THE SIXTH SENSE

Die Erfolgsspur des Hollywood-Stars BRUCE WILLIS ist beeindruckend. Seit ihm 1988 mit dem Action-Drama “Stirb langsam“ der Durchbruch gelang, haben seine Filme danach – darunter die beiden “Stirb langsam-Nachfolger“ oder der Mega-Hit “Armageddon“ – weltweit knapp 2 Milliarden Dollar eingespielt. Willis mutierte, neben Arnold Schwarzenegger, zu d e m Krawall-Helden der Studios. Dass er aber auch ANDERS und ANDERES kann, beweist der nunmehr 44-jährige vehement in seinem neuesten Film

„THE SIXTH SENSE“ von M. Night Shyamalan (B+R; USA 1999; K: Tak Fujimoto; M: James Newton Howard; 107 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.12.1999).

Mit einem Einspielergebnis von mittlerweile über 275 Millionen Dollar avancierte der Streifen zum erfolgreichsten in der Karriere des Bruce Willis und zugleich zu d e m Überraschungshit des US-Kinojahres 1999. Dabei tritt Willis hier nicht als schießwütiger, prügelnder Racheengel auf, sondern er spielt einen – KINDERPSYCHOLOGEN! Und, eine weitere erstaunliche Entdeckung: “The Sixth Sense“ wurde vom 28-jährigen Neuling M. (MANOJ) NIGHT SHYAMALAN (= gesprochen: Schamalan) geschrieben und inszeniert. Einem Drehbuch-Autoren und Kurzfilmer, der seinen erst 3. Spielfilm vorstellt.

Malcolm Crowe (Bruce Willis) ist ein geachteter Kinderpsychologe. Für seine verdienstvolle Tätigkeit wurde er soeben von der Stadt Philadelphia hochoffiziell ausgezeichnet. Doch als er gerade mit seiner Ehefrau zu feiern gedenkt, bricht ein ehemaliger Patient bei ihm zuhause ein und schießt ihn an. Monate später ist Crowe wieder hergestellt und übernimmt den Fall des 8-jährigen Cole. Der lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter, leidet unter mysteriösen Angstzuständen und findet kaum Kontakt zu Gleichaltrigen. Malcolm und Cole kommen sich langsam näher, doch das Vertrauensverhältnis ist auch begrenzt.

Als Cole von Mitschülern während einer Geburtstagsfeier in eine Dachkammer eingesperrt wird, erleidet er einen Schock. Im Krankenhaus vermag er dann seinem Mentor endlich sein schreckliches Geheimnis anzuvertrauen. Der Doktor reagiert mit ebenso natürlicher wie professioneller Skepsis. Plant die Einweisung seines kleinen Patienten in eine geschlossene Anstalt. Von wegen schubweise Schizophrenie. Doch dann erweist sich mittenmal die Realität weitaus schlimmer als der schlimmste Alptraum überhaupt.

Thematische Auflösungen vermögen im Kino von heute kaum noch zu überraschen. Hier aber, am Ende des Films “The Sixth Sense“, gibt es noch eine solche Überraschung. Und was für eine! Doch nicht nur deshalb und deswegen ist abzusehen, dass der Film bald schon zu den Klassikern der Psycho-Thriller hinzugezählt werden kann. Er beeindruckt zudem in seiner behutsamen Erzählstruktur und seiner sensiblen Dramaturgie. Er ist klug und dann auch sensationell-logisch erdacht. Und: Die beiden so ungleichen Hauptakteure spielen unglaublich überzeugend: Bruce Willis ordnet sich äußerst diszipliniert der Geschichte und seiner kribbelnden Stimmungslage unter. Entpuppt sich als vorzüglicher Charakter-Mime. Während der 11-jährige HALEY JOEL OSMENT, der einst schon so eindrucksvoll den jungen “Forrest Gump“ darstellte, als grandioser kleiner Partner auftritt: Ein großartiger, sehr berührender Kinder-Darsteller mit “Oscar“-Triumph-Geschmack.

Fazit: Am Jahresende erleben wir im Kino einen der besten Filme des Jahres. “THE SIXTH SENSE“ von M. Night Shyamalan geht unter die Haut und ist ein Spannungserlebnis, das noch lange nachhallen wird (= 5 PÖNIs).

P.S.: Das Budget von „The Sixth Sense“ betrug 40 Millionen Dollar. Das weltweite Einspielergebnis des 6-fach „Oscar“-nominierten Streifens lag bei rund 670 Millionen Dollar.

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