SELF/LESS – DER FREMDE IN MIR

SELF/LESS – DER FREMDE IN MIR“ von Tarsem Singh (USA 2013/2014; B: Alex Pastor, David Pastor; K: Brendan Calvin; M: Antonio Pinto; 117 Minuten; Start D: 20.08.2015); der indisch-stämmige Regisseur gilt als spannendes Talent im kreativen Hollywood-Business-Zirkel, aufgefallen zuletzt auch bei uns, im Frühjahr 2012, durch seine pikante Märchen-Adaption „Spieglein, Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewitchen“ (s. Kino-KRITIK).

Hier bedient er gepflegten Spannungsstandard. In Sachen Mystery & Homo Sapiens. Sir BEN KINGSLEY tritt als milliardenschwerer Industrieller Damian Hayes auf. Damien ist kein Edel-Gauner, der sich seinen Reichtum durch irgendwelche verbrecherischen Winkelzüge erworben hat, nein, ganz im Gegenteil, Hayes ist stets ein kluger Kopf gewesen, der es geschafft hat, aufgrund seiner außergewöhnlichen Intelligenz groß aufzusteigen. Und viel Geld zu machen. Doch das Alter nagt. Natürlich auch bei ihm. Beziehungsweise – mehr am Körper als am oder im Kopf. Denn gerade signalisiert der Körper Endlichkeit. In Form von Krebs. Und hier beginnt der eigentliche faszinierende Gedankengang: Es ist doch außerordentlich schade, wenn ein noch hoch-funktionierender Spitzen-Geist deshalb „aufgeben“ muss, weil der Körper-Rest nicht mehr „mitmacht“.

Ein Institut. Ein Professor. Albright (MATTHEW GOODE). Und sein neues radikales medizinisches Verfahren. Sündhaft teuer. Also nur für „Auserwählte“. Die sich DAS leisten können. Wie Damian. Mehr Lebenszeit zu bekommen, mit dem eigenen klugen Kopf und „darunter“ – einem neuen gesunden Körper. So lautet das medizinische Versprechen. Der Hokuspokus wird installiert, und aus Sir Ben Kingsley wird Strahlemann RYAN REYNOLDS. Als nun Damian Junior. Sozusagen. Der ständig bestimmte rote Pillen nehmen muss, um die unangenehmen Alptraum-„Nebenwirkungen“ zu verscheuchen. Und weiteres Misstrauen.

Wir ahnen, es gibt Unannehmlichkeiten. Als Junior sich den Tagespillen verweigert und sich auf die Suche nach seinem Körper-Woher begibt. Und auf eine völlig verblüffte Witwe und eine begeisterte kleine Tochter stößt. Was natürlich der Chefetage des Unternehmens überhaupt nicht gefällt. Und weil Junior Damian „bockig“ bleibt, entwickelt sich die Chose zum Verfolgungs- und Baller-Tammtamm. Plötzlich erweisen sich Dottore Albright & Konsorten als schäbige Gangster. Die nur ihre Pfründe zu sichern beabsichtigen. Mit allen gemeinen, brutalen Mitteln. Mittendrin: Der „zweiteilige“ Damian Hayes.

Eine Stunde besteht Interesse. An einem durchaus packenden phantastischen Menschheitsthema. Dann aber geht die gedankliche wie emotionale Wirkung flöten, wenn „Self/Less“ nur noch eine gewöhnliche Art von Radau-Krimi wird. Mit den üblichen Zutaten: Frau, Kind, die Beschützer-Rennereien, die Bösen schießen immer daneben, werden selbst viel dezimiert…und so weiter…und so weiter. Nichts Neues von der Gut-Böse-Stange. Interessante Fiction-Fragen zur Menschheit werden nur angerissen, aber nicht mehr verfolgt. Überschaubar-platt müht sich der Film zum (Happy-)Ende hin.

„Selbst / Weniger“ ist eine verschenkte Produktion. Die eine mögliche prickelnde Unterhaltung ziemlich verdaddelt (= 2 PÖNIs).

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