die Kamera in Augen- und Kniehöhe lässt nicht locker. Verweigert sich einer Distanz oder einer beruhigenden Übersicht. Nur: das grausame, widerwärtige Gemetzel. Die Abartigkeit, die Sinnlosigkeit von Krieg: John Wayne ist endgültig tot. Eine Ouvertüre, die jede gedankliche wie physische Schmerzgrenze überschreitet. “Nur die Toten haben den Krieg ganz erlebt“, schrieb Erich Maria Remarque, der Autor von “Im Westen nichts Neues“, einst sinngemäß. Für Spielberg d a s Motto dieser unbarmherzigen ersten 30 Filmminuten. Dann beginnt die “private Geschichte“ dieses Kriegsfilms. 3 Brüder einer Farmer-Familie sind binnen kurzer Zeit an der Front gefallen. Die Admiralität in Washington befiehlt in einem Anflug von Humanität den noch lebenden 4. Bruder, James Ryan, ebenfalls Front-Soldat, zu suchen und heil nach Hause zu schicken. Captain Miller macht sich, mit einer 8-köpfigen Sondereinheit auf den Weg. Aus dem anonymen Massen-Sterben vom langen Anfang wird nun ein individuelles. Denn “nebenher“ geht der Krieg natürlich weiter und dezimiert auch die Gruppe um den Captain.

Ein “erstaunlicher“ Kriegsfilm: Kein eindimensionales Feindbild, keine Helden-Porträts, kein souveräner Anführer mit übermenschlichen Kräften und Fähigkeiten, keine blinden Untergebenen und schon gar keine furchtlosen Kämpfer: Nirgendwo kann/darf man sich “festhalten“, orientieren. Der Feind ist einzig der Krieg, schreit es überall aus den hämmernden Bildern heraus. Deshalb steht auch kein Star-Auftritt im Raum, obwohl TOM HANKS den “Lehrer“ Captain Miller spielt: Hanks ist nur das bekannteste Gesicht im uniformierten Ensemble, nicht mehr, aber auch nicht weniger. “The film to end all wars“, titelte die US-Zeitung “The New Yorker“ über den Film “Der Soldat James Ryan“ von Steven Spielberg: “Es ist der Film, um alle Kriege zu beenden“. Schön wär’s… (= 5 PÖNIs).

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