Der Schrei 100. Ausgabe ca. 1979
10 Jahre Literarische Mittwochsgesellschaft
„…den DGB-Berlin bei seiner kulturellen Aufgabe zu unterstützen“, heißt es u.a. in den Richtlinien der LMG, die am 1. September auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken kann und zu diesem Jubiläum auch die 100. Ausgabe ihrer monatlich kostenlos herausgegebenen Loseblattkritikenzeitschrift „PRO und KONTRA “ veröffentlicht.
Die LMG ist ein Kreis junger Berliner Gewerkschaftler, der insbesondere an Literatur, Film, Theater und bemerkenswerten Platten interessiert ist und sich durch ständiges Arbeiten mit diesen entsprechenden Materien einiges Fachwissen angeeignet hat, das nun anderen jungen Leuten wiederum weitervermittelt werden soll. Da die Gruppe sich in den ersten Jahren nach der Gründung jeweils am Mittwochabend im DGB-Haus traf, wurde so der „Mittwochsname“ geprägt. Bis 1968 hatte die LMG im DGB-Haus einen eigenen, kleinen Clubkeller, in dem ständig Gespräche mit Künstlern vielseitigster Art oder zu zwangslosen Zusammenkünften gebeten wurde.
Bautechnischen Bedenken zufolge musste dieser außerordentlich gut besuchte Club leider geschlossen werden. Weitere, nun terminmäßig nicht mehr festliegende Veranstaltungen bewiesen, dass ein neuer Weg gesucht werden musste, denn durch di e bedauerliche Schließung des kleinen Kellers war eine derartige gewünschte, persönliche Atmosphäre einfach nicht mehr vorhanden.
Einzelne Veranstaltungen fanden noch reges Interesse, allgemein jedoch war durch die Unregelmäßigkeit der Abende eine gleichbleibende Weiterarbeit natürlich ausgeschlossen. So entstand der Gedanke von der Zusammenarbeit mit dem RIAS-Jugendfunk, die mit uns schon einige Veranstaltungen gemacht hatten. Inzwischen hat die LMG im TreffpunktPodium von Freund-Moderator DEO einen echten Stammplatz. Die breite Hörerresonanz bestätigte erneut, dass Interesse vorhanden ist. Mit Erich Richter, dem rührigen „Blickpunkt“-Chef, wurde danach die Verbindung geknüpft. Und so entstand die sonntägliche Information von uns auf der Jugendseite im TELEGRAF. Die gemeinsam mit der „Freien Volksbühne“ jeweils monatlich kostenlos durchgeführten Abende „Wie funktioniert das Theater?“ haben Massen-Besuche zu verzeichnen.
Eine Außenseiter-Hobbygruppe, wenn man will. Ein verschworener Haufen, di e glauben, etwas „in der allgemein verständlichen Sprache junger Leute“ mitteilen zu können. Vielfach belächelt, oftmals um Information angesprochen. Die LMG des DGB, die einzige Amateurkritikergruppe in Deutschland mit eigener Zeitschrift, scheint nach 10 Jahren interessant geworden zu sein.